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Kompendium 2018 Forschung & Klinik

Die erfolgreiche Zusammenlegung zur neuen Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Wiener AKH unter der Leitung von o. Prof. Dr. Reinhard Windhager fand im Jänner 2018 statt. In diesem Kompendium werden die Fortschritte in Forschung, Lehre und PatientInnenversorgung in Form eines Jahresberichtes vorgestellt.

Die erfolgreiche Zusammenlegung zur neuen Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Wiener AKH unter der Leitung von o. Prof. Dr. Reinhard Windhager fand im Jänner 2018 statt. In diesem Kompendium werden die Fortschritte in Forschung, Lehre und PatientInnenversorgung in Form eines Jahresberichtes vorgestellt.

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<strong>Forschung</strong>scluster<br />

30<br />

„Bei implantierten Fremdkörpern<br />

besteht das Problem der Biofilmbildung<br />

an deren Oberfläche. Die Bakterien<br />

schützen sich in ihrem Biofilm vor<br />

der antibiotischen Therapie und können<br />

aus dem Biofilm immer wieder ausbrechen<br />

und so eine chronische Infektion<br />

hervorrufen. Deshalb ist bei chronischen<br />

periimplantären Infektionen immer eine<br />

Entfernung der Implantate erforderlich.“<br />

OA Dr. Florian Sevelda, MSc<br />

34 Keime in 32 Proben mit einer Übereinstimmung der beiden Tests von 86 %.<br />

Bei Hüftprothesen zeigte sich im Vergleich zu Knieprothesen eine geringere<br />

prozentuelle Übereinstimmung der beiden Tests (82 % vs. 86 %). Bei der Isolation<br />

von niedrig-virulenten Keimen war die mPCR deutlich sensitiver. So konnte<br />

die Cutibacterium Spezies in der mPCR fünf Mal nachgewiesen werden, in der<br />

Kultivierung nur ein Mal. Die Sensitivität und Spezifität der mPCR lag bei 71 %<br />

und 96 %, der mikrobiologischen Kultivierung bei 84 % und 100 % sowie beider<br />

Tests zusammen bei 92 % und 96 %. Das Antibiogramm unterschied sich lediglich<br />

bei einem Cutibacterium, wo keine Resistenz gegen Clindamycin in der<br />

mPCR gezeigt werden konnte, durch das Fehlen des Resistenz-Genmarkers.<br />

Die durchschnittliche mikrobiologische Kultivierung von allen Keimen betrug<br />

2,6 Tage und das Antibiogramm 3,8 Tage. Staphylococcus aureus wurde meist<br />

nach einem Tag isoliert, während Cutibacterium avidum nach 14 Tagen kultiviert<br />

wurde. Zusammenfassend ist zu sagen, dass vor allem bei periprothetischen<br />

Infektionen mit niedrig-virulenten Keimen wie Cutibacterium Spezies<br />

eine zusätzliche mPCR die Diagnostik verbessert.<br />

Materialien gegen Biofilm auf Implantatoberflächen<br />

Bei implantierten Fremdkörpern wie Prothesen, Platten oder Nägeln besteht<br />

das Problem der Biofilmbildung an deren Oberfläche. Die Bakterien schützen<br />

sich in ihrem Biofilm vor der antibiotischen Therapie und können aus dem<br />

Biofilm immer wieder ausbrechen und so eine chronische Infektion hervorrufen.<br />

Deshalb ist bei chronischen periimplantären Infektionen immer eine<br />

Entfernung der Implantate erforderlich.<br />

OA Dr. Florian Sevelda, MSc<br />

Autor:<br />

OA Dr. Florian Sevelda, MSc,<br />

begann seine Ausbildung 2005<br />

an der Universitätsklinik für<br />

Orthopädie, seit 2012 ist er als<br />

Facharzt tätig. 2014 wurde er<br />

Oberarzt und stellvertretender<br />

Leiter des Spezialteams für<br />

Rheumaorthopädie, dessen<br />

Leitung er im September <strong>2018</strong><br />

übernahm. Seither leitet er<br />

auch das muskuloskelettale<br />

Infektionsboard und den<br />

<strong>Forschung</strong>scluster für muskuloskelettale<br />

Infektionen.<br />

Eine kürzlich publizierte In-vitro-Arbeit unserer <strong>Klinik</strong> gemeinsam mit der Universitätsklinik<br />

für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle sowie der Klinischen<br />

Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin untersuchte die Wirkung<br />

einer Zirconium-Nitrid-Beschichtung von Implantatoberflächen gegen eine<br />

Besiedlung mit Keimen. Die Plättchen mit einer Chrom-Kobalt-Molybden-Legierung<br />

mit Zirconium Nitrid zeigten im Vergleich zur alleinigen Chrom-Kobalt-Molybden-Legierung,<br />

zur Titanlegierung und zu Stahloberflächen eine<br />

signifikant geringere Biofilmbildung von Staphylococcus-epidermidis-Keimen.<br />

An In-vivo-Tiermodellen zeigte sich eine erhöhte Biokompatibilität und herabgesetzte<br />

inflammatorische Reaktion durch die Chrom-Kobalt-Molybden-Legierung<br />

mit Zirconium Nitrid. Somit könnte diese Beschichtung für PatientInnen<br />

mit einem erhöhten Infektionsrisiko ein besseres Prothesenüberleben bringen.<br />

In einem aktuellen Kollaborationsprojekt mit der TU Wien bzw. dem CEST<br />

(Kompetenzzentrum für elektrochemische Oberflächentechnologie) in<br />

Wiener Neustadt untersucht Dr. Kevin Staats das antimikrobielle Potenzial<br />

von Beschichtungsmethoden von Titanoberflächen, die bei orthopädischen<br />

Implantaten eingesetzt werden. Durch ein elektrochemisches Verfahren wird<br />

die Oberfläche dahingehend verändert, dass sich Nanoröhren (engl. Nanotubes)<br />

darauf in der gewünschten Größe, Dichte, Höhe und Struktur bilden.<br />

Titan-Nanotubes haben in anderen Studien bereits ein antimikrobielles<br />

Potenzial gezeigt. Jedoch werden in diesem Projekt durch einen weiteren<br />

elektrochemischen Modifizierungsschritt diese Nanotubes mit weiteren antimikrobiellen<br />

Komponenten beladen. In den ersten präliminären Ergebnissen<br />

zeigt sich ein signifikant geringeres Bakterienwachstum verglichen mit<br />

unbeschichteten Titanoberflächen. Weitere Untersuchungen zum Osteoblastenwachstum<br />

sind noch geplant.

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