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Kongressband Dreiländerkongress 2015 in Wien

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sellschaftliche Stigmatisierung als auch die Zuschreibung der Patientenrolle<br />

in einem hierarchischen psychiatrischen Behandlungssystem dazu bei, dass<br />

psychisch kranke Menschen auch außerhalb akuter Krankheits-Episoden an<br />

sich selbst (ver-)zweifeln.<br />

Andererseits kann die Psychiatrie durchaus zu einer positiven Selbstwahrnehmung<br />

von Patientinnen und Patienten beitragen. Auch das habe ich, wie<br />

oben bereits erwähnt, selbst erlebt und bin dafür dankbar. Eine solche heilsame<br />

Wirkung entsteht dann, wenn die Kommunikation soweit irgend möglich<br />

auf Augenhöhe erfolgt, die Betroffenen also nicht in die Rolle passiver<br />

Anweisungsempfänger gedrängt werden, sondern Subjekte ihres Lebens<br />

und ihres persönlichen Genesungsprozesses sind, wie es beispielsweise der<br />

Recovery-Ansatz [7] vorsieht. Wichtig ist zudem, dass die psychische Erkrankung<br />

selbst als ein (vielleicht vorübergehend in den Vordergrund getretener)<br />

Bestandteil einer vielfältigen, lebendigen Persönlichkeit gedeutet wird. Die<br />

„Störung“ mag aus professioneller Sicht nur eine Diagnose sein, doch bekommt<br />

sie – vor allem im stationären Behandlungsrahmen – ein enormes<br />

Gewicht, wenn sie in den Mittelpunkt sämtlichen Redens und Handelns<br />

rückt. Schlimmstenfalls entsteht daraus ein ganzes Selbstbild: Die Gestörte,<br />

das bin ich.<br />

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