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vierteljahrshefte für zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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48 Michael H. Kater<br />

zu begegnen 88 . Daß bedeutende Arbeitgeberverbände ebenso wie einzelne Industriebetriebe<br />

sich im ganzen Reich nach 1924, als es um die Zukunft der Technischen<br />

Nothilfe nicht zum besten stand, bei den verschiedensten Behörden zwecks<br />

weiterer Förderung der TN verwendeten, war eine natürliche Konsequenz des<br />

unternehmerischen Selbstverständnisses als Partner einer Organisation, deren<br />

Arbeiterfeindlichkeit um die Mitte der zwanziger Jahre sprichwörtlich war .<br />

Der Schluß, daß Technische Nothilfe und Unternehmertum einerseits und<br />

Arbeiterschaft andererseits zwei konträre Sozialgebilde darstellten, war <strong>für</strong> kritische<br />

Beobachter in der Weimarer Republik immer naheliegend. So bezeichnete<br />

der SPD-Abgeordnete Limbertz während der Novemberdebatte des Reichstages<br />

1928 die Technische Nothilfe als einen „Fremdkörper" im Leben der Arbeiterschaft<br />

und verwies sodann auf die gesellschaftliche Komposition der ehrenamtlichen<br />

TN-Belegschaft: 22% seien Landwirte, 21% Techniker, 16% Angehörige<br />

freier Berufe, 13% Handwerker, 12% Frauen, 6% Schüler und Studenten und<br />

„nur 10 Prozent Arbeiter" 90 . Diese Zahlen, die offensichtlich auf Ziffern <strong>für</strong> die<br />

Jahre 1925/26 basierten 91 , wichen nur geringfügig von denen <strong>für</strong> das Jahr 1921<br />

ab, als die erste Mitgliederstatistik erschien 92 . Sie zeigten von 1921 bis 1928 eine<br />

ganz deutliche Präponderanz des Bürgertums, genauer: des unteren und oberen<br />

Mittelstandes. Davon zeugten auch die häufigen Beitrittserklärungen typisch<br />

bürgerlicher Berufsverbände, wie der Innung der Gold- und Silberschmiede des<br />

Landesbezirks Schleswig-Holstein 1920, des Mannheimer Bezirksvereins Deutscher<br />

Ingenieure 1922 und des Bezirksvereins deutscher Chemiker Württembergs<br />

88<br />

Vgl. Gewerkschafts-Zeitung 1926, S. 364 f.; Die Gewerkschaft 1926, Sp. 653 f. - Siehe<br />

auch DR 1920, Nr. 2, S. 14; Die Weltbühne, 9. 3. 26, S. 375; Gewerkschafts-Zeitung 1926,<br />

S. 236; Vorwärts, 26.1.30. Dazu auch Anm. 3. Vgl. in diesem Zusammenhang den <strong>für</strong><br />

den Räder-Verlag ungünstigen Vermerk der Polizeidirektion Bremen v. 31. 12. 27, Staatsarchiv<br />

Bremen, 4,65-E, 3, a, 13.<br />

89<br />

Beispiele: Sächsischer Landbund an Reichs-Landbund, Dresden, 18. 3. 25, Deutscher Handwerks-<br />

und Gewerbekammertag an Reichskanzler, Hannover, 15. 3. 26 u. 26. 9. 28, Nationalverband<br />

Deutscher Berufsverbände an Luther, Berlin, 13. 5. 25, Landbund Sachsen-<br />

Anhalt an Reichsinnenminister, Halle/S., 15. 5.25, BA, R 43 I/721, 1; Bayerischer Industriellen-Verband<br />

an Schenk, München, 29.10.28 u. an Bayer. Staatsministerium d. Äußern,<br />

München, 21.11.28, BH, MWi 5624; Bayerischer Industriellen-Verband e.V., Ortsgruppe<br />

Nürnberg-Fürth, an Kreisregierung Mittelfranken, Nürnberg, 14.11. 28, Vereinigung<br />

der bayerischen Arbeitgeberverbände an Staatsministerium d. Innern, München,<br />

9. 5. 25 u. 26. 11. 28, BH, MInn 66371. Vgl. ferner Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte<br />

an Regierung Oberpfalz, Rosenberg, 3.11.28, ebenda; Aktenvermerk betreff: Auflösung<br />

der Technischen Nothilfe, München, 14. 11.28, BH, MInn 66367. Ferner Gewerkschaftsarchiv<br />

1929, S. 344; Carl Severing, Im Auf und Ab der Republik (= Mein Lebensweg,<br />

Bd. 2), Köln 1950, S. 163.<br />

90<br />

Prot., 21. RT-Sitzung, 29. 11. 28, S. 552 f., BH, MK 15385.<br />

91<br />

Vgl. Denkschrift Lummitzsch, Berlin, 30.11.27 (= Nr. 3734, RT, 3. Wahlperiode 1924/<br />

27), BA,R 43 I/721,1.<br />

92<br />

DR 1921, S. 422. Für 1922 vgl. DR 1922, S. 331; <strong>für</strong> 1924 DR 1924, S. 116a.

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