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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 354 —<br />

wir rechts und l<strong>in</strong>ks Erdaufwürfe, die augensche<strong>in</strong>lich dazu<br />

gedient hatten, Geschütze h<strong>in</strong>ter ihnen aufzustellen. Unser<br />

Redacteur löste uns diese Räthsel, <strong>in</strong>dem er uns erzählte,<br />

daß Albacete während der Bürgerkriege sich lange und<br />

hartnäckig vertheidigt habe. So trostlos übrigens die endlose<br />

schneebedeckte Chaussee gewesen, so war sie doch<br />

noch heimlicher und angenehmer, als die Gassen dieses Ortes;<br />

überdieß fand sich die Hauptstraße durch e<strong>in</strong>en umgestürzten<br />

Eselskarren vollständig verbarrikadirt, und nach<br />

e<strong>in</strong>igem Überlegen entschloß sich der Mayoral, das Postgebäude<br />

auf e<strong>in</strong>em Umwege durch enge Seitengassen zu<br />

erreichen. Diese Seitengassen aber waren eigentlich nichts<br />

mehr und nichts weniger als Düngergruben h<strong>in</strong>ter den<br />

Häusern, welche zuweilen mit kle<strong>in</strong>en, artigen Ste<strong>in</strong>brüchen<br />

abwechselten. Stückweise wurden wir fortgeschleppt<br />

und lagen bald auf der e<strong>in</strong>en, bald auf der andern Seite.<br />

Hier mußte auch endlich der Schutzgeist ermattet abgelassen<br />

haben; denn im Angesichts des Posthauses, als wir<br />

eben wieder <strong>in</strong> die sogenannte Hauptstraße e<strong>in</strong>biegen wollten,<br />

sanken die beiden l<strong>in</strong>ken Räder unserer Equipage <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> so unergründliches Loch, daß sich der Wagen, übrigens<br />

ziemlich sanft, gegen e<strong>in</strong>es der Häuser lehnte. Mir erschien<br />

es als das größte Wunder, daß die Lehmbaracke nicht unter<br />

dem Stoße zusammenbrach; da ich an dem l<strong>in</strong>ken Fenster<br />

saß, so kam ich so nahe an e<strong>in</strong>e der oben erwähnten<br />

Schießscharten, daß ich e<strong>in</strong>er erschreckten alten und sehr<br />

dicken Spanier<strong>in</strong>, welche dort stand und mit lautem Aufschrei<br />

zurückfuhr, freundschaftlich die Hand hätte schütteln<br />

können. Von e<strong>in</strong>em vernünftigen Aufrichten des Wagens<br />

war übrigens ke<strong>in</strong>e Rede; der Mayoral verließ sich auf<br />

se<strong>in</strong> Glück und die Maulthiere, wandte letztere rechts <strong>in</strong> die

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