flip-Joker_2021-10
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28 KULTUR JOKER nachhaltig
Gefahren beim Einschmelzen radioaktiv kontaminierter Metalle
Petition des BUND an den Deutschen Bundestag
Bei einer Pressekonferenz im
Büro des BUND-Regionalverbandes
Südlicher Oberrhein
wurde eine Petition an den
Deutschen Bundestag vorgestellt.
Stefan Auchter (BUND),
Claude Ledergerber (CSFR,
Comité pour la Sauvegarde
de Fessenheim et de la Plaine
du Rhin) und Klaus Schramm
(Anti-Atom-Gruppe Freiburg)
erläuterten den anwesenden
Journalist*innen, welche Gefahren
infolge der derzeitigen
ungeklärten Rechtslage beim
Export und beim Einschmelzen
radioaktiv kontaminierter
Metalle drohen.
Ein konkreter Fall: Radioaktiv
kontaminierter Stahl
aus Indien gelangte 2009 nach
Deutschland und wurde in
zwölf Bundesländern entdeckt.
Ein Teil davon war hierzulande
bereits zu Aufzugknöpfen verarbeitet
und eingebaut worden.
Klaus Schramm, einer der Initiatoren
der Petition erläuterte
das seit langem in Fachkreisen
bekannte Risiko: „Wir sind
zum Beispiel an die Vorstellung
gewöhnt, dass es sich bei
Stahl um festes Material handelt,
das wir in die Hand nehmen
und mit einem Etikett versehen
können. Tatsächlich aber
ist eingeschmolzener Stahl
eine Flüssigkeit, die nach Belieben
mit anderem Stahl vermischt
werden kann. Schütten
Sie mal einen Liter Wasser in
den Rhein und versuchen sie
nach 3 Tagen festzustellen, wo
sich dieser Liter aktuell befindet...“
Radioaktiv kontaminierter
Stahl aus dem Abriss des
baden-württembergischen
AKW Obrigheim, der mit 7
Giga-Becquerel belastet war,
wurde beispielsweise im Jahr
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Claude Ledergerber (CSFR, Comité pour la Sauvegarde de Fessenheim et de la Pleine du Rhin), Klaus Schramm (Anti-Atom-
Gruppe-Freiburg) und Stefan Auchter (BUND)
Foto: promo
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2014 zum Einschmelzen in
die USA transportiert. Die Öffentlichkeit
erfuhr davon sechs
Jahre lang nichts. Erst im September
2020 wurde dieser Fall
publik. In einem andern Fall
wanderte radioaktiv kontaminierter
Stahl aus dem Abriss
des AKW Stade nach Schweden.
Die schwedische Firma,
die diesen Stahl 2007 annahm
und einschmolz, hieß damals
Studsvik AB. 2016 wurde sie
in Cyclife AB umbenannt und
ist seitdem im Besitz des französischen
Strom-Konzerns und
AKW-Betreibers EdF.
EdF verfolgt den Plan, am
Standort des 2020 stillgelegten
AKW Fessenheim ein „Techno
Centre“ zu errichten. Hinter
diesem wohlklingenden
Namen verbirgt sich nach
Auskunft von Auchter, Ledergerber
und Schramm jedoch
nichts anderes als eine Anlage
zum Einschmelzen von Metall.
Und EdF hat bereits öffentlich
bekundet, in diesem „Techno
Centre“ radioaktiv belastetes
Metall aus ganz Europa einschmelzen
zu wollen. Auch an
Deutschland erging die Offerte,
radioaktiven Schrott aus dem
Abriss von Atomkraftwerken
zum Einschmelzen zu liefern.
Stefan Auchter wies darauf
hin, dass schon des Öfteren
in der Vergangenheit die Fälschung
von Prüfprotokollen in
der Atomindustrie aufgedeckt
wurde. In aller Regel sollen
etwa ausgebaute Stahlrohre
aus dem Abriss von Atomkraftwerken
mit Sandstahl
behandelt und in kleine Stücke
zersägt werden. Ob das nach
verschiedenen möglichen Prozeduren
„freigemessene“ Metall
jedoch tatsächlich weniger
strahlt, als nach den vorgegebenen
Grenzwerten für Radioaktivität
zulässig ist, bleibt
fraglich. Denn radioaktive
Partikel, die sich im Inneren
und nicht an der Außenfläche
des Metalls befinden, können
allein aus physikalischen
Gründen mit den gängigen
Messmethoden nicht entdeckt
werden.
Claude Ledergerber berichtete,
dass in Frankreich
derzeit ein Gesetz geändert
werden soll. Bisher ist es der
französischen Atomindustrie
– anders als in Deutschland
– untersagt, radioaktive Metalle
einzuschmelzen. Dieses
französische Gesetzesvorhaben
steht in offensichtlichem
Zusammenhang mit dem geplanten
„Techno Centre“.
Die drei Atomkraftgegner,
Stefan Auchter, Claude Ledergerber
und Klaus Schramm
äußerten aber auch die Hoffnung,
dass sie mit ihrer Petition
in Deutschland ein Verbot
des Einschmelzens und des
Exports von radioaktiv kontaminierten
Metallen erreichen
können. Auf diese Weise würde
unterbunden, dass radioaktiv
kontaminiertes Metall
aus Deutschland an das vom
Konzern EdF geplante „Techno
Centre“ geliefert werden
kann. Dass sich der Betrieb
einer solchen Anlage zum
Einschmelzen von radioaktiv
kontaminiertem Metall auch
dann rentiert, wenn Deutschland
auf die EdF-Offerte nicht
eingeht, ist zweifelhaft.
Hier geht es zur die Petition:
https://weact.campact.de/petitions/stopp-des-exports-unddes-einschmelzens-radioaktivkontaminierter-metalle