ECHO Top500 2018
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
top 500 | INTERVIEW<br />
dadurch neu zugänglichen Märkten zusätzlich<br />
beflügelt und motiviert.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie selbst sind seit Mai dieses Jahres<br />
Geschäftsführer bei STIHL in Tirol, waren<br />
aber davor innerhalb der STIHL Gruppe tätig.<br />
Als Sie in Langkampfen Ihre Position antraten,<br />
trafen Sie auf eine eigenständige VIKING-Kultur?<br />
Und inwieweit unterschied sich diese von<br />
der STIHL-Kultur?<br />
Schaller: Stimmt, natürlich fand ich hier eine<br />
eigene Kultur vor. VIKING bzw. der Standort<br />
hier hat eine eigene Geschichte, ist allerdings<br />
auch seit über 25 Jahren – konkret seit 1992 –<br />
eine hundertprozentige Tochter von STIHL.<br />
Es gelten dieselben Unternehmenswerte, insbesondere<br />
bei der Qualität der Produkte, und<br />
sehr ähnliche Spielregeln. Die Ansprüche sind<br />
sehr hoch, die Ziele fordernd, aber im positiven<br />
Sinne. Der Austausch zwischen Langkampfen<br />
und dem Stammhaus in Deutschland ist intensiv,<br />
die Zusammenarbeit eng.<br />
<strong>ECHO</strong>: War es für Sie schwierig, diese<br />
VIKING-Kultur zu verstehen und bei der<br />
Umfirmierung zu STIHL behutsam mit ihr<br />
umzugehen?<br />
Schaller: Die Tiroler Kultur ist sicher eine<br />
etwas andere, aber die Mannschaft in Langkampfen<br />
hat mich vom Start weg tatkräftig<br />
und ambitioniert unterstützt. Das hat mir auch<br />
die Einarbeitungsphase erleichtert, die wir alle<br />
zusammen ganz gut hinbekommen haben.<br />
Die Tiroler Art ist sehr sympathisch, damit habe<br />
ich mich vom Start weg angefreundet. Ich<br />
habe auch gleich zu Beginn der gesamten Belegschaft<br />
das „Du“ angetragen. Das erleichtert<br />
das Miteinander.<br />
<strong>ECHO</strong>: Meines Wissens nach sind Sie deutscher<br />
Staatsbürger. Wie unterschiedlich erleben<br />
Sie das Arbeiten in Österreich im Vergleich<br />
zu Deutschland?<br />
Schaller: (lacht) Eine interessante Frage! Die<br />
Ansprüche sind da wie dort hoch, die Aufgaben<br />
spannend und die Leute gut motiviert.<br />
Hier haben wir eine kleinere, familiäre Arbeitsgemeinschaft,<br />
was ich persönlich sehr mag. Die<br />
Leute kennen einander gut und arbeiten über<br />
viele Jahre hervorragend in den Teams zusammen.<br />
Man versucht, die Probleme des jeweils<br />
anderen abteilungsübergreifend zu verstehen.<br />
Ich war beruflich einige Jahre in den USA und<br />
China, kenne also das internationale Terrain.<br />
Österreich bzw. Tirol sind da mentalitätsmäßig<br />
doch näher an Deutschland dran.<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie expandieren und brauchen von<br />
daher viele neue MitarbeiterInnen. Wie geht es<br />
Ihnen bei der Mitarbeitersuche? Wie erleben<br />
Sie das Thema Fachkräftemangel?<br />
Schaller: Das ist für uns tatsächlich ein Problem,<br />
denn im Tiroler Unterland herrscht<br />
praktisch Vollbeschäftigung. Wir haben ein<br />
Wachstumsszenario zu bewältigen und finden<br />
in manchen Bereichen nicht genügend Leute.<br />
Das heißt, wir haben offene Stellen. Durch<br />
die Anstrengungen im Personalmanagement<br />
konnten wir jedoch in letzter Zeit einen großen<br />
Teil der offenen Stellen besetzen. Dennoch<br />
laufen wir aktuell in Unterbesetzung. Nicht<br />
selten spielen leider auch nicht ausreichende<br />
Deutschkenntnisse eine große Rolle. Da wünschen<br />
wir uns mehr Unterstützung durch das<br />
Arbeitsmarktservice und die Politik. Leute, die<br />
mit unzureichenden Deutschkenntnissen kommen<br />
und hier arbeiten wollen, müssen beim<br />
Spracherwerb besser unterstützt werden, damit<br />
wir sie leichter integrieren können. Dennoch<br />
bin ich guter Dinge, dass wir Arbeitssuchende<br />
mit einem attraktiven Paket an Zusatzleistungen<br />
ansprechen. Dazu zählen beispielsweise flexible<br />
Arbeitszeiten, eine betriebliche Pensionskasse,<br />
ein Fitnessraum oder Firmenfeiern. Außerdem<br />
fördern wir die berufsbegleitende Ausbildung.<br />
<strong>ECHO</strong>: Momentan ist das Thema Digitalisierung<br />
in aller Munde. Wie sehen Sie dieses<br />
Thema für Ihr Unternehmen?<br />
Schaller: Alle Maßnahmen müssen am<br />
Ende für den Kunden einen Mehrwert haben.<br />
Der Kunde zahlt für ein Produkt, wenn<br />
er einen Sinn in etwas sieht und einen Nutzen<br />
davon hat. Wir haben z. B. vernetzte<br />
Geräte im Produktsortiment und es gibt<br />
innerhalb der STIHL Gruppe zahlreiche<br />
Initiativen für sogenannte smarte Produkte.<br />
Wir produzieren Robotermäher, die mittels<br />
App bedien bar sind. Immer mehr Kunden<br />
besitzen mobile Endgeräte, Apps werden<br />
zunehmend für jedermann vertrauter. Die<br />
Entwicklung ist hier rasant. Auch in der Fertigung<br />
ist Industrie 4.0 sinnvoll, wenn Effizienz<br />
und Produktivität verbessert werden<br />
können.<br />
<strong>ECHO</strong>: Glauben Sie, dass die Digitalisierung<br />
mittel- und langfristig den Fachkräftemangel lösen<br />
wird, weil es weniger Arbeitsplätze geben<br />
wird?<br />
Schaller: Die Arbeitsplätze werden sich weiter<br />
laufend verändern, keine Frage. Das tun sie<br />
ja bereits seit einiger Zeit. Die Fachkräfte von<br />
morgen werden mit vernetzten Maschinen<br />
umgehen können. Dass sich die Anzahl der<br />
Arbeitsplätze insgesamt dadurch verringern<br />
wird, glaube ich nicht. Stattdessen werden<br />
sich Aus- und Weiterbildung auf die sich ändernden<br />
Qualifikationen in der vernetzten<br />
Umgebung anpassen. Dafür müssen wir uns<br />
bereitmachen.