UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur In den Gärten von Salagon, zu Füßen des Dorfes Mane, kann man ganz einfach wie in einem Park flanieren oder sich intensiver mit den verschiedenen, wissenschaftlich präsentierten Pflanzen beschäftigen. wurden. Aus diesen Arbeiten haben sich letztendlich beliebte Traditionen, Wissen über die Natur und die provenzalische Kultur als solche entwickelt. Zu diesem Schluss kamen auch nach und nach die Gebietskörperschaften, und es entstand ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Mane, des Kultusministeriums und vor allem des Departements Alpes-de-Haute-Provence, in dessen Rahmen ein ausgedehntes und mehr oder weniger verlassenes Monument, nämlich die ehemalige Klosteranlage Salagon – in der Nähe von Forcalquier, am Rande der Ebene um das Dorf Mane – erworben und saniert wurde. Ziel war es, den Ort umzugestalten und der Öffentlichkeit diese Verbindung zwischen der hiesigen Kultur und ihrer Umwelt auf ganz innovative Art und Weise aufzuzeigen. Aus dieser Idee, die in den 80er-Jahren aufkam, ist durch jahrelange Renovierungsarbeiten, wissenschaftliche Forschungen und politisches Engagement, das « neue Salagon » entstanden. Es ist sowohl historische Stätte als auch Museum und Garten, wo der Besucher im Laufe der Besichtigung von einer Welt in die nächste eintauchen und dabei konkret nachvollziehen kann, wie sich durch die enge Verzahnung zwischen Natur, landwirtschaftlicher Nutzung und Volkskultur die Landschaften und die Kultur der Provence, die wir heute so lieben, entwickelt haben. Salagon ist zunächst einmal ein Monument. Aber nicht irgendein Monument. Es ist ein großartiges historisches Denkmal, das im Laufe der Jahrhunderte als heilige Stätte, Totenstadt, Priorat, Wohngebäude und sogar Bauernhof genutzt wurde. Seit 1981 ist es als Monument historique geschützt, wurde seitdem vollkommen restauriert, und der ausgedehnte Gebäudekomplex erstreckt sich heute über eine Fläche von mehr als 1500 Quadratmetern. Er besteht im Wesentlichen aus einer romanischen Kirche und einem Priorat. Von den 60er-Jahren bis Ende der 2000er-Jahre wurden dort nach und nach acht archäologische Ausgrabungskampagnen durchgeführt. Dabei entdeckte man, dass der Ort eine mehr als 2000-jährige Geschichte hat, was die Umwandlung von Salagon in eine Hochburg des lokalen Kulturerbes mehr als rechtfertigt. Die im 11. Jahrhundert erbaute Kirche ist vermutlich der Bereich, der bei einem Besuch am meisten berührt. Sie wurde perfekt renoviert und ist heute ein typisches Beispiel der traditionellen provenzalischen Architektur. Sowohl innen als auch außen findet man an den Wänden zahlreiche Skulpturen, die lokale Persönlichkeiten oder Tiere darstellen: menschliche Masken, den Kopf eines Widders und eines Stiers … Was neben der Ruhe des Ortes jedoch am meisten überrascht, ist vermutlich das Licht. Dieses für die Provence so charakteristische und wichtige Licht. Um es entsprechend zu würdigen, hatten die mit der Renovierung beauftragten Architekten die großartige Idee, sechs Kirchenfenster von Aurélie Nemours kreieren zu lassen. Diese bedeutende zeitgenössische Künstlerin gestaltete alle Fenster in nur einer Farbe: in einem intensiven Purpurrot, der Farbe des Feuers. Dazu verwendete sie Selen, ein Material, das laut der Künstlerin « das einzige Glas ist, mit dem man das reinste Rot, das es gibt, erzielen kann ». Diese Fenster schaffen eine ganz besondere Atmosphäre, die das Sonnengestirn verherrlicht und dessen Stellenwert in der provenzalischen Welt eindrucksvoll unter Beweis stellt. Am besten nachvollziehen kann man dies, wenn man die Kirche an einem sonnigen Tag und vorzugsweise am Ende des Nachmittags besichtigt. Der Effekt, der sowohl den geschichtsträchtigen Ort respektiert als auch Modernität beweist, ist ergreifend. 72 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2018</strong>
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2018</strong> · 73