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urbanLab Magazin 2019 - StadtLandQuartier

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Der dramatische Verlust an Wohnnutzung,

gerade in den Innenstädten, hat

seine Folgen für das städtische Geschäftsleben

und für die Nutzung der

städtischen Infrastruktur. Um eine lebendige

Innenstadt zu erhalten mit einer

Vielfalt von Geschäften müssten

etwa 20 % der Bevölkerung einer Stadt

im Bereich der Innenstadt leben. Tatsächlich

fallen die Innenstädte leer, die

Siedlungsränder dehnen sich aus: Menschenleere

Innenstädte außerhalb der

Geschäftszeiten und der Rückgang an

Vielfalt von Geschäften machen dies

deutlich erkennbar. Die Bundesstiftung

Baukultur beschreibt: „Über Jahrhunderte

gewachsene, umweltfreundlich

kompakte und baukulturell wertvolle

Siedlungsgefüge werden zerstört, identitätsstiftende

Heimaträume verbaut. [...]

Dann ist der Donut-Effekt eingetreten:

außen viel substanzlose Masse, innen

hohl“ (BSBK 2018:27) – so die Diagnose

aus dem jüngsten Baukulturbericht.

KEINE VERDICHTUNG OHNE

DURCHGRÜNUNG

Besser beschrieben ist das Konzept

der intensiveren Ausnutzung städtischer

Flächen mit dem Begriff des

Baugesetzbuchs Innenentwicklung und

nicht mit Verdichtung oder Nachverdichtung.

Denn Ziel dieses Leitbilds ist

nicht, lediglich mehr Baumasse pro Flächeneinheit

zu generieren, sondern die

Stadt, ob Großstadt, Mittelstadt oder

auch Kleinstadt, weiterzuentwickeln

und zu reparieren, die städtischen

Funktionen – und dazu gehören auch

Grünräume und Plätze – zu stärken,

die Infrastruktur zu konzentrieren, um

das Leben in der Stadt so angenehm

wie möglich zu gestalten. Die Doppelte

Innenentwicklung – diesen Begriff

hat die frühere Bauministerin Barbara

Hendricks geprägt – ist die geeignete

Planungsstrategie, um unsere Städte

unter folgenden zwei Gesichtspunkten

zu entwickeln:

„Über Jahrhunderte gewachsene,

umweltfreundlich kompakte und

baukulturell wertvolle Siedlungsgefüge

werden zerstört, identitätsstiftende

Heimaträume verbaut. [...] Dann

ist der Donut-Effekt eingetreten: außen

viel substanzlose Masse, innen hohl.

Bundesstiftung Baukultur (2018)

Besser Bauen in der Mitte. Ein Handbuch zur Innenentwicklung

Ein Ziel ist, den Bestand baukulturell

aufzuwerten und die nicht vermehrbare

Ressource Grund und Boden

als Standort für Wohnen, Geschäfte,

wohnverträgliche Arbeitsplätze sinnvoller

und intensiver zu nutzen. Eine

wesentliche Aufgabe für Planer liegt

darin, die Ziele des Weiterbauens in

der Stadt und die Ausnutzung ihrer

Flächenpotentiale der Bevölkerung,

insbesondere den Nachbarn von potenziellen

Bauvorhaben, besser zu

vermitteln, Vorbehalte und Ängste abzubauen

und den Mehrwert für alle

herauszuarbeiten. Not in my backyard

(Nimby) ist nicht zukunftsfähig. Durch

gut vorbereitete Beteiligungsprozesse,

durch schöne, behutsam in ihr Umfeld

eingefügte Bauten und sorgfältig

gestaltete Fassaden ist Build in my

backyard (Bimby) das Ziel. Das ist nur

gemeinsam mit Bauherren umsetzbar,

die sich bewusst sind, dass Eigentum

verpflichtet, dass jegliches Bauen nie

nur privat, sondern immer auch öffentlich

ist: wer ein Innen baut, baut

auch ein Außen. Bauherren müssen

ermutigt werden, die qualitätssichernden

Instrumente, die der Berufsstand

der Architekten anbietet, wie z.B. den

Planungswettbewerb, anzuwenden.

Nicht nur die beste Lösung für eine

Bauaufgabe lässt sich darüber finden,

sondern auch die Öffentlichkeit in geeigneter

Weise einbinden.

Stadt & Land 11

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