Develop³ Systems Engineering 02.2016
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der Wissenschaft: Prof. Reinhard Hüttl, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), und Dipl.-Ing. Arno Kühn, Fraunhofer IEM
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der Wissenschaft: Prof. Reinhard Hüttl, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), und Dipl.-Ing. Arno Kühn, Fraunhofer IEM
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METHODEN<br />
PARALLELES ENTWICKELN<br />
Software-Technologie reduziert die Komplexität bei der Applikations-Entwicklung<br />
Paralleles Entwickeln und Vernetzen<br />
der Entwicklerteams werden möglich<br />
Mit einer hochproduktiven Anlage zur Stahlprofilbearbeitung konnte Kaltenbach sein Kern-Know-how<br />
in einen klaren Wettbewerbsvorteil umwandeln. Entscheidendes Element ist dabei die sichere Beherrschung<br />
des wachsenden Softwareanteils – von der steuerungstechnischen Programmierung bis hin<br />
zur Einbindung in IT-Systeme. Für Routine-Aufgaben greifen die Lörracher auf die mapp Technology<br />
von B&R zurück, die mit getesteten Funktionen in Form von Softwarebausteinen die Entwicklungszeit<br />
deutlich verkürzt und eine Konzentration auf die eigentlichen Bearbeitungsprozesse ermöglicht.<br />
Eigentlich besteht unser neues Hochleistungsbearbeitungszentrum<br />
KDH 1084 aus zwei Maschinen“, berichtet Dr. Michael<br />
Kreis, Mitglied der Geschäftsleitung und zuständig für Forschung &<br />
Entwicklung bei der Kaltenbach GmbH + Co. KG in Lörrach. „Neben<br />
einer großen Bandsäge zum Ablängen der Profile verfügt die Anlage<br />
auch über ein Fräs-Bohr-Portal mit drei 3-Achs-Bearbeitungsspindeln.“<br />
Der Vorteil: Die innovative Neuentwicklung kann gleichzeitig<br />
sägen, bohren und fräsen – und zudem mehrere bis zu 25 m lange<br />
Stahlträger parallel bearbeiten –, was sich in einer um 30 bis 80 %<br />
höheren Produktivität bemerkbar macht.<br />
Virtuelle Inbetriebnahme als Schlüssel zum Erfolg<br />
Ein Blick auf den Zeitplan der KDH 1084 zeigt die enormen Herausforderungen<br />
an die Entwickler. Zum Projektstart Ende 2013 war zunächst<br />
nur klar, dass die neue Anlage eine echte Innovation bieten<br />
musste. Im Juli 2014 startete dann die Realisierungsphase mit dem<br />
Einstieg in die Detaillierung im November 2014. Zu diesem Zeitpunkt<br />
stand auch fest, wie die Steuerungsarchitektur final aussehen<br />
sollte, sodass die Software-Entwicklung starten konnte. Ungefähr<br />
drei Monate später begann die Montage des Prototypen, sodass im<br />
Mai 2015 mit der Live-Inbetriebnahme vor Ort begonnen werden<br />
konnte. Zu diesem Zeitpunkt blieben noch vier Wochen bis zur Vorstellung<br />
der Maschine anlässlich der Hausmesse im Juni 2015. „Angesichts<br />
der komplexen Maschine war das eine Rekordzeit“, erinnert<br />
sich der Entwicklungsleiter.<br />
Vieles laufe parallel in der KDH 1084, fährt Kreis fort, was die Anforderungen<br />
an die Entwickler deutlich erhöht habe – insbesondere die<br />
Softwareentwickler. „Die sich ergebende Komplexität konnten wir<br />
aber mit der Unterstützung von Partnern meistern.“ Zum Einsatz<br />
kam die 2014 von B&R vorgestellte mapp Technology – modulare<br />
und bereits getestete Softwarebausteine, die Basis-Funktionen bereitstellen<br />
und so die Entwicklungszeit verkürzen. „Ohne mapp hätten<br />
wir es nicht geschafft“, so der Entwicklungschef. „Wir hatten einen<br />
sehr sportlichen Projektplan: Innerhalb von nur drei Monaten<br />
galt es, unter anderem 20 CNC-Achsen zu programmieren – so viele,<br />
wie niemals zuvor in einer anderen Kaltenbach-Maschine.“ Keine<br />
einfache Aufgabe, denn angesichts der vielen parallel ablaufenden<br />
Prozesse müssen Kollisionen sicher ausgeschlossen werden.<br />
„In der Summe können wir auf diese Weise auch viel mehr Funktionen<br />
in Software umsetzen als früher“, betont Kreis, „ohne dass dafür<br />
die Entwicklermannschaft wachsen muss.“ Gerade dieser Punkt<br />
ist von hoher Bedeutung, wenn man sich die komplette Software-<br />
Architektur der Anlage vor Augen hält. Die Aufgaben umfassen dabei<br />
neben der klassischen Steuerungsebene mit SPS und CNC auch<br />
ein breites Bündel von PC-Software. Das beginnt bei der Maschinenbedienung<br />
und Auftragsverwaltung und reicht hinein bis in die<br />
Arbeitsvorbereitung beim Anwender mit der Anbindung an MESund<br />
ERP-Systeme. „Viel dieser Software schreiben wir selbst, was<br />
hohe Anforderungen an das Entwicklerteam stellt – bis hin zu der<br />
Frage, wie man solch ein Team aufbaut“, führt Kreis aus. Dabei gelte<br />
es, einen gemeinsamen Nenner zu finden für die klassisch maschinennahen<br />
Steuerungsprogrammierer mit dem Know-how rund um<br />
die Maschine und die Software-Architekten, deren Know-how in der<br />
Einbindung und Vernetzung mit übergeordneten Systemen liege.<br />
Bislang verursachten Säge-<br />
Bohrkombinationen für<br />
Stahlprofile hohe Stillstandszeiten,<br />
da immer nur eine der<br />
beiden Maschinen arbeiten<br />
kann. Mit der KDH 1084 steht<br />
ein Bearbeitungszentrum zur<br />
Verfügung, das die Prozessschritte<br />
gleichzeitig durchführt<br />
Bild: Kaltenbach<br />
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