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Synagogen in Nordrhein-Westfalen

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Abb. 1

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Guttmann veranschaulichte in der Neuen Synagoge auf bemerkenswerte Weise

die Geschichte, Tradition und Kultur des Judentums und betonte darüber hinaus

durch moderne Elemente den Neubeginn des jüdischen Lebens. Anhand ihrer

Form als eigenständiger, auf ovalem Grundriss angelegter Baukörper ist die

Synagoge deutlich im gesamten multifunktionalen Komplex erkennbar und

wird durch den vorgelagerten Paul-Spiegel-Platz zusätzlich betont. An dem

Platz befindet sich die Westseite des Baus, an der die Eingangssituation mit der

großen Freitreppe angeordnet ist. (Abb. 1) Von diesem Standpunkt aus zeigt

sich auch das Kupferdach, das besonders in seiner Farbigkeit mit dem hellen

Travertin der Fassade kontrastiert. Der Eingang wird mehrfach betont, so durch

eine mittig platzierte Menora in einem Rundfenster. Über dem Eingang steht

zudem in schwarz-schwedischem Granit der Psalm 26,8 in hebräischen Lettern,

zu deutsch: „Ewiger, ich liebe die Stätte deines Hauses, den Ort, wo deine

Ehre thront“. Links und rechts befinden sich zwei große schmale Fenster mit

Darstellungen der zwölf Stämme Israels in Blattgold. Die Westfassade verweist

somit deutlich auf die Funktion des Gebäudes als Synagoge.

An der Nord- und Südseite des ovalen Baus werden die schmalen Fenster

fortgeführt. Die Eingangssituation wird heute nur noch zu den hohen Feiertagen

und für Hochzeiten genutzt. Im Alltag dient ein Zwischenbau an der Südseite,

der die Synagoge und das Gemeindehaus verbindet, als Eingang. Ihm schließt

sich ein großes Foyer an. Im Keller des Gemeindezentrums befindet sich eine

Mikwe mit Ruheraum und im Erdgeschoss der Betsaal für 70 Personen, der als

Wochentagssynagoge genutzt wird. Daneben gibt es Büros und Unterrichtsräume

sowie einen Festsaal, der seit einem Umbau im Jahr 2009 400 Personen Platz

bietet.

Im Erdgeschoss der Synagoge befinden sich die Plätze für Männer. In den

Sitzreihen führte Guttmann erstmals eine besondere Form der Pulte ein, die es den

Betenden gestatten, das Gebetsbuch im Stehen oder im Sitzen aufgeschlagen

vor sich liegen zu haben. Die letzten Reihen lassen sich durch einen kleinen

Vorhang abtrennen, wenn Frauen am Gottesdienst teilnehmen, die nicht mehr

die Treppe zur Empore benutzen können. Seit Juli 1991 ist die Gemeinde

gezwungen, Sitzplatzreservierungen für die hohen Feiertage zu vergeben. Plätze

können erworben werden; der finanzielle Erlös kommt der Gemeinde zu Gute.

Der Thoraschrein befindet sich an der Ostwand und ist vor einem bunten

Rundbogenfenster in Parabelform angeordnet. Der Schrein zeigt die in Marmor

ausgeführten Gesetzestafeln sowie abstrakte Darstellungen des brennenden

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