UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté 64 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2018</strong>
alles genau verzeichnet ist, ist kostenlos erhältlich. Um die Besonderheit von Tournus zu erfassen, sollte man auf jeden Fall die Abbaye Saint-Philibert besichtigen. Die Klosterkirche ist ein romanisches Meisterwerk und zählt zu den schönsten in Frankreich. Das unglaubliche Gebäude ist Teil der ehemaligen Abtei, die um das Jahr 1000 errichtet wurde. Dies war eine Zeit, in der man es verstand, solide und beständig zu bauen. Eine Zeit, in der Gebäude vor allem Respekt einflößen und schützen sollten. Daher besitzt die Kirche eine immens große und massive Fassade ohne jede Verzierung sowie einen dunklen und schmucklosen Eingangsbereich, einen sogenannten Narthex. Man sagt sich unweigerlich, dass man wirklich mutig sein musste, um es zu « wagen », dort einzudringen … Doch welch ein Kontrast, wenn man das große Kirchenschiff betritt! Man erlebt eine richtiggehende Überraschung, ist unweigerlich beeindruckt: Auch hier fehlt jedes dekorative Element, alles wirkt leicht, schlank und unglaublich hell. Die oft intensiven Sonnenstrahlen werden von den Säulen aus rosa Steinen, die aus dieser Gegend stammen, zurückgeworfen. Eine weitere Besonderheit der Kirche ist die Chapelle Saint-Michel. Um sie zu betreten, geht man zurück in den Eingangsbereich. Von dort führt eine Treppe nach oben, von der man logischerweise annimmt, sie würde auf den Kirchturm führen. Doch dies ist nicht der Fall. Nach einigen Stufen erreicht man eine unglaubliche « Kirche in der Kirche », die sich oberhalb des Vorraums befindet. Ihre Höhe und ihre breite Öffnung zur Orgelempore hin versetzen in Erstaunen. Die Orgel, die 1629 gebaut wurde, scheint über dem Nichts zu schweben. Bevor man diesen Ort verlässt, sollte man noch einen Blick auf den schönen Kreuzgang der Abtei werfen. Im Anschluss bietet sich ein Spaziergang durch die Straßen von Tournus an. Der Verkehr ist sehr reglementiert, sodass es angenehm ist, dort zu bummeln. Man kann beispielsweise durch die Rue du Docteur Privey und die Rue de la République Richtung Place de la Mairie gehen. Beide Straßen warten mit schönen architektonischen Elementen auf, denn hier wechseln sich Fassaden aus der Renaissance, schön gestaltete herrschaftliche Stadthäuser und Fachwerkhäuser mit behauenen Eckbalken ab. An manchen Stellen glaubt man, in den Gässchen der mittelalterlichen Altstadt von Mans oder in einer der engen Straßen von Dijon oder Tours zu sein … Es gibt viele Möglichkeiten, um auf Entdeckungsreise zu gehen. An allen Ecken stößt man auf verblichenen Putz, auf alte Schilder, die auf fast nostalgische Art auf eine Apotheke oder einen Tabakladen hinweisen, auf Werbung, die vor Jahrzehnten direkt auf die Fassade gemalt wurde, aber immer noch sichtbar ist, auf Schaufenster, die aus einem anderen Jahrhundert zu stammen scheinen … Kein Zweifel, in Tournus scheinen die Uhren langsamer zu ticken als anderswo, was bei Weitem nicht heißen soll, dass die Stadt deswegen langweilig oder rückständig ist. Im Gegenteil, das verleiht ihr eher eine gewisse Ursprünglichkeit und einen unglaublichen Charme! Am Place de la Mairie mit seinen zahlreichen Arkaden vor den Geschäften, unter denen man bei Regen geschützt ist und die dem Ort beinahe einen italienischen Charakter verleihen, steht die Statue des berühmtesten Sohnes der Stadt: Jean-Baptiste Greuze (1725-1805). Zu Ehren dieses Malers und Zeichners, dessen letzte Ruhestätte sich auf dem Pariser Cimetière de Montmartre befindet, hat seine Geburtsstadt ein Museum ganz in der Nähe, in der Rue de l’Hôpital, nach ihm benannt. Das Gebäude, in dem es Die ehemalige Apotheke des Hôtel-Dieu ist reich dekoriert und gehört zu den schönsten in Europa. Ein zentral gelegener Altar war von den Betten aller Krankensäle aus zu sehen. Französisch lernen mit dem Original Für noch mehr Frankreichgefühl: die Themenhefte Paris und À table. En français bien sur, mit deutschen Vokabeln. www.sprachzeitungen.de