15.12.2012 Aufrufe

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 593 —<br />

e<strong>in</strong>e vier- bis sechsfache Zahl beherbergen konnte. Eigenthümlich<br />

ist der Anblick auf die Dächer und Terrassen; vielfach<br />

sieht man auf den letzteren noch e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Aufbau<br />

von Säulen und Bogenfenstern, durch welche man den frischen<br />

Luftstrom genießen und weit h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> das Land lugen<br />

konnte. Diese Aufbauten nehmen sich auf den grauen<br />

Mauern wie e<strong>in</strong>e eigene Stadt auf den Dächern aus. Auch<br />

mehrfache Überbleibsel aus der Maurenzeit entdeckt man<br />

hier oben, und kle<strong>in</strong>e Kuppeln, die sich, von unten gesehen,<br />

sche<strong>in</strong>bar ängstlich zwischen den hohen trotzigen<br />

christlichen Thürmen verbergen, treten hier frei zu Tage;<br />

überhaupt entdeckt man von der Gallerie des Thurmes e<strong>in</strong>e<br />

Menge hervorragender Bauwerke, die <strong>in</strong> dem Labyr<strong>in</strong>th<br />

der engen Gassen verschw<strong>in</strong>den.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>er der Geistlichen der Kirche, e<strong>in</strong> freundlicher alter<br />

Mann, der zu unserem Glücke geläufig Französisch sprach,<br />

hatte uns h<strong>in</strong>aufbegleitet, und nannte uns gern e<strong>in</strong>zelne<br />

hervorragende Punkte der Stadt. Ziemlich deutlich sahen<br />

wir auch von hier, wie der Tajo dieselbe auf drei Viertheilen<br />

ihres Umfanges umkreist; weit über die öde Fläche daher,<br />

welche wir gestern geritten, schlängelt er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em grünen<br />

Streifen, wie e<strong>in</strong>e langgezogene Oase <strong>in</strong> der Wüste, und<br />

bricht sich dicht vor der Stadt e<strong>in</strong>en Weg durch gewaltige<br />

Granitmassen, statt, wie er wohl gekonnt hätte, quer über<br />

die Sandebene gemächlich weiter zu laufen, – – e<strong>in</strong> schönes<br />

Bild jener alten echten Ritterlichkeit, die auch Kampf und<br />

Tod aufsuchte und sich den entgegentretenden H<strong>in</strong>dernissen<br />

frisch und muthig entgegenwarf.<br />

Vor uns, entlegen vom Felsenufer des Flusses, sehen wir<br />

e<strong>in</strong>en mächtigen Bau aus dem sechszehnten Jahrhundert,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!