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vierteljahrshefte für zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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90 Elmar Krautkrämer<br />

tieforderungen Rechnung trug 54 . Am 9. Dezember soll das Abkommen durch ein<br />

Telegramm Dupuys aus London, das die Zustimmung der britischen Regierung<br />

mitteilte, die Ratifikation erfahren haben 55 . Churchill war offenbar so beeindruckt,<br />

daß er sogleich Dupuy beauftragte, Pétain und Weygand die Einladungen<br />

zum Übertritt auf die britische Seite zu überbringen, die dann die Empfänger<br />

allerdings erst im Januar 1941 auf anderem Wege erreichten 58 .<br />

Der Halifax-Chevalier accord mag zum Entschluß des Marschalls, Laval zu<br />

entlassen, beigetragen haben. Entscheidend aber war er nicht. Es läßt sich kein<br />

Anhaltspunkt da<strong>für</strong> finden, daß die Realisierung des accords an eine Entmachtung<br />

Lavals gebunden war. Allerdings ließ sich der accord nicht mit der von den<br />

Deutschen geforderten und von Laval be<strong>für</strong>worteten Unternehmung gegen die<br />

dissidenten Kolonien vereinbaren. Aber diese Unternehmung wurde auch von<br />

Huntziger und Darlan gegenüber den Deutschen be<strong>für</strong>wortet. Lavals Politik<br />

konnte ohnehin ein solches Unternehmen nicht vor dem Frühjahr des folgenden<br />

Jahres ermöglichen. Von daher bestand keine Notwendigkeit, Laval zu entlassen.<br />

Entscheidender dürfte <strong>für</strong> Pétain das Scheitern von Montoire und die amerikanische<br />

Reaktion auf die deutsch-französischen Gespräche gewesen sein. Wir müssen<br />

daher zunächst Lavals Verhalten auf den ersten beiden Pariser Konferenzen<br />

sowie in den dazwischen liegenden Wochen beleuchten.<br />

54 Danach sollte zwischen Frankreich und England grundsätzlich ein Zustand „of artificial<br />

coolness" bzw. „froideur artificielle" bestehen. (Das Wort „froideur" war von Pétain anstelle<br />

des von Halifax vorgeschlagenen „tension" gesetzt worden, um den Deutschen keinen<br />

Vorwand zur Intervention zu geben.) Vichy versprach die Respektierung der gaullistischen<br />

Kolonien, wobei ihr friedlicher Anschluß an Frankreich vorbehalten werden sollte,<br />

und garantierte, weder die Flotte noch Teile des empire an Deutschland auszuliefern<br />

und die vichytreuen Kolonien gegen jeden Angriff zu verteidigen. Die britische Seite<br />

sicherte zu, daß ihr Rundfunk sich nicht mehr in die inneren Angelegenheiten Frankreichs<br />

einmischen würde. Schiffe mit Versorgungsgütern würden als Küstenschiffahrt betrachtet<br />

und seien der Blockade nicht unterworfen. Einzelheiten bezüglich des Imports<br />

von Treibstoff sollten in Madrid geregelt werden. Hierzu Aussage Chevalier in PP S. 494 ff.<br />

und Bourbon, Prince X. de, Les accords secrets franco-anglais de décembre 1940. Paris<br />

1949 S. 45 ff. Woodward I (S. 429 f.) bestätigt diese Einzelheiten nicht, sondern nur das<br />

Einverständnis des Marschalls mit der Erklärung Darlans. Diese aber kann nur im Zusammenhang<br />

mit dem ganzen abgegeben worden sein. Nach Baudoin (S. 403) hat Pétain<br />

der Vereinbarung seinen „complet accord" gegeben.<br />

55 Das Telegramm hatte den Wortlaut „Tout va bien", was als Mitteilung der Zustimmung<br />

der britischen Regierung vereinbart war. (Aussage Chevalier in PP S. 696; Bourbon S. 48,<br />

Baudoin S. 405). Das Telegramm ist jedoch nirgends belegt. Weder Chevalier noch Bourbon<br />

geben an, auf welchem Wege es nach Vichy gelangte. Bei Woodward findet sich über<br />

den Vorgang nichts. Für eine Verbindlichkeit der Vereinbarung spricht jedoch, daß sich<br />

beide Seiten hinfort entsprechend verhielten.<br />

56 Weygand S. 477 u. appendice XII u. XIII; Aussage Weygands in Témoignage VI S. 1627;<br />

Woodward I S. 430.

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