Synagogen in Nordrhein-Westfalen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abb. 1
89
Guttmann veranschaulichte in der Neuen Synagoge auf bemerkenswerte Weise
die Geschichte, Tradition und Kultur des Judentums und betonte darüber hinaus
durch moderne Elemente den Neubeginn des jüdischen Lebens. Anhand ihrer
Form als eigenständiger, auf ovalem Grundriss angelegter Baukörper ist die
Synagoge deutlich im gesamten multifunktionalen Komplex erkennbar und
wird durch den vorgelagerten Paul-Spiegel-Platz zusätzlich betont. An dem
Platz befindet sich die Westseite des Baus, an der die Eingangssituation mit der
großen Freitreppe angeordnet ist. (Abb. 1) Von diesem Standpunkt aus zeigt
sich auch das Kupferdach, das besonders in seiner Farbigkeit mit dem hellen
Travertin der Fassade kontrastiert. Der Eingang wird mehrfach betont, so durch
eine mittig platzierte Menora in einem Rundfenster. Über dem Eingang steht
zudem in schwarz-schwedischem Granit der Psalm 26,8 in hebräischen Lettern,
zu deutsch: „Ewiger, ich liebe die Stätte deines Hauses, den Ort, wo deine
Ehre thront“. Links und rechts befinden sich zwei große schmale Fenster mit
Darstellungen der zwölf Stämme Israels in Blattgold. Die Westfassade verweist
somit deutlich auf die Funktion des Gebäudes als Synagoge.
An der Nord- und Südseite des ovalen Baus werden die schmalen Fenster
fortgeführt. Die Eingangssituation wird heute nur noch zu den hohen Feiertagen
und für Hochzeiten genutzt. Im Alltag dient ein Zwischenbau an der Südseite,
der die Synagoge und das Gemeindehaus verbindet, als Eingang. Ihm schließt
sich ein großes Foyer an. Im Keller des Gemeindezentrums befindet sich eine
Mikwe mit Ruheraum und im Erdgeschoss der Betsaal für 70 Personen, der als
Wochentagssynagoge genutzt wird. Daneben gibt es Büros und Unterrichtsräume
sowie einen Festsaal, der seit einem Umbau im Jahr 2009 400 Personen Platz
bietet.
Im Erdgeschoss der Synagoge befinden sich die Plätze für Männer. In den
Sitzreihen führte Guttmann erstmals eine besondere Form der Pulte ein, die es den
Betenden gestatten, das Gebetsbuch im Stehen oder im Sitzen aufgeschlagen
vor sich liegen zu haben. Die letzten Reihen lassen sich durch einen kleinen
Vorhang abtrennen, wenn Frauen am Gottesdienst teilnehmen, die nicht mehr
die Treppe zur Empore benutzen können. Seit Juli 1991 ist die Gemeinde
gezwungen, Sitzplatzreservierungen für die hohen Feiertage zu vergeben. Plätze
können erworben werden; der finanzielle Erlös kommt der Gemeinde zu Gute.
Der Thoraschrein befindet sich an der Ostwand und ist vor einem bunten
Rundbogenfenster in Parabelform angeordnet. Der Schrein zeigt die in Marmor
ausgeführten Gesetzestafeln sowie abstrakte Darstellungen des brennenden