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vierteljahrshefte für zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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104 Elmar Krautkrämer<br />

Schaftsabteilung im Kolonialministerium, Murphy auf 119 . Devinat berichtete von<br />

einem Plan zur Errichtung einer koordinierten zivilen und wirtschaftlichen<br />

Autonomie der französisch-nordafrikanischen Gebiete mit der Möglichkeit, wirtschaftliche<br />

Entscheidungen unabhängig von Vichy zu treffen. Da Devinat zugleich<br />

auf das beachtliche Guthaben Westafrikas und dessen Goldproduktion verwies,<br />

sollte offenbar auch dieses Gebiet -in die koordinierte Autonomie einbezogen<br />

werden. Monnick hatte schon im August berichtet, daß solche Pläne die Billigung<br />

des Marschalls hatten 120 . Wenn auch der negativen Äußerung über Weygand<br />

121 zu entnehmen ist, daß Devinat nicht von Pétain geschickt war, so ist doch<br />

erkennbar, daß zu diesem Zeitpunkt, von wem auch letztlich betrieben, es in<br />

Vichy konkrete Vorbereitungen <strong>für</strong> eine Sezession Afrikas gab und daß somit<br />

die Be<strong>für</strong>chtungen Hitlers, die Anlaß <strong>für</strong> die „Weisung Attila" waren, einen<br />

realen Hintergrund hatten. Da<strong>für</strong>, daß die ,intuition' des Marschalls in der Nacht<br />

vom 9. zum 10. Dezember irgendwie mit „Attila" zusammenhing, die zwar am<br />

10. Dezember von Hitler unterzeichnet, jedoch schon am 8. Dezember geplant<br />

worden war 122 , gibt es keine Anhaltspunkte. Alles in allem liegt hier aber eine<br />

bemerkenswerte Koinzidenz vor, vor deren Hintergrund man auch das Verhalten<br />

Huntzigers und Darlans gegenüber Warlimont am 10. Dezember sehen muß.<br />

Auf der dritten Pariser Konferenz am 10. Dezember zeigte Huntziger nach<br />

den vorliegenden Protokollen 123 ein die deutsche Seite überraschendes Entgegenkommen.<br />

Nicht nur hielt er, im Gegensatz zu seiner Meinung am 29. November,<br />

die Tschad-Operation bereits im Februar 1941 <strong>für</strong> möglich 124 , sondern er stellte<br />

auch, allerdings <strong>für</strong> den Fall einer britischen Intervention, mit der jedoch zu<br />

rechnen war, Luftangriffe auf Gibraltar und Kano (Nordnigeria) sowie Luftund<br />

Landangriffe gegen Freetown und Bathurst in Aussicht, die Darlan von See<br />

her zu unterstützen versprach. Huntziger legte erneut dar, daß ein Angriff gegen<br />

den Tschad nur von Westen her sinnvoll sei, was zunächst die defensive Sicherung<br />

der Linie Niamey — Zinder — Tschadsee erforderlich mache, dann zur offensiven<br />

119 Murphy an SSt am 11. Dezember, ebenda S. 631. Murphy spricht von „several conversations"<br />

mit Devinat. Da Murphys Bericht vom 11. Dezember, 14 Uhr datiert, jedoch angibt,<br />

daß Devinat „this morning" nach Dakar fliege, muß dieser bereits am 10. Dezember bei<br />

Murphy gewesen sein.<br />

120 Murphy an SSt am 26. August, ebenda S. 579.<br />

121 Devinat warnte Murphy, daß Weygand nur militärisch denke und sich „in verhältnismäßig<br />

engen Gleisen" bewege. Er sei überzeugt, daß Weygand nicht mehr lange in Afrika<br />

bleibe. Man könnte hieraus auf eine Rivalität zwischen Kolonialminister Admiral Platon<br />

und Weygand schließen. Platon aber war ein Intimus Darlans. Darlan sollte im November<br />

1942 seinen Rivalen Giraud entsprechend beurteilen.<br />

122 Halder KTB Eintr. 8. Dezember.<br />

123 Kurzer Bericht Abetz' an AA, ADAP D XI Nr. 490; etwas ausführlicher, aber dennoch<br />

stark raffend und zweckbestimmt <strong>für</strong> Hitler, der Warlimontbericht, ebenda Nr. 506. Franz.<br />

Kurzprotokoll in La Délég. V S. 446; ausführl. franz. Protokoll ebenda S. 449-462; ausführl.<br />

deutsches Protokoll, das inhaltlich mit dem französ. übereinstimmt, von Achenbach<br />

in Akten OKW/WFSt/LIV, BA/MARW 4/v. 747 Bl. 126-132.<br />

124 Für diesen Zeitpunkt versprach Huntziger den Angriff auf Fort Lamy, ebenda Bl. 128.

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