urbanLab Magazin 2019 - StadtLandQuartier
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DER TREND STADT
Städte scheinen der erwünschte Lebensraum
der Zukunft zu sein. Entsprechend
ist ein stetiges, weltweites Bevölkerungswachstum
in urbanisierten Siedlungsgebieten
zu beobachten. Heutzutage leben
schon 50 Prozent der Weltbevölkerung in
Städten, die Vereinten Nationen kündigen
für 2050 fast 70 Prozent der Gesellschaft
im städtischen Lebensraum an (vgl. Revision
of World Urbanization Prospects,
2018). Für Stadtbewohner bietet dieser
verdichtete Rahmen oftmals eine Vielzahl
an Potentialen. Zum einen ist der Wunsch
nach erleichtertem Zugang zu Wohnraum
(bezahlbar ist eine andere Frage)
und Bildung realistisch, zum anderen sind
aber auch gesundheitliche Einrichtungen
in direkter Nähe und ein gut ausgebautes
Mobilitätssystem in städtischer Umgebung
eher gegeben als auf dem Land.
Dennoch sind die Chancen in einem
konzentrierten und vermeintlich gut ausgebauten
urbanen Kontext nicht für alle
Bevölkerungsgruppen gleich. Doch eine
„sozialverträgliche nachhaltige Stadtentwicklung“
(Breckner, 2018) sollte die Lebensbedingungen
aller Menschen, die
Stadt nutzen und gestalten, berücksichtigen.
Der demografische Wandel und
die variierenden Lebensstile sind gesellschaftliche
Veränderungen, die sich im
Stadtbild widerspiegeln und auch deren
Entwicklung beeinflussen. Umso wichtiger
ist die Entstehung von generationsübergreifenden
Nachbarschaften, in
denen die Bewohner im gegenseitigen
Austausch miteinander stehen. Dieser
Lebensraum bekommt eine besondere
Bedeutung für sozialen Zusammenhalt,
aber auch für die Kultur und die Identität
eines Quartiers. Nur wenn ein Einbeziehen
aller und eine aktive Beteiligung
jeder Bevölkerungsschicht zur Prägung
und Gestaltung des Umfeldes beiträgt,
kann ein lebenswertes und rücksichtnehmendes
Miteinander entstehen. Diese
Einbindung aller Alterssparten und
„Neben dem persönlichen Verlust
der Teilhabe hat auch der städtische
Kontext mit der Abwesenheit
einer ganzen Generation zu kämpfen.
Denn es fehlen nicht nur die älteren
Menschen im Stadtbild, sondern mit ihnen
gehen Erfahrungen verloren – genauso
wie Erinnerungen an vergangene Entwicklungsprozesse
oder bedeutende Ereignisse
sowie eine generelle Kenntnis der Umgebung
und ihrer Geschichten.
Janine Tüchsen Dipl.-Ing. Architektur
Wissenschaftliche Mitarbeiterin TH OWL
die Möglichkeit zur Teilhabe sind Grundvoraussetzungen
für den Erhalt von Besonderheit
und Diversität einer Stadt.
Schon Jane Jacobs schrieb Anfang der
1960er Jahre: „Cities have the capability
of providing something for everybody,
only because, and only when, they are
created by everybody.“ (Jacobs, 1961).
Die vitale Sozialstruktur, auf die sich Jacobs
bezieht, ist die Grundlage für eine
funktionierende Stadtgesellschaft. Doch
gibt es mehrere Gruppen, die Schwierigkeiten
haben ein aktiver Teil ihres Umfeldes
zu bleiben. Oftmals ist es gerade
für die ältere Generation kompliziert, an
dem sie umgebenden Stadtgeschehen
langfristig teilzunehmen. Meist sind es
Einschränkungen in der Bewegung, die
zu einer Inaktivität und einen Rückzug
aus dem Nachbarschaftsgeschehen führen.
Mit dieser Mobilitätsverminderung
geht eine Verringerung der Lebensqualität
einher, die nicht aus eigener Kraft
rückgängig zu machen ist.
Neben dem persönlichen Verlust der
Teilhabe hat auch der städtische Kontext
mit der Abwesenheit einer ganzen
Generation zu kämpfen. Denn es fehlen
nicht nur die älteren Menschen im
Stadtbild, sondern mit ihnen gehen Erfahrungen
verloren – genauso wie Erinnerungen
an vergangene Entwicklungs-
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