urbanLab Magazin 2019 - StadtLandQuartier
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
populär zu machen. Aufgrund der Größe
der Angebote, zum Beispiel mit einer
mittleren zweistelligen Anzahl an Rädern
in Hannover oder Berlin, werden sie in
einigen Städten inzwischen als Mobilitätsanbieter
verstanden, wiewohl sie
weiterhin schwerpunktmäßig auf eine
ehrenamtliche Trägerstruktur vertrauen.
An anderer Stelle stoßen die Initiativen
auf Desinteresse (Forum Freier Lastenräder
2019b). Im ländlichen Raum entstehen
mit den sogenannten Dorfautos
– Carsharingangeboten in dörflichen
Strukturen – ähnliche Konzepte und
Trägerstrukturen. Das ostwestfälische
Beispiel des Dorfautos in St.Vit/Kreis Gütersloh
(Website Dorfverein St. Vit) zeigt
eine aktive Kooperation zwischen Kommune/Kreis
und Bürgern/Dorfverein.
Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement
springen die zivilgesellschaftlichen Akteure
in eine Lücke, die die klassischen
Mobilitätsakteure auf Grund des hohen
personellen Aufwandes der Angebote,
ihres fehlenden Auftrags oder ihres (wirtschaftlichen)
Desinteresses an neuartigen,
experimentellen Angeboten – möglicherweise
noch ohne Aussicht auf ein
klassisches Geschäftsmodell oder einen
Subventionstopf – entstehen lassen. Die
Bürger jedoch ermöglichen im Kleinen
Experimente für Mobilitätskonzepte und
schaffen Visionen, wie die Mobilitätswende
konkret aussehen könnte.
„Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement
springen die zivilgesellschaftlichen
Akteure in
eine Lücke, die die klassischen
Mobilitätsakteure auf Grund des hohen
personellen Aufwandes der Angebote,
ihres fehlenden Auftrags oder ihres
(wirtschaftlichen) Desinteresses an neuartigen,
experimentellen Angeboten [...]
entstehen lassen.
Benjamin Dally Dipl.-Ing.
nextPlace
Den Anspruch, das Mobilitätssystem
sehr konkret mitzugestalten, haben
auch sogenannte Radentscheide, Initiativen
zur Stärkung des Radverkehrs
durch Bürgerentscheide oder Volksbegehren.
Populär geworden durch
den das als erfolgreich eingeschätzten
Volksentscheid Radverkehr in Berlin verbreitet
sich die Idee auch nach Nordrhein-Westfalen
(Website Aufbruch
Fahrrad) und Bielefeld. Gemein ist diesen
Initiativen, dass sie sehr konkrete
Vorgaben machen, so zum Beispiel Ziel
2 (von 11) des Radentscheids Bielefeld:
„(Die Stadt Bielefeld errichtet) pro Jahr
an Hauptstraßen mindestens 5 Kilometer
geschützte Radwege (…), die gleichzeitig
die folgenden Kriterien erfüllen: a)
mindestens 2,3 Meter breit je Richtung,
b) farbig asphaltiert und ohne Absenkungen
an Nebenstraßen und Einfahrten
(…), f) mit Fahrradstraßen und anderen
Radverkehrsanlagen vernetzt“
(Radentscheid Bielefeld 2019).
Auch außerhalb dieser zwei wichtigsten
Kategorien gibt es vielfältige, spannende
Projekte – auch in der Region OWL.
Im Rahmen des Projektes Mobilagenten
beraten Ehrenamtliche Interessierte
zum Öffentlichen Nahverkehr im ländlichen
Raum in den Kreisen Herford und
Minden-Lübbecke; darüber hinaus informieren
sie persönlich in Schulen und
Betrieben und mit Informationsmaterial.
Sie senken damit emotionale und
informationsseitige Einstiegshürden zu
den Autoalternativen (Website Mobilagenten).
Bürgerradwege sind Projekte,
bei denen Bürgerinitiativen mit Spenden
oder Eigenleistungen den Ausbau
des Radwegenetzes vorantreiben, zum
Beispiel bei einem Projekt in Horn-Bad
Meinberg (Kreis Lippe) und Steinheim
(Höxter); Straßen.NRW berichtet von 50
Kommunen, in denen 55 Bürgerradwege
unterstützt wurden (Westfalenblatt
vom 27.06.2018).
68 Strukturen & Akteure