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HANSA 03-2018

Propeller Performance | Koalitionsvertrag | Jubiläum ZVDS | Robotik im Hafen | Ballastwasser Survey 2018 | Finanz- und Schifffahrtsstandort Nordamerika | Zeaborn & Rickmers

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Schifffahrt | Shipping<br />

Zwei 2011 und 2012 gebaute RoRo-Schiffe<br />

der Reederei fuhren zuletzt in Charter<br />

bei Grimaldi<br />

Fotos: MSC<br />

Mit zwei eigenen Schiffen bedient<br />

MSC jetzt den RoRo-Verkehr zwischen<br />

Nordeuropa und Westafrika, auf<br />

dem Fahrplan stehen Le Havre, Antwerpen,<br />

Dakar, Conakry und Abidjan.<br />

Warum hat sich das Unternehmen zu<br />

diesem Schritt entschlossen? Will die<br />

Aponte-Familie, die MSC binnen weniger<br />

Jahrzehnte fast bis an die Spitze der<br />

Containerschifffahrt geführt hat, dasselbe<br />

Kunststück im RoRo-Segment wiederholen?<br />

Zur Geschäftspolitik äußert sich<br />

die als absolut verschwiegen geltende Dynastie<br />

aus Italien grundsätzlich nicht. Recherchen<br />

der <strong>HANSA</strong> in Agenturkreisen<br />

haben ergeben, dass die Idee zur Gründung<br />

eines eigenen RoRo-Dienstes zwar<br />

relativ spontan aufkam, das Engagement<br />

aber keinesfalls als Eintagsfliege abgetan<br />

werden sollte.<br />

Auslösendes Moment war demnach die<br />

Rücklieferung zweier eigener Car Carrier<br />

aus einer Zeitcharter, für die sich keine<br />

auskömmliche Anschlussbeschäftigung<br />

fand. Seniorchef und Firmengründer<br />

Gianluigi Aponte hatte die zwei Schiffe<br />

»MSC Immacolata« (22.196tdw, Bj. 2012)<br />

and »MSC Cristiana« (22.287tdw, Bj. 2011)<br />

nach Angaben aus Maklerkreisen schon<br />

vor einigen Jahren erworben – rein als Investmentobjekte<br />

zur Vercharterung und<br />

nicht zur eigenen Befrachtung, wie zu hören<br />

ist. Bis Ende 2017 fuhren sie in Charter<br />

der italienischen Reederei Grimaldi,<br />

eines der führenden Player in der RoRo-<br />

Schifffahrt weltweit. Neue Beschäftigung<br />

auf Periode hätten die Schiffe angesichts<br />

der schwierigen Situation in dem Markt<br />

nur zu einer kaum kostendeckenden Rate<br />

von 12.000 bis 14.000$/Tag bekommen.<br />

In der Überzeugung, bessere Ergebnisse<br />

für die Schiffe in Eigenregie einfahren<br />

zu können, habe sich die Aponte-Familie<br />

kurzerhand entschlossen, die Schiffe<br />

in MSC-Farben umzulackieren und einen<br />

eigenen Liniendienst zu starten. Mit<br />

dem eigenen weltumspannenden Agenturnetz<br />

verfügt die Reederei schließlich<br />

über eine recht gute Vertriebsinfrastruktur<br />

für ihr Experiment im RoRo-Verkehr.<br />

Zudem soll die Reederei zur Verstärkung<br />

einen Experten der European RoRo Lines<br />

in Le Havre angeworben haben.<br />

Dass die Wahl ausgerechnet auf den<br />

Verkehr zwischen Nordwesteuropa und<br />

Westafrika fiel, kam nicht von ungefähr.<br />

Schließlich standen die MSC-Frachter<br />

zuvor beim Westafrika-Spezialisten Grimaldi<br />

unter Vertrag, dem das Geschäft<br />

dank guter Volumina und Frachtraten<br />

speziell im Verkehr nach Nigeria auch finanziell<br />

große Freude bereitet haben soll.<br />

Hinzu kommt, dass Aponte und Grimaldi<br />

in Italien in jüngster Zeit geschäftlich<br />

auf Kriegsfuß miteinander gestanden haben<br />

sollen. Die MSC-Inhaberfamilie ist<br />

mit ihren Shortsea-Tochtergesellschaften<br />

Grandi Navi Veloci und SNAV (Società<br />

Navigazione Alta Velocità) ein Bündnis<br />

mit der Fährreederei Moby Lines eingegangen,<br />

um Grimaldi Lines im Italiengeschäft<br />

die Stirn zu bieten.<br />

RoRo-Schub durch Übernahme?<br />

Auch in der politischen Lobbyarbeit bewegen<br />

sich Aponte und Grimaldi auf<br />

Konfrontationskurs zueinander: So<br />

schlossen sich die MSC-Gesellschaften<br />

dem neuen italienischen Reederverband<br />

AssArmatori an, der sich von der traditionellen<br />

Vereinigung Confitarma abgespalten<br />

hat. Die AssArmatori-Mitglieder<br />

wehren sich gegen den Einsatz von Seeleuten<br />

aus Drittstaaten auf Schiffen unter<br />

italienischer Flagge. Zu den größten<br />

Nutznießern dieser Regelung zählt die<br />

Grimaldi-Flotte. Ihr Chef Emanuele Grimaldi<br />

war bis vor kurzem auch Vorsitzender<br />

der Confitarma.<br />

Zusätzlichen Schub dürften die noch<br />

winzigen RoRo-Aktivitäten von MSC bekommen,<br />

wenn Aponte wie erwartet 49%<br />

oder gar 51% an dem ConRo-Spezialisten<br />

Ingnacio Messina mit Hauptsitz in Genua<br />

übernimmt. Erste Berichte über den geplanten<br />

Einstieg tauchten vor einem Jahr<br />

in der italienischen Presse auf. Hintergrund<br />

sollen Kapitalengpässe bei Messina<br />

sein. »Es ist wohl nur eine Frage der<br />

Zeit, bis es offiziell ist«, wie ein Schiffsmakler<br />

mit guten Kontakten in der italienischen<br />

Branche gegenüber der <strong>HANSA</strong><br />

erklärte. Messina mit seiner Flotte von<br />

21 eigenen und gecharterten Schiffen hatte<br />

selbst schon einmal einen Anlauf unternommen,<br />

einen eigenen Nordeuropa-<br />

Westafrika-Dienst zu etablieren – ohne<br />

Erfolg. Gemeinsam mit MSC stünden die<br />

Chancen wohl nicht schlecht, das Liniennetz<br />

für rollende Ladung deutlich auszubauen.<br />

M<br />

<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 155. Jahrgang – <strong>2018</strong> – Nr. 3 27

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