Synagogen in Nordrhein-Westfalen
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1993 vom dänischen Künstler Per Kirkeby (1938-2018) errichtet. Es bildet drei
Rundbögen aus und enthält Bronzetafeln mit den Namen der ermordeten
Paderborner Jüdinnen und Juden (Abb. 2).
Neue Synagoge
Die Neue Synagoge befindet sich nicht auf dem Areal ihres Vorgängerbaus,
sondern unweit des Hauptbahnhofs, an einer breiten Ausfallstraße des Stadtrings,
der Pipinstraße. Dadurch ist sie von unterschiedlichen Standpunkten aus schnell
zu erblicken. Ursprünglich war für den Neubau zunächst ein Eckgrundstück
bei der Krummen Grube / An der Burg angedacht gewesen, jedoch entschied
man sich nach einiger Zeit für das größere Grundstück an der Pipinstraße. Der
Neubau wurde am 29. November 1959 geweiht.
Der Erbauer der Neuen Synagoge ist der Recklinghäuser Karl Gerle (1903-1962).
Der nichtjüdische Architekt zählt zu den erfolgreichsten für Synagogenbauten
der Nachkriegszeit. Er entwarf zudem die Synagogen in Minden (eingeweiht
1958), Hagen (eingeweiht 1960) und Bremen (eingeweiht 1961). Daneben
gestaltete er Betsäle, unter anderem in Recklinghausen und Mühlheim an der
Ruhr. Die Synagoge in Paderborn sticht durch ihre ausgesprochen moderne
Architektur heraus und bildet so eine Besonderheit in seinem Schaffen. Weder
seine Biografie noch die Bau- und Entstehungsgeschichte der Paderborner
Synagoge sind bisher umfassender erforscht worden.
Bei ihr handelt es sich um ein dreistöckiges Gebäude, dessen Grundriss die Form
einer gestelzten Apsis aufweist. Das Baugrundstück war keilförmig an zwei
kreuzenden Straßen angelegt, die zu ihnen ausgerichtete Ecke des Neubaus
wurde rund gestaltet. Hier wurde zudem der Zugangsbereich eingelassen. Der
Eingang liegt erhöht über der Straßenebene und ist über einen Treppenaufgang
zu erreichen. Über der Tür erstrecken sich drei senkrechte Fensterbänder, die
das dahinterliegende Treppenhaus beleuchten und nach Außen betonen. Die
schlichte weiße Fassade wird an der südlichen Seite durch zwei Reihen hoher,
schmaler Fenster gegliedert (Abb. 3). Hinter der unteren Fensterreihe ist ein
großer Gemeindesaal mit angrenzender Küche ausgebildet, hinter der oberen
der Synagogenraum, der zwei Geschosshöhen überfängt.
Im Erdgeschoss befinden sich außerdem ein Büro und geschlechtergetrennte
Toiletten. Der Keller verfügt über einen weiteren Gemeindesaal mit einem
Billardtisch, der von den Mitgliedern auch heute noch fast täglich genutzt wird. Die
nördliche Seite des Baus verfügt über drei Geschosse, was an den Fensterreihen
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Abb. 2