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Kongressband Dreiländerkongress 2015 in Wien

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Vor diesem Hintergrund rückt die Frage in den Fokus, wie sich das gesamte<br />

kommunikative Setting der Akut-Psychiatrie auf das Selbstbild von Patientinnen<br />

und Patienten auswirkt: Was wird über Patienten gesagt? Was wird<br />

zu Patienten gesagt? Wie wird mit Patienten kommuniziert? Und was bedeutet<br />

das alles für die Selbstwahrnehmung der Betroffenen? Im Folgenden<br />

werden dazu einige Aspekte und Beispiele genannt.<br />

Was wird über Patienten gesagt?<br />

Das Selbstbild psychisch kranker Menschen wird zum einen durch das gesellschaftlich<br />

vermittelte Bild bestimmt. Neuere Untersuchungen der Stigma-Forschung<br />

[2] zeigen, dass zwar viele Menschen glauben, es gebe mittlerweile<br />

mehr Toleranz gegenüber psychischen Erkrankungen. Die gleichen<br />

Befragten lehnten aber mehrheitlich einen persönlichen engen Kontakt zu<br />

Betroffenen, z.B. als Kollegen, Freunde oder Nachbarn, ausdrücklich ab.<br />

Diese persönliche Ablehnung nahm im Vergleich zu früheren Befragungen<br />

sogar zu. (Die Untersuchungen stammen übrigens aus der Zeit vor dem<br />

vorsätzlich herbeigeführten Flugzeugabsturz vom März <strong>2015</strong>; inzwischen<br />

dürften die Ergebnisse noch deutlich negativer ausfallen.)<br />

Eine weitere Quelle für die Selbstwahrnehmung von Psychiatrie-<br />

Patientinnen und Patienten sind öffentliche Äußerungen von professionell in<br />

der Psychiatrie Tätigen (die natürlich zudem auch die öffentliche Meinung<br />

insgesamt beeinflussen). Hier ist eine große Divergenz der vermittelten<br />

Haltungen festzustellen: Es gibt Publikationen, die sich über die Betroffenen<br />

mit Respekt und Sensibilität äußern [3] und sie selbst zu Wort kommen<br />

lassen [4]. Nicht wenige Fachbeiträge von Professionellen bringen aber das<br />

genaue Gegenteil zum Ausdruck. Zur Veranschaulichung möge das folgende<br />

Zitat eines leitenden Facharztes für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie<br />

dienen, das sich pauschal und ohne diagnostische Einschränkungen auf<br />

„schwierige Patienten“ bezieht:<br />

„Der Tendenz zu sadistischer Projektion, Verleugnung, Entwertung, Sucht,<br />

Suizidalität, Angst, Wut, Perversion und Depression auf Patientenseite steht<br />

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