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vierteljahrshefte für zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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98 Elmar Krautkrämer<br />

the French fleet and the North African bases" 86 . Damit war am Vorabend der<br />

ersten Pariser Gespräche klargestellt, daß die USA sich auch einer nur wirtschaftlichen<br />

Kollaboration Frankreichs mit Deutschland widersetzen würden und <strong>für</strong><br />

sie Laval als ein unüberwindliches Hindernis <strong>für</strong> ein französisch-amerikanisches<br />

rapprochement galt. Wenige Tage später erklärte Außenminister Hull dem französischen<br />

Botschafter, daß man in den USA keinerlei Vertrauen zu Laval habe,<br />

der ein extremer Parteigänger Hitlers und Mussolinis sei. Die US-Regierung sei<br />

nicht zu kleineren Konzessionen wie der Freigabe französischer Guthaben bereit,<br />

sondern entschlossen, fortan keine Beziehungen mit einer Regierung aufrechtzuerhalten,<br />

die Hitler auch nur die geringste direkte und indirekte Unterstützung<br />

zukommen lasse 87 .<br />

Darauf erschien Monnick in Vichy, um Matthews zu versichern, daß er weiterhin<br />

volle Handlungsfreiheit in Marokko habe. Zugleich drohte er, die marokkanischen<br />

Erze (Kobalt, Mangan, Eisen, Blei, Zink, Antimon, Graphit, Vanadium)<br />

an die Achsenmächte zu verkaufen, wenn der marokkanische Handel mit<br />

den USA nicht in Gang komme 88 . Das State Department ließ umgehend Weygand<br />

mitteilen, es sei zur Aufnahme des Handels mit Marokko und Westafrika<br />

bereit, sofern das ihrer Erhaltung <strong>für</strong> Frankreich diene und britische Interessen<br />

nicht verletze 89 . Damit eröffnete sich <strong>für</strong> Vichy die Perspektive, den modus vivendi<br />

mit England durch einen accord mit Washington ergänzen zu können, der<br />

die wirtschaftliche Lage der afrikanischen Besitzungen sichern und diese gegen<br />

gaullistische wie deutsche Angriffe sichern würde.<br />

Doch <strong>für</strong> Washington stand noch immer Laval, und nunmehr ausschließlich<br />

Laval, im Wege. Dieser war sich seiner Lage offenbar bewußt und führte am<br />

14. November zusammen mit Rochat (Nachfolger von Charles-Roux) ein Gespräch<br />

mit Matthews 90 , wobei seine recht naive Einschätzung der amerikanischen<br />

Haltung recht deutlich wurde. Er zeigte sich vom deutschen Sieg überzeugt, meinte<br />

aber zugleich, daß, wenn die Briten siegten, diese nicht auf dem Kontinent<br />

landen könnten, sodaß in jedem Falle das Problem eines neuen Europa bleibe,<br />

mit dem Amerika zusammenarbeiten könne. Doch Matthews erwiderte, daß eine<br />

Zusammenarbeit mit einem Europa, wie es sich Laval vorstellte, nicht in Betracht<br />

komme. Laval beteuerte, daß in den Gesprächen mit den Deutschen die Frage<br />

von See- und Luftstützpunkten nicht angeschnitten worden sei, aber er schockier-<br />

86<br />

Matthews an SSt am 6. November über ein Gespräch mit Jules Henry. FRUS a. a. O.<br />

S. 478 f. J. Henry war ein Vertrauter Baudoms und zum neuen Botschafter in Ankara<br />

ernannt worden.<br />

87<br />

Memorandum Hulls über Gespräch mit Henry-Haye am 4. November. FRUS a. a. O.<br />

S. 399-402<br />

88<br />

Matthews an SSt am 6. November, ebenda S. 478. Daß man deutscherseits Interesse an diesen<br />

Rohstoffen hatte, belegt eine von Hemmen am 30. September aufgestellte Liste über<br />

die französ. Kolonialprodukte, worin die morokkan. Produkte Eisenerz, Phosphate, Kobalt<br />

unterstrichen sind. BA/MA OKW 2408.<br />

89<br />

Welles an Cole am 13. November, FRUS a. a. O. S. 616 f.<br />

90<br />

Matthews an SSt am 14. November, ebenda S. 403-407.

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