15.12.2012 Aufrufe

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

— 618 —<br />

der H<strong>in</strong>reise nur zwei zur Rückkehr annimmt; davon wollte<br />

aber der Pferdevermiether nichts hören. Vierundzwanzig<br />

Duros und e<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kgeld für unseren Begleiter, im Falle<br />

wir mit ihm zufrieden seien, das war se<strong>in</strong> Ultimatum, auf<br />

welches endlich e<strong>in</strong>gegangen wurde, unter der Bed<strong>in</strong>gung,<br />

morgen früh um sechs Uhr abzureisen. Wir besahen noch<br />

Pferde und Sattelzeug – e<strong>in</strong>e Vorsicht, welche bei ähnlicher<br />

Veranlassung ke<strong>in</strong> Reisender <strong>in</strong> <strong>Spanien</strong> versäumen sollte.<br />

Auch unseren Begleiter ließen wir uns vorstellen; es war<br />

e<strong>in</strong> junger Bursche mit e<strong>in</strong>em pfiffigen Gesichte, der uns<br />

freundlich angr<strong>in</strong>ste.<br />

So waren wir also für den nächsten Tag engagirt und<br />

froh, dem verhaßten Eilwagen entronnen zu se<strong>in</strong>.<br />

Da der Tag schön und klar zu Ende g<strong>in</strong>g, so machten wir<br />

noch e<strong>in</strong>en Spaziergang an den Tajo h<strong>in</strong>ab, und zwar bis<br />

tief an das Flußufer unterhalb der Brücke von Alcantara. Da<br />

liegt e<strong>in</strong>e alte kle<strong>in</strong>e Mühle zwischen den Felsen des Ufers<br />

so still und melancholisch, wie ich mich lange nicht er<strong>in</strong>nerte,<br />

Ähnliches gesehen zu haben. <strong>E<strong>in</strong></strong> Wehr von schwarzen,<br />

bemoosten Ste<strong>in</strong>en staut das Wasser zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

dunkeln See, der unergründlich tief zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t und dabei<br />

so verführerisch ruhig und klar ist, so anlockend und<br />

geheimnißvoll glänzend, daß es, glaube ich, für e<strong>in</strong> betrübtes<br />

Gemüth gefährlich wäre, hier lange h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuschauen;<br />

ist man doch hier <strong>in</strong> der tiefen Schlucht, namentlich wenn<br />

der Abend nieders<strong>in</strong>kt, wie von allem Leben abgeschnitten.<br />

Geheimnißvoll gluckst und murmelt das Wasser neben<br />

uns und schleift <strong>in</strong> seltsamen Tönen an den steilen Felswänden,<br />

während es eilfertig dah<strong>in</strong>schießt und uns zuzurufen<br />

sche<strong>in</strong>t: Komm mit, komm mit! – Dunkle Abendschatten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!