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top 500 | INTERVIEW „Seit Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung muss ein Unternehmen, das Daten verloren hat, nachweisen, dass es selbst mit seinen Schutzmaßnahmen am aktuellen Stand der Technik war.“ Gheri: Natürlich ist es trotzdem extrem wichtig, dass Unternehmen über einen gewissen Grundschutz verfügen, über den sich vieles vermeiden lässt. Viele befinden sich jedoch selbst in diesem Bereich noch in der Aufholphase. Zusätzlich gibt es inzwischen weitere Maßnahmen, die man seinem Grundschutz hinzufügen sollte. Das größte Einfallstor für Cyberkriminelle sind nach wie vor E-Mails. Wir haben bei Barracuda kürzlich eine Studie zu Ransomware, also erpresserische Software, durchgeführt, die ergeben hat, dass diese Zahl nach wie vor immens ist. Und obwohl Menschen insgesamt vorsichtiger mit E-Mails umgehen, ist die Zahlungsbereitschaft bei solchen erpresserischen E-Mails in den letzten Jahren gestiegen. Das liegt daran, dass es immer mehr „seriöse“ Cyberkriminelle gibt, die nach eingegangener Zahlung auch sofort Abhilfe schaffen. Diese Entwicklung ist natürlich katastrophal. Vor allem kleinere Unternehmen gehen nicht ausreichend gegen Ransomware vor und wissen nicht, dass ihr System sie nicht automatisch davor schützt. ECHO: Welche Trends gibt es abgesehen von Ransomware in der Cyberkriminalität? Gheri: Was extrem zugenommen hat, sind sozusagen Trickbetrügereien. Fingierte E-Mails werden im Namen des Chefs an die Mitarbeiter verschickt, mit der Aufforderung, so schnell wie möglich eine gewisse Überweisung zu tätigen. Unerfahrene Mitarbeiter tappen leider immer wieder in solche Fallen. Gerade für diese Fälle gibt es jedoch neue Technologien, die sehr hilfreich sein können. Durch Machine Learning und künstliche Intelligenz können Schreibmuster von Mitarbeitern und Vorgesetzten analysiert werden. So kann das System erkennen, ob eine Nachricht tatsächlich von dieser Person verfasst wurde oder es sich dabei um einen Betrugsversuch handelt. Mittlerweile gehören solche Systeme eigentlich zum Grundschutz in der betrieblichen E-Mail-Vorsorge. ECHO: Wie können sich Firmen allgemein in der Widerstandsfähigkeit besser aufstellen? Gheri: Aus der Erkenntnis heraus, dass nicht mehr auszuschließen ist, dass etwas passieren wird, müssen sich Firmen fragen, wie man sich nach einem Zwischenfall wieder selbst aufrichten kann. Der Mensch hat gegen jede übliche Krankheit Medikamente zu Hause. Auf betrieblicher Ebene ist das oft noch nicht der Fall. Wichtig ist zum Beispiel, dass man grundsätzlich und regelmäßig Back-ups von seinen Daten macht und auch überprüft, ob diese wiederherstellbar sind. Die Widerstandsfähigkeit wird auch durch einen funktionierenden Grundschutz vergrößert. ECHO: Welche Bereiche von Betrieben sind am schwerwiegendsten von Cyberattacken betroffen? Gheri: Viele Angriffe finden natürlich im Office-Bereich statt. Doch in herstellenden Betrieben wird auch zunehmend die Software in den Produktionsmaschinen und -anlagen angegriffen, die inzwischen direkt mit dem Office-Bereich vernetzt ist, jedoch nicht im gleichen Ausmaß geschützt. Auftragserfassungssysteme können inzwischen direkt auf Maschinen zugreifen und diese steuern. Wenn dieses Erfassungssystem von bösartiger Software befallen ist, kann diese bis zu den Anlagen durchdringen. Dort gibt es nur noch wenig, was ihr entgegenwirken kann. Viele Maschinen haben eher alte PCs verbaut, deren Sicherheitssysteme nicht annähernd auf dem aktuellen Stand sind. Diese Systeme kann man nicht mehr auf den neuesten Stand bringen, deshalb muss man sie anders schützen. Wir haben am Standort Innsbruck speziell für diesen Maschinenabsicherungsbedarf neue Sicherheitssysteme entwickelt. Generell kann man sagen, dass gute Sicherheit am Stand der Technik heute leistbar ist und es somit auch für kleinere Betriebe passende Systeme gibt. ECHO: Was ist das Ziel bei solchen Cyberattacken, bei denen gesamte Firmensysteme infiltriert werden? Gheri: Diese Systeme können von der Schadsoftware sozusagen als Zwischenstation genutzt werden, von der aus weitere Angriffe gestartet werden. Wenn das eigene System in solche Tätigkeiten involviert ist, gerät das Unternehmen im Fall einer Verfolgung dann selbst in Erklärungsnotstand, obwohl gar nichts davon bemerkt wurde. Seit Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung muss ein Unternehmen, das Daten verloren hat, nachweisen, dass es selbst mit seinen Schutzmaßnahmen am aktuellen Stand der Technik war. Der Unternehmer hat also die Pflicht, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Im Falle eines Zwischenfalls kann es also durchaus sein, dass ein Unternehmen nicht nur den Schaden des Datenverlusts hat, sondern auch noch von den Geschädigten für den Schaden zur Verantwortung gezogen werden könnte. Ein guter Grundschutz ist heute also unumgänglich. Interview: Maria Witting 54 ECHO TOP 500 UNTERNEHMEN 2018
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