Synagogen in Nordrhein-Westfalen
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sind. Es liegt auf der Hand, dass individuelle Erinnerungen an eigene Erfahrungen
in diesem Kontext in den Hintergrund und im Gegenzug das kollektive
Gedächtnis, sprich geteilte Erinnerungen an die Erfahrungen anderer, dabei auch
unbekannter Personen, in den Vordergrund treten. Damit steht das kollektive
Gedächtnis für einen „als zentral bewerteten Ausschnitt aus der Vergangenheit
und ist repräsentativ für Einzelschicksale“ (Assmann 2016, S. 17).
So kann durch Erinnerungsorte wie Gedenkstätten teilweise über Jahrzehnte
oder Jahrhunderte hinweg ein Bezug zur Vergangenheit aufrechterhalten werden.
Gedenkstätten wie der ehemaligen Synagoge in Hohenlimburg kommt also eine
besondere Bedeutung zu, denn (ehemalige) Synagogenbauten in Deutschland
stehen vor allem in Bezug zur Geschichte der jüdischen Gemeinden und ihrer
Zerstörung sowie zur Vertreibung und Ermordung ihrer Mitglieder, unter anderem
in den Konzentrations- und Vernichtungslagern.
Jüdisches Leben in (Hohen-)Limburg
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Hohenlimburg reicht noch vor den
Bau der ersten Synagoge im Jahre 1782 zurück. Die früheste Urkunde, die die
Anwesenheit von Juden und Jüdinnen in dem Ort belegt, ist ein Schutzbrief
Dietrichs IV., der in Limburg als Graf regierte, von 1350. Jüdisches Leben im
Machtbereich eines Grafen von Limburg gab es somit spätestens seit dem 14.
Jahrhundert.
1907 lebten in Hohenlimburg 150 Juden und Jüdinnen bei einer
Gesamtbevölkerung von rund 12.000 Menschen. Schon vor Beginn der
Verfolgungen 1933 war die Zahl auf 70 Juden und Jüdinnen bei insgesamt
15.519 Einwohner/innen gesunken. In den folgenden Jahren Beginn verkleinerte
sich die Gemeinde weiter, auf 55 Mitgliedern im Jahr 1934 und auf 33 im
Mai 1938. Die letzten jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner wurden im
April 1942 vom Vorplatz der Synagoge aus deportiert und in verschiedenen
Konzentrationslagern, unter anderem in Auschwitz, ermordet.
Der Synagogenbau und die Nachkriegsnutzung
Die Alte Synagoge Hagen/Hohenlimburg, deren Gebäude noch heute erhalten
ist, wurde 1870 am Standort der vorherigen Synagoge, die aufgrund von
Baufälligkeit abgerissen worden war, errichtet (Abb. 1). Das Grundstück lag
günstig; zwar weder an einer Hauptstraße noch im Stadtzentrum, befand es sich
doch in der Nähe des bürgerlichen Wohnbezirks und zudem auf einer Terrasse
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Abb. 1