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Kompendium 2018 Forschung & Klinik

Die erfolgreiche Zusammenlegung zur neuen Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Wiener AKH unter der Leitung von o. Prof. Dr. Reinhard Windhager fand im Jänner 2018 statt. In diesem Kompendium werden die Fortschritte in Forschung, Lehre und PatientInnenversorgung in Form eines Jahresberichtes vorgestellt.

Die erfolgreiche Zusammenlegung zur neuen Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Wiener AKH unter der Leitung von o. Prof. Dr. Reinhard Windhager fand im Jänner 2018 statt. In diesem Kompendium werden die Fortschritte in Forschung, Lehre und PatientInnenversorgung in Form eines Jahresberichtes vorgestellt.

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<strong>Forschung</strong><br />

76<br />

um humanes oder tierisches Spendergewebe als Biomaterial aufzuarbeiten,<br />

um es als gebrauchsfertiges, lagerbares Produkt („off the shelf“) für die<br />

Knorpelregeneration einsetzen zu können. Dazu wurden boviner elastischer<br />

Knorpel und hyaliner Gelenksknorpel herangezogen und basierend auf gewebespezifischen<br />

Konzepten behandelt. Es erfolgte eine Dezellularisierung<br />

und die Schaffung von Hohlräumen, um eine Rezellularisierung zu ermöglichen.<br />

Beide Materialien zeigten sich als „off the shelf“-tauglich und für die<br />

Besiedelung mit patientInneneigenen Zellen konzeptioniert.<br />

Mit diesen zwei Strategien gelang es erstmals, Knorpel nach Dezellularisierung<br />

gleichmäßig wieder zu besiedeln. Einer der großen Vorteile beider Biomaterialien<br />

ist ihre mechanische Festigkeit, in der sie den am Markt befindlichen<br />

überlegen sind. Ein weiteres Novum liegt in der Feinstruktur der Materialien.<br />

Bei beiden bleibt die interne Organisation erhalten, wodurch das Material<br />

die adäquate gewebespezifische Ausrichtung der Kollagenfasern aufweist.<br />

Durch die der Knorpelmatrix ähnlichen Eigenschaften können die Materialien<br />

entweder von den Zellen abgebaut oder aber in die neu gebildete Matrix integriert<br />

werden, ohne einen Fremdkörper oder eine Diskontinuität darzustellen.<br />

Beide neuen Technologien werden derzeit patentiert (PCT/EP<strong>2018</strong>/078080,<br />

WO<strong>2018</strong>/220047) und in einer renommierten Zeitschrift publiziert (ACTA<br />

Biomaterialia, Tissue engineering). Ein weiteres Ziel ist es, die Materialien in<br />

translationalen Entwicklungsschritten für die klinische Eignung zu testen.<br />

Assoz. Prof. in Priv.-Doz. in Dr. in Silke Aldrian<br />

Autor:<br />

Assoz. Prof. in Priv.-Doz. in Dr. in<br />

Silke Aldrian leitet als Oberärztin<br />

der Universitätsklinik für<br />

Unfallchirurgie die Spezialambulanz<br />

für traumatische<br />

Knorpelschäden und ist in der<br />

<strong>Forschung</strong>sgruppe für Knorpelregeneration<br />

federführend<br />

wissenschaftlich tätig. 2014<br />

habilitierte Silke Aldrian zum<br />

Thema „Polytraumaversorgung<br />

an der Universitätsklinik für Unfallchirurgie<br />

Wien – Polytraumaversorgung<br />

in Österreich“ und<br />

war somit die erste habilitierte<br />

Unfallchirurgin der Universitätsklinik<br />

für Unfallchirurgie. Seit<br />

2017 ist sie die stellvertretende<br />

Leiterin der Universitätsklinik<br />

für Unfallchirurgie.<br />

Bionischer Gewebekleber – inspiriert von Zecken<br />

Gewebekleber finden bei der Wundversorgung sowie bei chirurgischen<br />

Eingriffen in allen Bereichen der Medizin breite Anwendung. Es werden<br />

beispielsweise oberflächliche Hautwunden oder innere Organrisse versorgt.<br />

Die Problematik bei den in Anwendung befindlichen Gewebeklebern ist, dass<br />

sie entweder nur sehr schwache Klebewirkung haben (Fibrin) oder toxische<br />

Substanzen beinhalten (z.B. Histoacryl), die bei Gewebekontakt die umliegenden<br />

Zellen beeinträchtigen. Daher besteht ein Bedarf an neuen, starken<br />

und gleichzeitig biokompatiblen, adhäsiven Substanzen. Bei der Entwicklung<br />

dieser ist das Kleben im feuchten Milieu eine der größten Herausforderungen.<br />

Dr. in Sylvia Nürnberger erforscht den Klebstoff eines Organismus, der allseits<br />

als unliebsamer Parasit bekannt ist: die Zecke. Einige Arten produzieren,<br />

zusätzlich zur Verankerung mit den Mundwerkzeugen in der Haut, ein<br />

Klebesekret, das in den Stichkanal und auf die Hautoberfläche des Wirten<br />

abgegeben wird. Da dieser biologische Klebstoff bereits von Natur aus dafür<br />

konzipiert ist, auf Gewebe zu kleben, ist es möglich, dass er sich besonders<br />

gut als klinischer Gewebekleber eignet. Seine gelartige Konsistenz könnte<br />

überdies für Applikationen mit zusätzlichen Stabilisierungsbedarf oder<br />

Füllen von Gewebelücken von besonderem Interesse sein.<br />

Zu <strong>Forschung</strong>szwecken wird der Zeckenklebstoff in möglichst hoher Reinheit<br />

in künstlichen Fütterungseinheiten gewonnen und in Kooperation mit<br />

der TU Wien analysiert. Das Team ist zudem Partner in einem internationalen,<br />

von der EU geförderten COST Netzwerk ENBA (CA15216), das sich<br />

die Erforschung biologischer Klebstoffe für eine klinische und industrielle<br />

Anwendung zum Ziel gemacht hat. Langfristiges Ziel des Projekts ist es, die<br />

Zusammensetzung des Zeckenklebers zu analysieren, die adhäsiven chemischen<br />

Substanzen zu identifizieren und langfristig einen biotechnologisch<br />

produzierten Klebstoff zu entwickeln.

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