ECHO Top500 2018

top 500 | INTERVIEW
oder nicht. Als Zweites geht es natürlich um
das Thema der Haftungen. Die Frage hierbei
lautet: Was kann passieren? Wie gefährlich ist
die Veranstaltung für die Zuschauer? Und wie
gefährlich ist sie für die Teilnehmer? Die Teilnehmer
tragen jedoch das Risiko meist selbst,
während der Veranstalter für die Sicherheit
der Zuschauer verantwortlich ist.
ECHO: Was sind die ausschlaggebenden
Kritierien beim Ausfallsrisiko?
Steinmayr: Bei Outdoor-Sportveranstaltungen
ist das Wetter einer der entscheidenden
Faktoren. Wenn beim Hahnenkammrennen
kein Schnee liegt oder während
des Bergiselspringens ein Schneesturm
herrscht, muss das Event abgesagt werden,
die Kosten sind aber bereits entstanden. Außerdem
kann es auch immer vorkommen,
dass der Hauptakteur, sei es nun ein Sportler
oder ein Künstler bei einem Konzert, krankheitsbedingt
ausfällt und das Event deshalb
nicht stattfinden kann. Das Ausfallsrisiko ist
jeder Veranstaltung immanent, wenn auch
in der Ausprägung sehr unterschiedlich. Die
Frage, die für uns relevant ist, ist natürlich:
Wie hoch ist dieses Risiko? Es gibt Künstler
mit allgemein bekannten Gesundheits- oder
Verlässlichkeitsproblemen und auch Veranstaltungen,
die traditionell aufgrund von
Jahreszeit oder anderen Faktoren als gefährdet
gelten. Diese sind dann schwieriger zu
versichern. Wir haben auch einmal die Tournee
das Dalai Lama versichert. Dabei kam
die Frage auf, was passiert, wenn er plötzlich
politisch gebraucht wird. Solche Fragen müssen
von Fall zu Fall geprüft und gelöst werden.
Unsere Aufgabe ist es, an alle Eventualitäten
zu denken und unsere Verträge entsprechend
zu gestalten. So auch zum Thema Terror, das
leider auch ein Faktor ist, der bedacht werden
muss.
Christian Steinmayr und Michael Perlornigg versichern mit ihren 15 Mitarbeitern
Gewerbe-, Tourismus- und Industriebetriebe sowie Großveranstaltungen.
ECHO: Was kann durch eine Ausfallsversicherung
alles abgedeckt werden?
Steinmayr: Die Kosten zur Ausrichtung einer
Großveranstaltung sind enorm. Praktisch
jedes Event benötigt Auf- und Abbau, Organisation,
Security, Catering und Werbung.
Zimmerbuchungen für Teilnehmer und
Verbände und je nach Event ganz spezielle
Präparierungsarbeiten kommen noch dazu.
All diesen Kosten stehen dann Einnahmen
gegenüber, die meist nur erzielt werden können,
wenn das Event auch wirklich durchgeführt
wird. Hier reden wir beispielsweise von
Eintrittsgeldern, Sponsoringeinnahmen oder
Fernsehgeldern. Der Kunde kann bei uns entweder
seine Kostenpositionen abzüglich der
erzielten Einnahmen versichern oder auch
die entgangenen Einnahmen unabhängig von
den angelaufenen Kosten. Je nachdem, was
mehr Sinn macht und im Schadenfall besser
nachweisbar ist.
ECHO: Was muss der Veranstalter bei der
Haftpflicht beachten?
Steinmayr: Man muss sich zuallererst klar
werden, dass man als Veranstalter für viele
Dinge haftet und eben auch entsprechend
abgesichert sein muss. Manchmal ist es dann
auch die Behörde, die verschiedenen Verbände
oder der eigene Anwalt, der hier Notwendigkeiten
aufzeigt. Wir versuchen hier, mit unseren
Erfahrungen auch bezüglich Haftungen
aufzuklären und gleichzeitig die Themen
aber auch zu lösen. Bei der Haftpflichtversicherung
geht es um Ansprüche Dritter, die
aufgrund von Personen- oder Sachschäden
an den Veranstalter gestellt werden. Hier hat
sich in den letzten Jahren viel geändert und
die Menschen sind leider viel eher bereit,
wegen Themen, die früher unter dem Siegel
Eigenverantwortung oder einfach nur „Pech
gehabt“ gelaufen sind, den Anwalt einzuschalten.
Wichtig ist hier einfach, bei jeder Veranstaltung,
egal ob klein oder groß, eine Veranstalterhaftplichtversicherung
abzuschließen
und mit seinem Berater zu besprechen, was
genau Gegenstand der Veranstaltung ist.
„Eine Serie wie das Red Bull
Air Race, wo Flugzeuge
unmittelbar in der Nähe
von Zuschauern rennmäßig
manövrieren, ist auch kein
versicherungstechnischer
Kindergeburtstag.“
ECHO: Was hat Sie in der Vergangenheit vor
besondere Herausforderungen gestellt?
Steinmayr: Als ich noch bei Red Bull war,
war ich für die Versicherung des Stratosphärensprungs
von Felix Baumgartner zuständig,
das war schon sehr außergewöhnlich. Eine Serie
wie das Red Bull Air Race, wo Flugzeuge
unmittelbar in der Nähe von Zuschauern
rennmäßig maövrieren, ist auch kein versicherungstechnischer
Kindergeburtstag. Abgesehen
davon ist aber die Hahnenkammabfahrt
in Kitzbühel für uns jedes Jahr eine ganz spezielle
Herausforderung, da die Veranstaltung
von so vielen Faktoren abhängig ist und hier
trotz hochprofessioneller Prozesse und einer
unglaublichen Organisation wirklich erst am
Samstag, um 11.00 Uhr, klar ist, ob alles passt
oder es eben versicherungstechnisch kracht.
Als ob das Event nicht so schon spannend genug
wäre. (lacht) Interview: Maria Witting
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