Nr. 66 - Frühling 2018
Locronan: die bretonische Seele par excellence Pays de la Loire: mit dem Hausboot auf der Mayenne Burgund: Vill'Art, das zweite Leben eines Steinbruchs Provence: Salagon, ein einzigartiger Ort, um die Hochprovence zu verstehen Chantals Rezept: Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln
Locronan: die bretonische Seele par excellence
Pays de la Loire: mit dem Hausboot auf der Mayenne
Burgund: Vill'Art, das zweite Leben eines Steinbruchs
Provence: Salagon, ein einzigartiger Ort, um die Hochprovence zu verstehen
Chantals Rezept: Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln
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UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays-de-la-Loire<br />
Eine Hausbootfahrt ist alles andere als langweilig, da man<br />
sich der Vielfalt der Landschaften bewusst wird und die<br />
Freiheit hat, dort anzuhalten, wo man möchte, beispielsweise<br />
um ein paar Dinge einzukaufen, wie hier in Ménil.<br />
still ist. Genau das war unser tägliches Programm vor dem<br />
Frühstück, und es waren unvergessliche Momente. Sie<br />
boten zudem Gelegenheit, sich mit einigen der Angler zu<br />
unterhalten, die man am Ufer der Mayenne trifft. Hier ist<br />
es nämlich gestattet, nachts zu fischen. Die Angler stellen<br />
eine Art kleines Zelt auf, das ihnen etwas Schutz bietet<br />
und in dem sie sich nach dem stundenlangen Angeln in<br />
der Dunkelheit etwas ausruhen können.<br />
Nach den ersten Stunden auf dem Hausboot wurde<br />
uns etwas klar: An Bord hat man ein anderes Verhältnis<br />
zur Zeit, als im « normalen » Leben. Gewiss, man nimmt<br />
die Mahlzeiten etwa zur selben Uhrzeit ein. Aber es ist<br />
nicht von der Hand zu weisen, dass die Uhren hier anders<br />
ticken. Objektiv gesehen gibt es natürlich, abgesehen vom<br />
Steuern des Bootes, ein paar Aufgaben, wie Aufräumen,<br />
Zubereiten der Mahlzeiten sowie Mithilfe beim Passieren<br />
der Schleusen. Aber sonst gibt es an Bord keine besonderen<br />
Pflichten. Welch ein Luxus, absolut nichts zu tun<br />
zu haben und das Vergnügen des Dolcefarniente neu zu<br />
entdecken! Ganz nach Lust und Laune kann man sich an<br />
Deck niederlassen – sich beispielsweise vorne auf einer<br />
Matratze ausstrecken, auf eine Bank am Bug oder einfach<br />
an den Tisch setzen – und nichts anderes tun, als die<br />
Landschaft langsam an sich vorbeiziehen zu lassen, wie in<br />
einem Film in Zeitlupe. Dort entdeckt man ein Schloss,<br />
da ein einsam gelegenes Haus, Radfahrer, Fischer oder<br />
Kanufahrer erheben die Hand zum Gruß … Und im Prinzip<br />
gibt es immer etwas Neues zu entdecken! Die Bücher,<br />
die jeder von uns mitgebracht hatte, blieben schließlich<br />
gänzlich unberührt, so sehr waren wir mit Beobachten beschäftigt<br />
… Einzig und allein Gesellschaftsspiele kamen<br />
wirklich zum Einsatz: abends nach dem Essen, bevor wir<br />
uns schlafen legten.<br />
Die großen Ereignisse, die den Tag bestimmten, waren<br />
– wie vermutet – das Passieren der Schleusen: alleine<br />
auf der Hinfahrt immerhin ein Dutzend, doppelt so viele<br />
bis zur Rückkehr. Entgegen unseren Befürchtungen ist<br />
das Manöver wirklich nicht schwer. Beim ersten Mal<br />
waren alle – besonders natürlich der Kapitän – ein bisschen<br />
gestresst. Doch wir hatten die Handgriffe, auf die<br />
es ankommt, schnell heraus, und bald wurden sie Routine.<br />
Glücklicherweise gibt es an fast allen Schleusen noch<br />
Schleusenwärter. Diese arbeiten in der Regel von 9.00 bis<br />
12.00 Uhr sowie von 13.30 bis 19.00 Uhr und machen den<br />
Großteil der Arbeiten, wie das Manövrieren der Schleusentore<br />
und des Schiebers unter den Toren, um Wasser in<br />
die Schleuse ein- oder aus der Schleuse abfließen zu lassen<br />
und so den Wasserstand auszugleichen. Es ist zwar keine<br />
Pflicht, aber durchaus üblich, dass ein Mitglied der Mannschaft<br />
vor der Schleuse an Land geht, um dem Schleusenwärter<br />
zu helfen, sei es auch nur, um die Taue des Bootes<br />
zu fassen. Auch wir haben das sehr gerne so gehandhabt,<br />
denn in der Regel sind die Schleusenwärter – es gibt im<br />
Übrigen auch Schleusenwärterinnen – sehr sympathisch.<br />
Da sie nicht nur ihre Arbeit beherrschen, sondern darüber<br />
hinaus die Umgebung wie ihre Westentasche kennen, ist<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2018</strong>