Nr. 66 - Frühling 2018

Coup de cœur
Parc de Majolan
Es war einmal ein reicher Bankier namens Jean-
Gustave Piganeau, der Ende des 19. Jahrhunderts in
einem Vorort von Bordeaux lebte. Er war glücklicher
Besitzer eines ausgedehnten Landguts mit Schloss
auf dem Gebiet der Gemeinde Blanquefort. Der einzige
Wermutstropfen in seinem Leben war die zarte Gesundheit
seiner Tochter. In dem Wunsch, sie über ihre Leiden
hinwegzutrösten und auf andere Gedanken zu bringen, bat
er den bekannten Landschaftsarchitekten Georges Le Breton
(1862-1913), einen Park zu entwerfen, in dem seine
Tochter spazieren gehen und ihre Sorgen vergessen könnte.
Er wollte sie wieder lächeln sehen.
Der Spezialist für Parkgestaltung Le Breton machte
sich sofort an die Arbeit. Da sein Kunde ein vermeintlich
unbegrenztes Budget hatte, zögerte er nicht eine Sekunde,
aus dem Vollen zu schöpfen: Er ließ 150 000 m 3 Erde
mit Schaufeln abtragen, um einen vier Hektar großen See
aus dem Boden zu stampfen; er importierte Bäume und
Pflanzen aus der ganzen Welt; er richtete ein geschickt
konzipiertes Labyrinth künstlicher Kanäle und Wasserfontänen
ein, die mit einem komplexen Hydrauliksystem
verbunden waren, und zunächst der Trockenlegung des
Gebietes dienten und später dann in die Gestaltung des
Parks einbezogen wurden.
Da jedoch Legenden nicht zwangsläufig ganz der
Wahrheit entsprechen, ist nicht auszuschließen, dass der
Bankier vielleicht weniger an seine Tochter, sondern mehr
an sein eigenes Prestige gedacht hatte … Le Breton wurde
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