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Kompendium 2018 Forschung & Klinik

Die erfolgreiche Zusammenlegung zur neuen Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Wiener AKH unter der Leitung von o. Prof. Dr. Reinhard Windhager fand im Jänner 2018 statt. In diesem Kompendium werden die Fortschritte in Forschung, Lehre und PatientInnenversorgung in Form eines Jahresberichtes vorgestellt.

Die erfolgreiche Zusammenlegung zur neuen Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Wiener AKH unter der Leitung von o. Prof. Dr. Reinhard Windhager fand im Jänner 2018 statt. In diesem Kompendium werden die Fortschritte in Forschung, Lehre und PatientInnenversorgung in Form eines Jahresberichtes vorgestellt.

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<strong>Forschung</strong>scluster<br />

41<br />

te Doz. Negrin sieben bereits unmittelbar nach der Einlieferung verfügbare<br />

Parameter, die sich auf hämodynamische oder kardio respiratorische Instabilität<br />

beziehen, zu einem Frühwarnsystem. 3 Diesem zufolge werden Polytrauma-PatientInnen<br />

als in extremis klassifiziert, wenn fünf der nachfolgenden<br />

Bedingungen erfüllt sind: arterieller paCO2 > 50 mmHg, Hämoglobin < 9.5 g/dl,<br />

pH-Wert < 7.2, Laktat > 4 mmol/l, Base Excess < -6 mmol/l, Shockindex > 1 und<br />

Horowitz Quotient < 300. Die retrospektive Beurteilung von Polytrauma-PatientInnen<br />

der klinischen Abteilung für Unfallchirurgie innerhalb eines Zeitraums<br />

von drei Jahren zeigte, dass die Letalitätsrate bei den Polytrauma-PatientInnen<br />

in extremis dreimal so hoch wie in einer nach Alter, Geschlecht und Injury<br />

Severity Score gematchten Kontrollgruppe war.<br />

„Für mich sind Biomarker<br />

Wegweiser zu einer personalisierten<br />

unfallchirur gischen Versorgung des<br />

Polytrauma tisierten.“<br />

Priv.-Doz. Dr. Lukas L. Negrin<br />

Nierenversagen bei Polytrauma-PatientInnen<br />

Bei Polytrauma-PatientInnen ist ein akutes Nierenversagen (ANV) eine gefürchtete<br />

Komplikation, die nicht kausal behandelbar ist. Daher sind die Identifikation<br />

von RisikopatientInnen und die Vermeidung nierenschädigender Faktoren von<br />

zentraler Bedeutung. Während ein ANV anhand des Funktionsverlustes der<br />

Nieren definiert wird, gelten NGAL-Spiegel im Serum als Marker ihrer strukturellen<br />

Schädigung. Doz. Negrin ermittelte die NGAL-Spiegel bei Polytrauma-<br />

PatientInnen 4 , die in die Gruppen 1 (PatientInnen, die eine Dialyse benötigten;<br />

schweres ANV) und 2 (PatientInnen ohne sowie mit einem milden oder mäßigen<br />

ANV) unterteilt wurden. Während die NGAL-Spiegel in Gruppe 2 in den ersten<br />

beiden Tagen nach dem Trauma sanken, stiegen sie in Gruppe 1 an und erreichten<br />

am Tag 2 einen Wert, der mehr als dreimal so hoch wie jener in Gruppe 2 war.<br />

NGAL-Spiegel könnten daher bei Polytrauma-PatientInnen das Fortschreiten<br />

eines ANV sowie die Notwendigkeit und Dauer einer Dialyse anzeigen.<br />

Die Ausbildungsproblematik der FachärztInnen<br />

Die Veränderungen in der FachärztInnenlandschaft fordern Aktivität. Denn –<br />

bedingt durch den neuen, in vielen Bereichen leider immer noch vagen<br />

Ausbil dungsplan – könnten zukünftige FachärztInnen für Orthopädie und<br />

Traumatologie nicht mehr in der Lage sein, ein Schädelhirn- oder ein Abdominaltrauma<br />

zu operieren. Das Überleben des Unfallopfers würde von der<br />

Verfügbarkeit und dem rechtzeitigen Eintreffen von FachärztInnen einer<br />

anderen Disziplin abhängen. Um die hohe Qualität der gegenwärtigen Versorgung<br />

aller Trauma-PatientInnen aufrechtzuerhalten, müssen daher auch<br />

für Schädelhirn- und Abdominal traumata exakte Ausbildungszeiten festgelegt,<br />

verbindliche Ausbildungsinhalte definiert sowie ihre Versorgung auf<br />

die Fächer Trauma tologie, Neuro- bzw. Allgemeinchirurgie und Anästhesie/<br />

Intensiv medizin realistisch aufgeteilt werden.<br />

Rahmen bedingungen und theoretische Erörterungen bilden jedoch nur die<br />

Grundvoraussetzung für die zum Wohl der Verunfallten notwendige Qualitätssicherung.<br />

Die Intensivierung der direkten, interdisziplinären Zusammenarbeit<br />

im klinischen Bereich und in der <strong>Forschung</strong> sowie die Bereitschaft<br />

erfahrener KollegInnen, in der Praxis erworbenes Wissen an die neue<br />

Generation an FachärztInnen weiterzugeben, sind der Schlüssel zum Erfolg.<br />

Dieses Konzept wurde im <strong>Forschung</strong>scluster Polytrauma und Schädelhirntrauma<br />

bereits umgesetzt und soll in Zukunft verstärkt ausgeführt werden.<br />

Mitglieder des <strong>Forschung</strong>sclusters Polytrauma und Schädelhirntrauma<br />

waren <strong>2018</strong> maßgeblich an der Organisation zweier Symposien beteiligt.

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