Develop³ Systems Engineering 02.2016
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der Wissenschaft: Prof. Reinhard Hüttl, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), und Dipl.-Ing. Arno Kühn, Fraunhofer IEM
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der Wissenschaft: Prof. Reinhard Hüttl, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), und Dipl.-Ing. Arno Kühn, Fraunhofer IEM
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ANWENDUNGEN<br />
ENERGIE- UND RESSOURCENEFFIZIENZ<br />
Energiemanagement nach DIN EN ISO 50001<br />
Umweltschutz als Einsparungspotential<br />
Die Umweltziele der Bundesregierung lassen sich nur durch eine gemeinsame Anstrengung erreichen.<br />
Große Unternehmen sind deshalb mittlerweile verpflichtet, einen Beitrag zu leisten und ihren Energieverbrauch<br />
zu verringern. Moderne Messlösungen und funktionale Software schaffen dabei die Grundlage<br />
für einen nachhaltigen Optimierungsprozess.<br />
Seit dem 5. Dezember 2015 müssen Unternehmen nachweisen,<br />
dass sie ihren Energieverbrauch durch ein Energie-Audit nach<br />
DIN EN 16247-1 regelmäßig überprüfen lassen und Potenzial für<br />
Einsparungen und Effizienzverbesserungen ermitteln. Betroffen<br />
sind Unternehmen, die nach der Definition der Europäischen Kommission<br />
als Nicht-KMU gelten, also 250 und mehr Mitarbeiter haben<br />
sowie einen Jahresumsatz von mindestens 50 Mio. Euro und eine<br />
Jahresbilanzsumme von mehr als 43 Mio. Euro. Aber auch kleinere<br />
Firmen sind als Partner- oder verbundene Unternehmen audit -<br />
pflichtig. Das Problem auszusitzen ist keine Option; das mit der Umsetzung<br />
betraute Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />
(BAFA) führt seit dem Jahresanfang 2016 Stichproben durch und<br />
kann, sofern Unternehmen ihrer Verpflichtung nicht nachkommen,<br />
Bußgelder verhängen.<br />
Ende 2015 ist das Gesetz über Energiedienstleistungen (EDL-G) in<br />
Kraft getreten. Statt die darin geforderten Energie-Audits durchführen<br />
zu lassen, können Unternehmen auch ein Energiemanagement-System<br />
betreiben. Der Remote-Monitor und Buskoppler Diris<br />
Digiware D-50 von Socomec ermöglicht für ein solches System die<br />
lokale Überwachung aller angeschlossenen Geräte<br />
Handlungsbedarf bleibt aufrecht<br />
Auch nach Verstreichen des Stichtages bleibt der Handlungsbedarf<br />
in Bezug auf das Gesetz über Energiedienstleistungen (EDL-G)<br />
bestehen. Wenn Unternehmen beispielsweise ihren Status als<br />
KMU verlieren, weil sie wachsen und in zwei aufeinander folgenden<br />
Jahren die Schwellenwerte überschreiten, müssen sie innerhalb<br />
von eineinhalb Jahren die Bestimmungen des EDL-G ebenfalls erfüllen.<br />
Vom Energie-Audit sind diejenigen Unternehmen befreit, die ein<br />
Energiemanagement-System nach DIN EN ISO 50001 oder ein Umweltmanagement-System<br />
nach dem Eco-Management and Audit<br />
Scheme (EMAS) bereits betreiben oder einzuführen beabsichtigen.<br />
Manche Unternehmen haben sich aus Zeit- und Kostengründen fürs<br />
erste für das Energie-Audit nach DIN EN 16247-1 entschieden, um<br />
sich so Luft für die Einführung eines Energiemanagements zu verschaffen.<br />
Beim Audit wird im Abstand von maximal vier Jahren<br />
durch einen qualifizierten Energieberater der Energieverbrauch des<br />
Unternehmens analysiert. Dafür werden die verbrauchsrelevanten<br />
Daten und Verhaltensweisen erfasst und ausgewertet. Aus der Ist-<br />
Situation wird das Einsparpotenzial abgeleitet, wirtschaftlich bewertet<br />
und ein Maßnahmenkatalog zur Verbrauchsreduktion erstellt.<br />
Der Aufwand an Mitarbeiterressourcen und Kosten für einen solchen<br />
Vorgang sind deutlich geringer als für<br />
ein Energiemanagement-System: Für ein<br />
Unternehmen nahe an der Schwelle zum<br />
KMU schätzt die Europäische Kommission<br />
die durchschnittlichen Kosten auf etwa<br />
4000 Euro pro Audit. Die tatsächlichen<br />
Kosten können stark variieren und hängen<br />
beispielsweise von der Art des Unternehmens<br />
ab, der Unternehmensgröße und<br />
nicht zuletzt davon, ob und welche Daten<br />
zum Energieverbrauch im Unternehmen<br />
bereits verfügbar sind.<br />
Bild: Socomec<br />
Vom Audit zum System<br />
Die Erfolgsaussichten für Energieeinsparungen<br />
auf der Grundlage des Audits sind<br />
gut. Allerdings fordert das EDL-G lediglich<br />
die Überprüfung des Energieverbrauches.<br />
Die Umsetzung verbrauchssenkender<br />
Maßnahmen ist dem Unternehmen überlassen,<br />
wodurch der Zweck des Gesetzes,<br />
den Energieverbrauch zu verringern, verpuffen<br />
kann. Dies lässt sich durch ein<br />
Energiemanagement-System verhindern,<br />
bei dessen Einführung die Ergebnisse<br />
eines Audits gute Dienste leisten können.<br />
60 develop 3 systems engineering 02 2016