Synagogen in Nordrhein-Westfalen
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Der Architekt und Maler Zvi Hecker
Der 1931 geborene Zvi Hecker studierte von 1949 bis 1950 am Polytechnikum
in Krakau (Polen) Architektur und von 1950 bis 1954 am Israeli Institute of
Technology (Technion) in Haifa (Israel). Anschließend schloss er ein Studium
der Malerei an der Avni Akademie in Tel Aviv (Israel) ab. Hecker ist vor allem
durch eine dekonstruktivistische und symbolträchtige Formensprache bekannt.
Ein Ziel seiner Architektur ist es, die Gebäude mit ihrer Umgebung zu verbinden
und diese beiden Komponenten in eine Beziehung zueinander zu setzen. Seine
Intention für den von ihm als Jewish Cultural Centre bezeichneten Gemeindebau
in Duisburg war es zudem, einen Ort der Zusammenkunft und Feierlichkeit zu
schaffen.
Die jüdische Gemeinde Duisburg im 19. Jahrhundert
Die Gemeinde besaß bereits seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts eine
Synagoge. Sie war in den Räumlichkeiten des ehemaligen Anatomiegebäudes
der 1818 aufgelösten Universität untergebracht. Da dieses Gebäude baufällig
und zu klein war, errichtete die Gemeinde im Jahr 1875 einen Neubau nach
dem Entwurf von dem Stadtbaumeister Landmann an der Junkernstraße, der
damit nur zwei Straßen von dem jetzigen Gemeindezentrum entfernt lag. Bei
der Synagoge handelte es sich um einen zweigeschossigen Ziegelbau auf
quadratischem Grundriss mit einer Kuppel. Durch die verwendeten Materialien
sowie durch die schlichte Fassadengestaltung fügte sich das Gebäude in das
damalige Stadtbild ein. Formal passte sich die Synagoge zudem zeitgenössischen
Kirchenbauten an. Der Innenraum teilt sich in ein unteres Geschoss und in ein
Emporengeschoss auf. Die Empore war dabei den Frauen vorbehalten. Im Osten
schloss das Gebäude mit einer Apsis ab, in der im Innenraum der Thoraschrein
und die Bima standen. Über die Ausstattung ist nicht viel bekannt, es gab jedoch
ein Gestühl, eine Orgel, später auch eine Chuppa und Bronzetafeln.
Mit der Machtübernahme der NSDAP war die jüdische Gemeinde seit 1933
dem brutalen Terror der SA ausgesetzt. Am 9. November 1938 setzten
Nationalsozialist/innen die Duisburger Synagoge, wie auch die Synagogen
in den Stadtteilen Ruhrort und Hamborn, in Brand. Da das Gebäude an der
Junkernstraße nicht vollständig abbrannte, war die Gemeinde gezwungen, die
Reste in den folgenden Wochen auf eigene Kosten abreißen zu lassen. 1939
lebten noch 841 Juden und Jüdinnen in der Stadt. Zwei Jahre später begannen
die Deportationen in den deutsch besetzten Osten, unter anderem nachŁ Łódźź,
140 141
Izbica/bei Lublin (beides Polen), Riga (Lettland) und Theresienstadt (Tschechien),
wo die Menschen mehrheitlich ermordet wurden.
Die jüdische Gemeinde von der frühen Nachkriegszeit bis in die
1990er Jahren
Nach der Shoah teilte sich die Duisburger Gemeinde in kleine Gruppierungen
in unterschiedlichen Stadtteilen auf. 1947 wurde in Mühlheim eine Gemeinde
gebildet, in Duisburg war die Zahl der Jüdinnen und Juden so gering, dass
es zunächst zu keiner Neugründung kam. 1955 schlossen sie sich daher
der Mühlheimer Gemeinde an. Die neue Doppelgemeinde traf sich in einer
Privatwohnung auf der Kampstraße in Mühlheim. Im Erdgeschoss befand sich
die Synagoge, die insgesamt 70 Personen Platz bot. Im Obergeschoss waren die
Verwaltungsräume untergebracht. Insgesamt gab es 83 Mitglieder, viele davon
waren Frauen. Doch auch nach einem Zusammenschluss mit der Oberhausener
Gemeinde im Jahr 1968 war nicht immer ein Gottesdienst möglich – ein Minjan
konnte nur selten gebildet werden.
Die Gemeinde zählte im Jahr 1988 117 Mitglieder. Gleichzeitig überschritt die
Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten und viele junge Jüdinnen und Juden
übten ihren Glauben zunehmend in angrenzenden Gemeinden aus, so unter
anderem in Düsseldorf. Erst die Zuwanderung aus den Staaten der ehemaligen
Sowjetunion seit dem Anfang der 1990er Jahre veränderte die Entwicklung auch
in Duisburg und damit ebenfalls das Leben der jüdischen Gemeinde. So wurde
etwa ein Sprach- und Glaubensunterricht eingerichtet. Bereits 1991 gab es erste
Überlegungen zu einem Neubau, denn die Synagoge in Mühlheim bot längst
nicht mehr allen Angehörigen der Dreiergemeinde Platz.
Neubau der Synagoge
Im Frühjahr 1996 lobte die Jüdische Kultusgemeinde Mühlheim-Duisburg-
Oberhausen in Abstimmung mit der Internationalen Bauausstellung Emscherpark
und der Innenhafen Duisburg Entwicklungsgesellschaft einen Wettbewerb
aus. Sieben internationale Architekten wurden als Teilnehmer eingeladen. Das
Preisgericht entschied sich im Juli 1996 für den Entwurf von Zvi Hecker, die
Bauarbeiten begannen im darauffolgenden Jahr. Der Bau wurde durch die
drei Gemeinden sowie durch das Land Nordrhein-Westfalen finanziert. Das
Grundstück im Innenhafen schenkte die Stadt Duisburg der Gemeinde. Während