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Nr. 66 - Frühling 2018

Locronan: die bretonische Seele par excellence Pays de la Loire: mit dem Hausboot auf der Mayenne Burgund: Vill'Art, das zweite Leben eines Steinbruchs Provence: Salagon, ein einzigartiger Ort, um die Hochprovence zu verstehen Chantals Rezept: Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln

Locronan: die bretonische Seele par excellence
Pays de la Loire: mit dem Hausboot auf der Mayenne
Burgund: Vill'Art, das zweite Leben eines Steinbruchs
Provence: Salagon, ein einzigartiger Ort, um die Hochprovence zu verstehen
Chantals Rezept: Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln

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UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />

Im Museumsbereich erfährt man mehr<br />

über die Verbindung zwischen Mensch und<br />

Umwelt in der Hochprovence; in der Kirche<br />

finden regelmäßig Ausstellungen statt.<br />

sich Gedanken über deren zukünftige Gestaltung zu machen. Dieser<br />

begann erst einmal damit, Erhebungen über die pflanzliche Pharmakopöe<br />

und die pflanzlichen Nahrungsmittel der Menschen in der Gegend<br />

durchzuführen.<br />

Heute kümmert sich ein Team aus sechs Gärtnern – ausschließlich<br />

nach ökologischen Prinzipien – um den Unterhalt der Gärten von<br />

Salagon. Dabei lassen sie sich nach wie vor von den Lehren Pierre<br />

Lieutaghis sowie populärem naturwissenschaftlichem Wissen leiten.<br />

Dieser Bereich, der mit dem Label Jardin remarquable ausgezeichnet<br />

wurde, erzählt ebenfalls die Geschichte der Menschen in der Hochprovence.<br />

Er besteht aus vier Themengärten. Dabei gibt es zunächst<br />

einen Jardin des simples et des plantes villageoises (Garten der Heilkräuter<br />

und Dorfpflanzen). Hier wachsen Pflanzen « des alltäglichen gesunden<br />

Menschenverstandes », die traditionell in dieser Gegend verwendet<br />

wurden. Mit dem Begriff Simples bezeichnete man im Mittelalter<br />

ein Heilmittel auf der Basis einer einzigen Pflanze. Man findet<br />

hier zahlreiche Gewächse für die Ernährung oder zur Behandlung<br />

von Krankheiten, beispielsweise die Klette, ein stark blutreinigendes<br />

Mittel, oder die Brennnessel, die bei Blutungen und rheumatischen<br />

Erkrankungen eingesetzt wurde. Darüber hinaus erfährt man, dass<br />

die Bewohner der Region früher regelmäßig wilde Salate und wildes<br />

Gemüse sammelten, was vor allem in Zeiten von Nahrungsmittelmangel<br />

eine willkommene Ergänzung war. Auch heute noch werden<br />

hier rund vierzig Obst- und Gemüsesorten, darunter rund zwanzig<br />

Salatsorten, wild geerntet, zur großen Freude einiger Küchenchefs in<br />

der Gegend. Der Jardin médiéval (der mittelalterliche Garten) stützt<br />

sich auf mündliche Überlieferungen und Schriften, wie landwirtschaftliche<br />

Verträge oder Arzneibücher aus dieser Zeit, und besteht<br />

aus einem Gemüsegarten, Beeten mit Arzneipflanzen, einem Blumengarten<br />

sowie einem Beet, das Pflanzen vorbehalten ist, die früher<br />

als « magisch » bezeichnet wurden, zum Beispiel Eisenkraut, das<br />

Kraut der « Liebesmagie », oder der Mönchspfeffer, der angeblich den<br />

Mönchen dabei helfen sollte, ihre Keuschheit zu bewahren … Der<br />

Jardin des temps modernes (Garten der Moderne) widmet sich dagegen<br />

der Herkunft und Geschichte von Gemüse, Früchten und Blumen. Er<br />

besteht aus drei großen Bereichen: Europa, Asien und Amerika. Der<br />

2011 eingeweihte Jardin des senteurs (Garten der Düfte) lädt zu einem<br />

in Frankreich in dieser Vielfalt einzigartigen sensorischen und haptischen<br />

Parcours ein. Fünf Wege regen die Besucher dazu an, nicht<br />

nur die olfaktorische Wahrnehmung zu nutzen, sondern die Pflanzen<br />

auch zu berühren. Piktogramme zeigen dabei auf originelle und hilfreiche<br />

Weise, welcher Teil einer Pflanze (Blatt, Blüte, Wurzel, Holz,<br />

Saft …) den Geruch verbreitet, sodass Zweifel ausgeschlossen sind.<br />

Selbstverständlich findet man hier Thymian, Rosmarin, Lavendel<br />

und Salbei, doch auch weniger bekannte Pflanzen versprechen echte<br />

Entdeckungen.<br />

Es ist nicht einfach, Salagon zu verlassen. Groß und Klein geht<br />

es dabei gleich: Immer gibt es noch ein letztes Objekt oder eine letzte<br />

Pflanze anzusehen, ein letztes Foto zu machen. Oder man verspürt<br />

einfach Lust, sich noch etwas im Schatten eines Baumes auf eine Bank<br />

zu setzen und die Gegend zu betrachten. Auch das gehört zum Besuch<br />

von Salagon, macht den Charme aus. Eines ist auf jeden Fall sicher:<br />

Wenn man diesen Ort verlässt, so ist man der Haute-Provence noch<br />

etwas mehr verfallen. Vor allem aber hat man das Gefühl, viel über sie<br />

gelernt zu haben. Und dies auf eine einfache und zutiefst menschliche<br />

Weise. Merci Salagon!<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2018</strong>

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