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vierteljahrshefte für zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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Die „Technische Nothilfe" 61<br />

nerer Geschlossenheit in dieser Partei war, daß einige ihrer konservativeren Politiker,<br />

wie Papen und Marx, aber auch der verhältnismäßig liberale Wirth, sich<br />

in periodischen Loyalitätserklärungen <strong>für</strong> die TN ergingen, die merklich von der<br />

Fraktionslinie abwichen 158 .<br />

Auch die DDP lehnte im Reichstag 1928 „eine sofortige und unvermittelte<br />

Aufhebung der Technischen Nothilfe" ab, sprach sich dagegen <strong>für</strong> ihren „Abbau<br />

gemäß fortschreitender Konsolidierung und fortschreitender Gesundung unserer<br />

Wirtschaftsverhältnisse" aus 159 . Das war schon ihr Standpunkt 1926, 1925 und<br />

1923 gewesen. Daß auch ihre Reihen gespalten waren, zeigt der Kontrast zwischen<br />

dem Fernbleiben sämtlicher der DDP angehörigen TN-Helfer von den<br />

Kapp-Aktionen der Nothilfe in Berlin im März 1920 und, genau ein Jahr später,<br />

der überschwenglichen Lobeshymne des DDP-Innenministers Erich Koch-Weser<br />

auf die Nothilfe im Reichstag 160 .<br />

Inmitten eines <strong>für</strong> die Technische Nothilfe so günstigen sozio-ideologischen<br />

Klimas könnte man meinen, daß wenigstens die <strong>Institut</strong>ionen der Arbeiter selbst,<br />

also die SPD und die Gewerkschaften, <strong>für</strong> die TN ein gewichtiges Hindernis bedeutet<br />

hätten. Daß dem bis 1928 nicht so war, lag an der politischen Verantwortung<br />

der deutschen Sozialdemokratie gegenüber dem Staatswesen seit 1918, die<br />

kompromißlose Zugeständnisse an die Arbeitnehmer von vornherein unmöglich<br />

machte, sowie an der Heterogenität des Gewerkschaftswesens. Was letzteres anging,<br />

so behauptete der kommunistische Reichstagsabgeordnete Bertz am 29. November<br />

1928 zu Recht, die Gewerkschaftsführer selbst hätten sich „von Anbeginn<br />

<strong>für</strong> die Technische Nothilfe eingesetzt" 161 . In der Tat traf dies nicht nur auf die<br />

von den bürgerlichen Parteien gestützten christlich-nationalen und Hirsch-<br />

Dunckerschen Gewerkschaftsverbände, sondern auch auf die Freien Gewerkschaften<br />

(seit 1919: Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund - ADGB) zu,<br />

auf diese jedenfalls, soweit sie von den Mehrheitssozialisten beeinflußt wurden.<br />

Als Motiv <strong>für</strong> diese Einstellung lag, bei den meisten Gewerkschaftsführern, die<br />

Anerkennung des Prinzips der Aufrechterhaltung lebensnotwendiger Betriebe<br />

158 Zum Zentrum Arthur Rosenberg, Geschichte der Weimarer Republik, hrsg. von Kurt<br />

Kersten, Frankfurt/M. 1961, S. 124. Ferner zum Zentrum von 1920 bis 1928: Bericht Lüdemann<br />

v. 22. 3. 20, vgl. Anm. 83; Wirths RT-Rede v. 10. 2. 22, in Joseph Wirth, Reden<br />

während der Kanzlerschaft, Berlin 1925, S. 291, 293; Erklärung Wirth in DR 1922, S.41;<br />

DR 1923, S. 43; DR 1924, S. 243; DR 1925, S. 236; Schätzel an Reichsminister d. Innern,<br />

Berlin, 27. 10.28, Marx, Stresemann, Koch an Köster, Berlin, 5. 9. 22, BA, R 43 I/721, 1;<br />

Prot., 86. RT-Sitzung, 16.3.21, S. 3076, 205. RT-Sitzung, 7.4.22, S. 7005, BH, MWi<br />

5624; Prot., 77. RT-Sitzung, 18. 6. 25, S. 2426, 2428, BH, MInn 66363; Prot., 21. RT-Sitzung,<br />

29.11.28, S. 536, BH, MK 15385; Münchener Neueste Nachrichten, 17.6.25; Severing,<br />

Republik, S. 164.<br />

159 Prot., 21. RT-Sitzung, 29. 11. 28, S. 546, BH, MK 15385.<br />

160 Vgl. Albertin, S. 661 ff., 666, 671; Erger, S. 203; Bericht Lüdemann v. 22. 3. 20, vgl. Anm.<br />

83; Prot., 86. RT-Sitzung, 16. 3. 21, S. 3066, 305. RT-Sitzung, 22. 2. 23, S. 9830, BH, MWi<br />

5624; Prot., 77. RT-Sitzung, 18.6.25, S. 2428, BH, MInn 66363; DR 1923, S. 107 f.;<br />

ebenda, 1926, S. 158.<br />

161 Prot., 21. RT-Sitzung, 29. 11. 28, S. 550, BH, MK 15385.

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