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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 161 —<br />

Dem erhabenen Inneren der Kathedrale entspricht aber<br />

ke<strong>in</strong>eswegs das Äußere der Kirche; <strong>in</strong> w<strong>in</strong>kelige Gassen<br />

versteckt, bietet es sich nirgends zu e<strong>in</strong>em Gesammt-<br />

Anblicke dar. Die Thürme s<strong>in</strong>d unbedeutend, und die e<strong>in</strong>em<br />

großen Platze zugekehrte westliche Giebelseite ist<br />

noch e<strong>in</strong>e unvollendete rohe Mauer, wie an vielen italienischen<br />

Kirchen, und dazu noch stellenweise sehr ungeschickt<br />

und verschnörkelt bemalt.<br />

Gleich neben der Kathedrale sche<strong>in</strong>t uns e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />

Haus, obgleich se<strong>in</strong>e Mauern fast schwarz s<strong>in</strong>d und trotzig<br />

<strong>in</strong> die Höhe ragen, durch den Wechsel der Zeit schon<br />

zugänglicher geworden. Se<strong>in</strong>e beiden Flügel s<strong>in</strong>d durch<br />

e<strong>in</strong>e Gartenmauer verbünden, über welche e<strong>in</strong> außerordentlich<br />

hoher Orangenbaum herübernickt und sich mit<br />

dem grünen Laub und den goldgelben Früchten so gar anmuthig<br />

<strong>in</strong> dieser f<strong>in</strong>steren Umgebung ausnimmt. Die Thorflügel<br />

s<strong>in</strong>d halb geöffnet, und nachdem wir e<strong>in</strong>en Augenblick<br />

den zierlichen bronzenen Thürklopfer bewundert – er<br />

stellt e<strong>in</strong> fabelhaftes Thier vor, welches zwischen den Vordertatzen<br />

das Wappen des Erbauers trägt – schauen wir <strong>in</strong><br />

den Hof h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und erstaunen über die Zierlichkeit desselben,<br />

sowie auch über die Melancholie, welche se<strong>in</strong>e theilweise<br />

Zerstörung ausspricht. Hier bef<strong>in</strong>den sich mächtige<br />

Citronen- und Orangenbäume, die immer noch grünen<br />

und blühen, während der Strahl des Spr<strong>in</strong>gbrunnens <strong>in</strong> der<br />

Mitte des Hofes, der früher so anmuthig zu erzählen wußte,<br />

schon längst versiegt ist. Auch die Marmorplatten des<br />

Bodens s<strong>in</strong>d hier und da zersprungen, eben so e<strong>in</strong>ige von<br />

den Säulen, welche e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Halle im H<strong>in</strong>tergrunde des<br />

Hofes trugen. Man sieht auch wohl, daß diese Stelle lang<br />

ke<strong>in</strong> menschlicher Fuß mehr betreten, denn Ste<strong>in</strong>brocken

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