urbanLab Magazin 2019 - StadtLandQuartier
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von 1990 bis heute die versiegelte Fläche
von 40.000 km² auf mehr als 50.000
km² angewachsen, und sie wächst weiter,
wenn auch etwas gebremst. Zwar
wurde die Zahl mittlerweile fast halbiert,
denn Mitte der Neunzigerjahre wurden
noch ca. 120 ha täglich neu versiegelt,
so das Bundesumweltamt. Doch es sind
immer noch 62 ha täglich, bei einem politisch
gesetzten Ziel für 2020 von 30 ha
(vgl. BSBK 2018: 21).
Fachleute sind davon überzeugt, dass
diese Entwicklung besser gesteuert
werden muss. Die Europäische Kommission
wollte die Mitgliedsländer bereits
2011 in ihrem Fahrplan für ein
ressourceneffizientes Europa dazu verpflichten,
vom Flächenverbrauch zu einer
Flächenkreislaufwirtschaft überzugehen,
also nur dann neue Flächen für
Versiegelung (z.B. für Wohnungen, Gewerbe,
Industrie oder Verkehrsflächen),
in Anspruch zu nehmen, wenn dafür an
„Für die städtebauliche Aufgabe,
dem Flächenverbrauch entgegenzuwirken,
wird häufig der
Begriff „Verdichtung“ verwendet,
der sich aber in der öffentlichen Diskussion
als eher abschreckend erwiesen
hat. Hier müssen geeignete Kommunikationsstrategien
konzipiert und umgesetzt
werden, dass Gebäude durchaus
behutsam in ein vorhandenes Umfeld
eingefügt werden können. Der städtische
Raum muss intensiver und besser
ausgenutzt werden, doch nicht nur um
der rein rechnerischen Verdichtung
willen, sondern auch, um der sozialen
Entdichtung entgegenzuwirken.
Barbara Ettinger-Brinckmann
Präsidentin der Bundesarchitektenkammer
anderer Stelle im gleichen Maße entsiegelt
wird. „Es wird angestrebt, die Landnahme
so zu reduzieren, dass bis 2050
netto kein Land mehr verbraucht wird.“
(KOM 2011: 18)
Die Bundesstiftung Baukultur hat im
Baukulturbericht 2018/19 diese dramatische
Entwicklung des Flächenverbrauchs
bei fast gleichbleibender
Bevölkerung dokumentiert und darauf
hingewiesen, dass sich mit höherer
Ausnutzung der Grundstücke auch erhebliche
Kosten für die kommunale
Infrastruktur einsparen ließen. So betragen
die Herstellungskosten bei der
Inanspruchnahme von 100 m² Grundstücksfläche
pro Wohneinheit 3.600
€ im Vergleich zu nahezu 30.000 € bei
1.000 m² pro Wohneinheit (vgl. BSBK
2018:24). Dies sind nur die investiven
Kosten. Finanzielle Belastungen durch
den Unterhalt oder ökologische Kosten
sind darin nicht berücksichtigt.
LEBENDIGE STÄDTE BRAUCHEN
NUTZUNGSVIELFALT
Für die städtebauliche Aufgabe, dem
Flächenverbrauch entgegenzuwirken,
wird häufig der Begriff Verdichtung
verwendet, der sich aber in der öffentlichen
Diskussion als eher abschreckend
erwiesen hat. Hier müssen geeignete
Kommunikationsstrategien
konzipiert und umgesetzt werden,
dass Gebäude durchaus behutsam
in ein vorhandenes Umfeld eingefügt
werden können. Der städtische Raum
muss intensiver und besser ausgenutzt
werden, doch nicht nur um der
rein rechnerischen Verdichtung willen,
sondern auch, um der sozialen
Entdichtung entgegenzuwirken. Denn
der Flächenanspruch eines jeden Bewohners
steigt seit Jahren. Während
1960 noch etwa 20 m² Wohnfläche
pro Einwohner genügten, sind es heute
etwa 46 m². Diese sind allerdings
sehr ungleich verteilt.
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