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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 598 —<br />

es nicht e<strong>in</strong>e gezackte Mauer, die tief h<strong>in</strong>abgeht bis zum<br />

Wasserspiegel, so ist es e<strong>in</strong> trotziger Thurm, der so keck<br />

auf e<strong>in</strong>em Felsenvorsprunge steht, daß man sich wundert,<br />

wie ihn nicht schon lange der W<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>abgeweht. Bald s<strong>in</strong>ken<br />

die Häusermassen Toledos vor unserem Blicke sche<strong>in</strong>bar<br />

zusammen, bald steigen sie wieder hoch empor, je nach<br />

unserem Standpunkte; aber immer liegt die alte ritterliche<br />

Stadt vor uns, gleich schön und prächtig, bei jedem<br />

Schritt für Maler und Zeichner die verschiedensten und<br />

dankbarsten Aufgaben zu zeigen. Von der Kathedrale sieht<br />

man den Thurm auf dem ganzen Wege; nur zuweilen zeigt<br />

sich die niedrigere Kirche zwischen den Häusern, um aber<br />

beim Weiterschreiten unserem Blicke bald wieder zu verschw<strong>in</strong>den.<br />

Fast beständig haben wir dagegen die gewaltigen<br />

Massen des Alcazars vor uns, der hoch emporragt über<br />

die Stadt, Alles beherrschend.<br />

Der Fußpfad selbst, auf dem wir gehen, wird mit jedem<br />

Schritte malerischer und <strong>in</strong>teressanter. Wir haben das Felsplateau<br />

verlassen, e<strong>in</strong> Hohlweg nimmt uns auf, <strong>in</strong> dem wir<br />

auf schlüpfrigen Ste<strong>in</strong>en abwärts steigen, und wir sehen<br />

e<strong>in</strong>e Zeit lang nichts als graue Mauern zu beiden Seiten<br />

und e<strong>in</strong>en schmalen Streifen des dunkelblauen Himmels<br />

über uns. Jetzt bemerken wir zu unserer L<strong>in</strong>ken e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e,<br />

offene Pforte, wir treten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und bef<strong>in</strong>den uns auf<br />

e<strong>in</strong>er Terrasse, von deren Stützmauern es Hunderte von<br />

Fußen steil <strong>in</strong> den Tajo h<strong>in</strong>abgeht. Die Brustwehr hat e<strong>in</strong>e<br />

Veranda, zwischen deren Säulen h<strong>in</strong>durch, und von ihnen<br />

gleichsam e<strong>in</strong>gerahmt, wir e<strong>in</strong>e neue köstliche Ansicht der<br />

gegenüberliegenden Stadt haben. Niemand stört uns hier,<br />

als wir uns, im Anschauen versunken, auf der Brustwehr

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