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Synagogen in Nordrhein-Westfalen

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Abb. 1

worden. Die Emporen waren mit reich ornamentierten Rundbogenfenstern

hinterfangen und boten Platz für die Frauen an. Die hohen Bögen, den die

Hängezwickel der Kuppelkonstruktion aufspannten, öffneten die Emporen weit

zum Hauptraum. Im Nordosten befand sich die Chorempore mit Orgel, vor der

im Erdgeschoss der Thoraschrein und die Bima positioniert waren (Abb. 2).

Fürstenau hatte einen atypischen Baustil für die Synagoge gewählt, was jedoch

bei der Jury positiv berücksichtigt wurde. Synagogen um 1900 waren oft in

einem an die Romanik angelehnten Stil gebaut worden, um eine Nähe zu

zeitgenössischen Kirchenbauten zu suggerieren. Die Dortmunder Synagoge wich

von dieser Tendenz ab und besaß stattdessen eine Mischform aus Elementen

der Spätgotik und deutscher Renaissancebauten, was als Anspielung auf die

wilhelminische Architektur Ende des 19. Jahrhunderts verstanden werden kann.

Durch die Anlehnung an den wilhelminischen Baustil demonstrierte die jüdische

Gemeinde ihre Verbundenheit zum Kaiserreich und integrierte sich gleichzeitig

in das allgemeine Stadtbild. Im Zusammenspiel mit der umgebenden Architektur

entstand der Neubau als ein gelungener harmonischer Gesamteindruck.

Sowohl die Oberpostdirektion, als auch die Synagoge und das 1904 errichtete

Stadttheater standen im direkten räumlichen und formalen Bezug zueinander

und prägten so um die Jahrhundertwende das Dortmunder Stadtbild an einem

zentralen Ort.

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Die Zerstörung

Am 8. Juni 1900 konnte die Synagoge feierlich eingeweiht werden. Die

Wahrnehmung des Gebäudes war eminent. Es wurde als „Zierde der Stadt für

ewige Zeiten“ (Kerstin 1990, S. 13) betitelt. Postkarten und Artikel verdeutlichten

zudem die Zugehörigkeit und den Stolz, den dieses Gebäude bei einem Teil

der Bevölkerung auslöste. Doch mit dem NS-Regime änderte sich der Blick

auf das Gotteshaus. Wie auch in anderen Städten wurden zahlreiche Gründe

erdacht, um die Synagoge aus dem Stadtbild zu tilgen, beispielsweise der Bau

eines Luftschutzbunkers oder Parkplatzes. Des Weiteren war geplant, auf der

gegenüberliegenden Seite des Hiltropwall einen Parteibau zu errichten, weshalb

der damalige Leiter des Kreisverbandes der NSDAP Friedrich Hesseldick die

jüdische Gemeinde mit Einschüchterungsversuchen zu einem Verkauf zwingen

wollte.

Im Oktober wurden die Synagoge und das Grundstück für 170.000 Mark an die

Stadt Dortmund verkauft. Dieses Geld wurde der Gemeinde wieder genommen:

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