Develop³ Systems Engineering 02.2016
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der Wissenschaft: Prof. Reinhard Hüttl, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), und Dipl.-Ing. Arno Kühn, Fraunhofer IEM
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der Wissenschaft: Prof. Reinhard Hüttl, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech), und Dipl.-Ing. Arno Kühn, Fraunhofer IEM
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ANWENDUNGEN<br />
MANUFACTURING EXECUTION SYSTEMS/LEITTECHNIK<br />
Der Scada-Layer sammelt die<br />
Prozessdaten und gibt diese an<br />
das MES weiter<br />
Bild: Guardus<br />
Vernetzte Kommunikationswelten in Industrie-4.0-Technosphären<br />
Die vier Räume der Datenintegration<br />
In den Fertigungsorganisationen der Zukunft bleibt nichts wie es war. Entgegen zentralistischer<br />
Planungs- und Steuerungsinstanzen findet das intelligente Werkstück künftig ohne fremde oder<br />
menschliche Hilfe den optimalen Weg durch die Fertigung. Damit diese autonome Technosphäre<br />
entstehen kann, müssen alle Akteure in einem Netzwerkverbund agieren und interaktiv kommunizieren.<br />
Es bedarf der vollständigen Verschmelzung industrieller Technologien und IT-Systeme.<br />
Erste Geige im integrierten Industrie-4.0-Orchester spielen die<br />
Software-Systeme – allen voran Manufacturing Execution Systeme<br />
wie Guardus MES. Sie sind der Klebstoff zwischen Automatisierungskomponenten<br />
und ERP-Systemen. Zudem zeichnen sie für die<br />
Software-basierte Interaktion zwischen Mensch, Produkt, Maschine<br />
und Prozess verantwortlich. Um diese Aufgabe jedoch erfüllen zu können,<br />
bedarf es einer nahtlosen Anbindung der Maschinen-IT sowie der<br />
Mess- und Prüfsysteme an ein MES. Nur so entsteht eine Kommunikationswelt,<br />
in der die so genannten Cyber Physical <strong>Systems</strong> prozessstabil<br />
und -sicher gedeihen können. Darüber hinaus ist die Abbildung vollständiger<br />
Datenbeziehungen Voraussetzung für das Bewegungsprofil<br />
der intelligenten Werkstücke – also die Rückverfolgbarkeit des gefertigten<br />
Teils, wie es bereits jetzt schon bei sicherheitsrelevanten Produkten<br />
vom Qualitätsmanagement her gefordert wird. Betrachtet man den<br />
Integrationsanspruch von Cyber Physical <strong>Systems</strong> genauer, kristallisieren<br />
sich vier Räume heraus.<br />
Integrationsraum 1 – Das intelligente Werkstück<br />
Am Anfang muss ein Werkstück wissen, wer es ist. Schließlich hängt<br />
an der Information der gesamte Werdegang vom Rohteil hin zum Endprodukt.<br />
Dieses Bewusstsein halten MES per Definition vor, da die<br />
Shopfloor-IT sämtliche qualitäts- und produktionsrelevanten Produktund<br />
Prozessdaten verwaltet, visualisiert und überwacht. Die Übertragung<br />
dieser Informationen – etwa durch eine eindeutige Seriennummer<br />
– auf das Bauteil kann beispielsweise über RFID-Technologien<br />
oder andere Speichermedien geschehen. Ein Beispiel aus der Praxis:<br />
Die auf dem Werkstück mitgeführte Seriennummer wird über einen<br />
Scanner in Guardus MES eingelesen. Nun werden Mitarbeiter und<br />
Anlage anhand des identifizierten Produktes vom MES informiert, wie<br />
der Produktionsprozess auszusehen hat – sprich: was mit dem Produkt<br />
gemacht werden muss. Gleichzeitig wird der Produktidentifikationsprozess<br />
dafür verwendet, alle folgenden Prozessdaten dem Produkt zuzuordnen<br />
und dessen Bewegungsprofil für die Rückverfolgung aufzuzeichnen.<br />
Diese Abläufe setzen ein integriertes MES voraus.<br />
Integrationsraum 2 – Weg zur richtigen Maschine<br />
Bei der Frage, wie nun das Smart Object samt RFID-Tag seinen Weg<br />
durch die Produktion findet, machen verschiedene Denkansätze die<br />
Runde. Der erste propagiert, dass das Teil selbst über detaillierte Informationen<br />
zu seinen Produktions- und Montagevorgängen verfügt und<br />
selbständig entscheidet. Dieser Ansatz scheint nicht nur unter den Aspekten<br />
Datenschutz und -sicherheit riskant. Hinzu kommt der betriebswirtschaftliche<br />
Blickwinkel: Die Planung einer kostenoptimalen Produktionsabfolge<br />
benötigt komplexe Berechnungen, die unter anderem<br />
Maschinenstundensätze, Anlagenkapazitäten sowie Stückkostensätze<br />
und aktuelle Reihenfolge-Planungen umfassen. Diese Bewertung kann<br />
ein singuläres Werkstück nicht alleine bewältigen, wodurch die Gefahr<br />
besteht, dass die Produktionsplanung nicht wirtschaftlich vonstattengehen<br />
kann. Viel schwerwiegender wirken sich darüber hinaus die<br />
aktuellen Megatrends aus. Egal ob Big Data, Cloud oder SaaS – allen<br />
aktuellen IT-Wegweisern liegt die zentralisierte Datenhaltung zugrunde.<br />
Der zweite Gedanke zur Werkstück-Navigation sieht eine zentrale<br />
MES-Instanz zur Steuerung der Produktionsabfolge vor, da deren integrierte<br />
Datenbasis alle Beziehungen zwischen Werkzeug, Material,<br />
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