Synagogen in Nordrhein-Westfalen
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Abb. 2
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am Berghang. So war das Gebäude auch aus weiterer Entfernung gut zu sehen
(Abb. 2). Warum es ausgerechnet hier erbaut wurde, ist nicht bekannt, allerdings
ist anzunehmen, dass die erhöhte Lage an den Tempel in Jerusalem erinnern
sollte.
Verantwortlich für die Baupläne der Synagoge von 1870 war ein Baumeister aus
dem 40 Kilometer entfernten Oestrich, der Bau selbst wurde ausgeführt von
dem Maurermeister Wilhelm Knapp. Beide waren nicht jüdisch. Finanziert wurde
das Gebäude von den damals in der Grafschaft Limburg lebenden insgesamt
24 jüdischen Familien, die die Synagoge nach ihrer Erbauung als Gotteshaus
nutzten, sowie durch Spenden der christlichen Gemeinde.
Der Bau der Synagoge dauerte zwei Jahre. 1870 eingeweiht (aufgrund
des Deutsch-Französischen Krieges ohne Feierlichkeiten), wurde der
Gebäudekomplex 1906 um ein Schulgebäude erweitert, welches heute ebenfalls
noch erhalten ist. Der Grundriss der Synagoge ist annähernd quadratisch, sie
entspricht so im Gesamten der Form eines Kubus. Das Dach ist pyramidenförmig.
An der nach Osten zeigenden Seite findet sich die auch von außen zu erkennende
Thoranische, die als Apsis angebaut wurde. Sie wird zusätzlich durch ein
Rundfenster mit dem Davidsstern betont.
Rundbogenfenster prägen die gesamte Fassade, allerdings wurde die heutige
Füllung der Scheiben, die, außer bei den Fenstern an den Seiten der ehemaligen
Thoranische, sehr kleinteilig ist, erst in den 1980er Jahren im Rahmen der
Restaurierungen angebracht. Die Fenster, die an der Apsis zu finden sind,
zeigen noch die originale Gestaltung: Sie sind hier in der Mitte zweigeteilt. Der
Mittelsteg knickt im oberen Fensterteil nach links und nach rechts ab und geht
so in zwei Rundbögen über.
Der Synagogenbau weist Außen an den Ecken Lisenen auf (Abb. 1). Unter
dem Dachgesims findet sich zudem ein Bogenfries. Das Rundbogenportal an
der Nordseite hat eine Doppelflügeltür, die mit einem Oberlicht ausgestattet
ist. Dieses wird von zwei kannelierten Pilastern mit Sockeln flankiert. Darüber
befindet sich ein Inschriftenfeld, welches oben und unten von Gesimsleisten
gerahmt und in der Mitte von einem Muscheltympanon überspannt wird. An
der Westseite befindet sich in der Nähe der Südwestecke eine kleine rundbogige
Nebentür, die als Frauenzugang diente. Hier befand sich früher der Aufstieg zur
Empore.
Das Gebäude der Synagoge wurde während der sogenannten
Reichsprogromnacht zwar nicht gänzlich, aber doch in großen Teilen zerstört. Das