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28 KULTUR JOKER nachhaltig

Gefahren beim Einschmelzen radioaktiv kontaminierter Metalle

Petition des BUND an den Deutschen Bundestag

Bei einer Pressekonferenz im

Büro des BUND-Regionalverbandes

Südlicher Oberrhein

wurde eine Petition an den

Deutschen Bundestag vorgestellt.

Stefan Auchter (BUND),

Claude Ledergerber (CSFR,

Comité pour la Sauvegarde

de Fessenheim et de la Plaine

du Rhin) und Klaus Schramm

(Anti-Atom-Gruppe Freiburg)

erläuterten den anwesenden

Journalist*innen, welche Gefahren

infolge der derzeitigen

ungeklärten Rechtslage beim

Export und beim Einschmelzen

radioaktiv kontaminierter

Metalle drohen.

Ein konkreter Fall: Radioaktiv

kontaminierter Stahl

aus Indien gelangte 2009 nach

Deutschland und wurde in

zwölf Bundesländern entdeckt.

Ein Teil davon war hierzulande

bereits zu Aufzugknöpfen verarbeitet

und eingebaut worden.

Klaus Schramm, einer der Initiatoren

der Petition erläuterte

das seit langem in Fachkreisen

bekannte Risiko: „Wir sind

zum Beispiel an die Vorstellung

gewöhnt, dass es sich bei

Stahl um festes Material handelt,

das wir in die Hand nehmen

und mit einem Etikett versehen

können. Tatsächlich aber

ist eingeschmolzener Stahl

eine Flüssigkeit, die nach Belieben

mit anderem Stahl vermischt

werden kann. Schütten

Sie mal einen Liter Wasser in

den Rhein und versuchen sie

nach 3 Tagen festzustellen, wo

sich dieser Liter aktuell befindet...“

Radioaktiv kontaminierter

Stahl aus dem Abriss des

baden-württembergischen

AKW Obrigheim, der mit 7

Giga-Becquerel belastet war,

wurde beispielsweise im Jahr

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Claude Ledergerber (CSFR, Comité pour la Sauvegarde de Fessenheim et de la Pleine du Rhin), Klaus Schramm (Anti-Atom-

Gruppe-Freiburg) und Stefan Auchter (BUND)

Foto: promo

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2014 zum Einschmelzen in

die USA transportiert. Die Öffentlichkeit

erfuhr davon sechs

Jahre lang nichts. Erst im September

2020 wurde dieser Fall

publik. In einem andern Fall

wanderte radioaktiv kontaminierter

Stahl aus dem Abriss

des AKW Stade nach Schweden.

Die schwedische Firma,

die diesen Stahl 2007 annahm

und einschmolz, hieß damals

Studsvik AB. 2016 wurde sie

in Cyclife AB umbenannt und

ist seitdem im Besitz des französischen

Strom-Konzerns und

AKW-Betreibers EdF.

EdF verfolgt den Plan, am

Standort des 2020 stillgelegten

AKW Fessenheim ein „Techno

Centre“ zu errichten. Hinter

diesem wohlklingenden

Namen verbirgt sich nach

Auskunft von Auchter, Ledergerber

und Schramm jedoch

nichts anderes als eine Anlage

zum Einschmelzen von Metall.

Und EdF hat bereits öffentlich

bekundet, in diesem „Techno

Centre“ radioaktiv belastetes

Metall aus ganz Europa einschmelzen

zu wollen. Auch an

Deutschland erging die Offerte,

radioaktiven Schrott aus dem

Abriss von Atomkraftwerken

zum Einschmelzen zu liefern.

Stefan Auchter wies darauf

hin, dass schon des Öfteren

in der Vergangenheit die Fälschung

von Prüfprotokollen in

der Atomindustrie aufgedeckt

wurde. In aller Regel sollen

etwa ausgebaute Stahlrohre

aus dem Abriss von Atomkraftwerken

mit Sandstahl

behandelt und in kleine Stücke

zersägt werden. Ob das nach

verschiedenen möglichen Prozeduren

„freigemessene“ Metall

jedoch tatsächlich weniger

strahlt, als nach den vorgegebenen

Grenzwerten für Radioaktivität

zulässig ist, bleibt

fraglich. Denn radioaktive

Partikel, die sich im Inneren

und nicht an der Außenfläche

des Metalls befinden, können

allein aus physikalischen

Gründen mit den gängigen

Messmethoden nicht entdeckt

werden.

Claude Ledergerber berichtete,

dass in Frankreich

derzeit ein Gesetz geändert

werden soll. Bisher ist es der

französischen Atomindustrie

– anders als in Deutschland

– untersagt, radioaktive Metalle

einzuschmelzen. Dieses

französische Gesetzesvorhaben

steht in offensichtlichem

Zusammenhang mit dem geplanten

„Techno Centre“.

Die drei Atomkraftgegner,

Stefan Auchter, Claude Ledergerber

und Klaus Schramm

äußerten aber auch die Hoffnung,

dass sie mit ihrer Petition

in Deutschland ein Verbot

des Einschmelzens und des

Exports von radioaktiv kontaminierten

Metallen erreichen

können. Auf diese Weise würde

unterbunden, dass radioaktiv

kontaminiertes Metall

aus Deutschland an das vom

Konzern EdF geplante „Techno

Centre“ geliefert werden

kann. Dass sich der Betrieb

einer solchen Anlage zum

Einschmelzen von radioaktiv

kontaminiertem Metall auch

dann rentiert, wenn Deutschland

auf die EdF-Offerte nicht

eingeht, ist zweifelhaft.

Hier geht es zur die Petition:

https://weact.campact.de/petitions/stopp-des-exports-unddes-einschmelzens-radioaktivkontaminierter-metalle

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