Nr. 66 - Frühling 2018
Locronan: die bretonische Seele par excellence Pays de la Loire: mit dem Hausboot auf der Mayenne Burgund: Vill'Art, das zweite Leben eines Steinbruchs Provence: Salagon, ein einzigartiger Ort, um die Hochprovence zu verstehen Chantals Rezept: Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln
Locronan: die bretonische Seele par excellence
Pays de la Loire: mit dem Hausboot auf der Mayenne
Burgund: Vill'Art, das zweite Leben eines Steinbruchs
Provence: Salagon, ein einzigartiger Ort, um die Hochprovence zu verstehen
Chantals Rezept: Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
untergebracht ist, ist wunderschön und<br />
wurde großartig renoviert. Es beherbergt<br />
noch eine weitere Überraschung,<br />
auf die man in einer nach außen hin so<br />
bescheidenen Stadt gar nicht gefasst<br />
ist: das Hôtel-Dieu, neben den Hospices<br />
de Beaune eines der schönsten in<br />
Frankreich. Es wurde 1675 durch den<br />
Abt von Tournus eröffnet, dem es einst<br />
wichtig war, dass die Stadt über eine<br />
Einrichtung zur Versorgung von Kranken<br />
verfügte, die einer solchen Bezeichnung<br />
auch würdig war. Im Laufe der<br />
Jahrhunderte wurden drei Krankensäle<br />
mit wunderschön erhaltenen geschlossenen<br />
Betten eingerichtet, die an die<br />
Anforderungen der jeweiligen Epoche<br />
angepasst wurden. So gab es beispielsweise<br />
einen Saal ausschließlich für Soldaten.<br />
Der Zweck dieser Einrichtung<br />
ging jedoch über die rein medizinische<br />
Versorgung hinaus, denn um auch dem<br />
religiösen Charakter des Ortes gerecht<br />
zu werden, läuft jeder Saal auf einen<br />
Altar zu, damit alle Kranken die Möglichkeit<br />
hatten, der Messe zu folgen.<br />
Die Apothicairerie – der Vorläufer einer<br />
heutigen Apotheke – versetzt ebenfalls<br />
in Erstaunen. Mit den 300 Gefäßen<br />
aus Faïence de Nevers, den Regalen aus<br />
Nussbaum- und Eichenholz und dem<br />
makellos gewachsten Steinboden gehört<br />
sie zu den schönsten in Burgund,<br />
wenn nicht gar in ganz Frankreich.<br />
Jahrhundertelang wurde an diesem Ort<br />
auf sehr geordnete Art und Weise alles<br />
gelagert, was man für die Behandlung<br />
der zahlreichen Kranken benötigte. Die<br />
Bewohner von Tournus wissen, dass<br />
sie ihr viel zu verdanken haben. Eine<br />
allerletzte Überraschung erwartet den<br />
aufmerksamen Besucher von Tournus,<br />
wenn er beim Verlassen des Gebäudes<br />
entdeckt, wann das Hôtel-Dieu seine<br />
Türen für die Kranken schloss, um in<br />
ein Museum umgewandelt zu werden:<br />
1982! Das ist noch gar nicht so lange<br />
her … Und doch kommt man sich hier<br />
– wie überall in der Stadt – vor, wie in<br />
einer anderen Welt<br />
Viele Häuserfassaden in Tournus<br />
stammen aus dem Mittelalter. Am<br />
Place de la Mairie befindet sich<br />
die Statue des berühmten Sohnes<br />
der Stadt: Jean-Baptiste Greuze.<br />
<strong>66</strong> · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2018</strong>