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vierteljahrshefte für zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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86 Elmar Krautkrämer<br />

minister Klarheit über die britische Position erhielten. Auf dieser Grundlage<br />

konnten die Gespräche fortgesetzt werden. Churchill ließ bei dieser Gelegenheit<br />

Weygand eine Botschaft übermitteln, die den zwei Wochen zuvor de La Baume<br />

gegebenen Wink wiederholte, jedoch mit dem zusätzlichen Hinweis, daß bei einer<br />

Sezession ganz Afrikas die französische Regierung dort über alle ihre in den<br />

USA blockierten finanziellen Ressourcen verfügen könne. Es war ein unverblümter<br />

Appell zur Dissidenz, wenn Churchill sagte, er sei „convaincu, que l'occasion<br />

qui se péesente est la plus brillante qui se soit jamais Offerte aux hommes<br />

hardis" 33 . Die Offerte Churchills war weder eine Reaktion auf Montoire noch auf<br />

die Mission Rougier, sondern wurzelte in dem Rätselraten über die möglichen<br />

Hintergründe der neuen Funktion Weygands, die bei Briten wie Amerikanern<br />

zu Spekulationen geführt hatte; der amerikanische Konsul in Algier hielt es <strong>für</strong><br />

möglich, daß Weygand gekommen sei, um den Widerstand <strong>für</strong> den Fall einer<br />

deutsch-italienischen Besetzung Nordafrikas zu organisieren, das empire zur<br />

Kriegführung zu sammeln und dabei das militärische Prestige de Gaulles zu<br />

schmälern, und Konsul White in Tanger erhielt vom State Department den Auftrag,<br />

den Kontakt zu Weygand herzustellen 34 . Schon stellte man sich die Frage,<br />

ob de Gaulle und Weygand zusammenarbeiten könnten 35 .<br />

II<br />

Vorgeschichte, Verlauf und Ergebnis von Montoire sowie dessen Stellenwert in<br />

Hitlers, auf die Ratschläge seiner Militärs zurückgehender, neuer Strategie im<br />

Herbst 1940 sind hinreichend untersucht 30 . Hier sollen vorrangig das doppelgleisige<br />

Taktieren des Marschalls, die innenpolitischen Rückwirkungen Montoires<br />

und die Konsequenzen <strong>für</strong> die Beziehungen Vichys zu London und Washington<br />

beleuchtet werden.<br />

Pétain hatte sich bereits Anfang September, im Tiefpunkt der außenpolitischen<br />

Krise Vichys, heimlich um ein Zusammentreffen mit Hitler bemüht. Als<br />

sich schließlich Hitler dazu bereit fand, war jedoch Frankreichs Lage insofern<br />

verändert, als einerseits der modus vivendi mit England in greifbare Nähe gerückt<br />

und an Washingtons Entschlossenheit zur konsequenten Unterstützung<br />

33 Voller Wortlaut in Weygand S. 473 und Rapport VI S. 1626. Woodward I (S. 422) nimmt<br />

irrtümlich an, daß Rougier von Tanger direkt nach Vichy reiste und erst Ende November<br />

mit Weygand zusammentraf. Demnach sind die britischen Akten darüber unvollkommen.<br />

34 Konsul Cole (Algier) an Secretary of State (künftig SSt) am 18. Oktober 1940, FRUS<br />

1940 II, S. 588 f. sowie Hull an Konsul White (Tanger) am 29. Oktober 1940, ebenda<br />

S. 618.<br />

35 White an SSt am 15. November, ebenda S. 618.<br />

36 A. Hillgruber, Hitlers Strategie. Politik und Kriegsführung 1940-1941, Frankf./M. 1965,<br />

Teil A, Kap. II-V; M. Salewski, Die deutsche Seekriegsleitung 1935-1945, Bd. I, 1935-<br />

1941, Frankf./M. 1970, Kap. IV; Jäckel, a. a. O. Kap. VII; Lothar Gruchmann, Der Zweite<br />

Weltkrieg, in: Deutsche Geschichte seit dem Ersten Weltkrieg. (Veröffentl. d. Inst. f.<br />

Zeitgesch.) Stuttgart 1973, Bd. II Kap. VIII.

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