urbanLab Magazin 2019 - StadtLandQuartier
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Aktiv in der
Stadtgesellschaft
Quelle : Cycling Without Age (2018)
prozesse oder bedeutende Ereignisse
sowie eine generelle Kenntnis der Umgebung
und ihrer Geschichten. Um dem
Vorzubeugen hat sich ein Projekt gebildet,
das durch gemeinsames Radfahren
den Stadtraum für alle zugänglich machen
möchte.
RADFAHREN FÜR EIN MITEINANDER
Durch die Initiative Radeln ohne Alter wird
das lokale Umfeld wieder erreichbar. Ehrenamtliche
Ausfahrten mit der Rikscha
machen es den Passagieren, meist Bewohnern
aus Alters- und Pflegeeinrichtungen,
möglich, im Stadtbild wahrgenommen
zu werden und sich gleichzeitig
einzubringen. Sie sind oftmals körperlich
nicht in der Lage, selber aktiv zu werden,
erleben aber bei der Mitfahrt in einer
Rikscha die altbekannte Umgebung von
neuem. Diese Ausfahrten und auch der
dadurch entstehende Dialog sind eine
Bereicherung für die städtische Gemeinschaft.
Denn für Passanten, die Piloten
der Rikscha als auch die Passagiere entstehen
positive Momente des Miteinanders
und des Austausches. So werden
Eindrücke der Fahrt sowie Geschichten,
die Leben und Stadt geprägt haben und
überdies weiterhin beeinflussen, geteilt.
Hierbei nimmt das Ehrenamt eine tragende
Rolle ein: Als Antreiber für eine
gemeinsame, selbst organisierte Ausfahrt
macht das freiwillige Engagement aus Unbekannten
Nachbarn – manchmal entstehen
sogar Freundschaften (vgl. Radeln
ohne Alter, 2018). Die Kommunikation im
Stadtraum wird gestärkt, denn die Aufgabe
der Rikscha-Fahrten besteht darin,
Teil des Stadtraumes zu sein und dort zu
verweilen, nicht aber ihn als Durchgangszone
und reine Bewegungsfläche zu
nutzen. Aufenthaltsbereiche werden so
stärker frequentiert, die gleichzeitig zu einer
intensiven Belebung des öffentlichen
Raumes führen und generationsübergreifende
Formen von Gemeinschaft bilden.
Eine funktionierende Partizipationskultur,
die darauf aufbaut, dass Quartiere von
innen, also von ihren Bewohnern aus, vitalisiert,
geprägt und mitgestaltet werden,
führt zu einer nachhaltigen und lebenswerten
Perspektive für unsere Städte.
Radeln ohne Alter, in Kopenhagen von
Ole Kassow gegründet, ist mittlerweile
eine weltweit agierende Initiative, die
mit Erfolg dazu beiträgt, dass städtische
Nachbarschaften diverser und zugänglich
für alle Generationen werden. Die
Anzahl der Standorte steigt kontinuierlich
– so wird ab September 2019 auch
in Detmold in Zusammenarbeit mit der
St. Elisabeth Stiftung eine Rikscha ältere
Menschen zurück in den öffentlichen
Raum bringen.
Die Vorteile der Integration aller Bevölkerungsgruppen
und Altersstufen sowie
die Wichtigkeit Menschen und ihre Geschichten
im Stadtleben zu verankern,
liegen auf der Hand: Neben der Verbesserung
der persönlichen Lebenssituation
entsteht auch eine lebendige und
einbeziehende Gemeinschaft, die die
Lebensqualität in einer Stadtlandschaft
stärken kann. Städte sind komplexe Konstruktionen,
die unterschiedliche Strukturen,
Ebenen sowie Berührungspunkte
aufweisen. Diese beeinflussen die Umgebung
und das Miteinander, gleichzeitig
können sie auch dadurch jede Nachbarschaft
zu etwas Besonderem machen.
Die gegenwärtige Wandlungsfähigkeit
von Quartieren und ihre Schnelllebigkeit
76 Strukturen & Akteure