18.11.2021 Aufrufe

HANSA 03-2018

Propeller Performance | Koalitionsvertrag | Jubiläum ZVDS | Robotik im Hafen | Ballastwasser Survey 2018 | Finanz- und Schifffahrtsstandort Nordamerika | Zeaborn & Rickmers

Propeller Performance | Koalitionsvertrag | Jubiläum ZVDS | Robotik im Hafen | Ballastwasser Survey 2018 | Finanz- und Schifffahrtsstandort Nordamerika | Zeaborn & Rickmers

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schiffstechnik | Ship Technology<br />

Quelle: HSVA<br />

»Hauptsache schnell« zählt nicht mehr<br />

Kleiner Aufwand, große Wirkung – Nabenkappenflossen und für Slow Steaming<br />

optimierte Propeller liegen im Trend, während Numerik und 3D-Druck die Entwurfsund<br />

Testprozesse verändern. Von Felix Selzer<br />

Nabenkappenflossen sind eines der<br />

»Hot Topics«, mit denen sich die Experten<br />

an der Hamburgischen Schiffbau-<br />

Versuchsanstalt (HSVA) derzeit beschäftigen.<br />

Die hinter dem Propeller auf der<br />

Ablaufhaube angebrachten Flügel sollen<br />

Energie aus dem Nabenwirbel zurückgewinnen.<br />

Auch Kappel-Propeller,<br />

die durch leicht gebogene Flügelspitzen<br />

deutliche Effizienzzugewinne versprechen,<br />

werden vermehrt nachgefragt und<br />

getestet. »Was die Nabenkappenflossen<br />

angeht, haben wir sogar eine neue Versuchstechnik<br />

entwickelt«, sagt Christian<br />

Johannsen, Leiter der Abteilung Propeller<br />

und Kavitation an der HSVA. Klassischerweise<br />

würden Propulsionsversuche<br />

im Schlepptank gemacht und Kavitationsversuche<br />

im Kavitationstunnel. Im<br />

Tank müsse man sich stets um das froudsche<br />

Ähnlichkeitsgesetz kümmern, was<br />

aber nur relativ niedrige Propellerdrehzahlen<br />

erlaube, wodurch Reibungseffekte<br />

überzeichnet würden. »Das ist gerade<br />

bei den Nabenkappenflossen ein Problem,<br />

weil der Gewinn, den sie bringen,<br />

durch die zusätzliche Reibung aufgezehrt<br />

wird. Daher haben wir eine Technik<br />

entwickelt, bei der die vergleichenden<br />

Propulsionsversuche bei sehr viel<br />

höherer Geschwindigkeit im Kavitationstunnel<br />

gemacht werden. Dabei lässt<br />

sich nicht absolut der Leistungsbedarf eines<br />

Schiffes ermitteln, aber den Unterschied<br />

zwischen einem Schiff mit und<br />

einem Schiff ohne Nabenkappenflossen<br />

kann man auf diese Weise sehr genau<br />

bestimmen«, so der Experte. Das werde<br />

derzeit stark nachgefragt von Werften<br />

und Reedereien.<br />

Der Grund dafür ist der Trend zum<br />

»Slow Steaming«. Schließlich sind noch<br />

viele Schiffe im Markt, bei deren Design<br />

Geschwindigkeit oberstes Ziel war. Den<br />

gegenteiligen Trend gibt es schon seit einer<br />

Weile, dennoch beobachtet Johannsen<br />

immer noch eine starke Nachfrage<br />

nach der Anpassung von Schiffen mit<br />

möglichst geringem Aufwand.<br />

»Fährt das Schiff langsam, geht der<br />

Leistungsbedarf dramatisch zurück, die<br />

Kavitationsgefahr sinkt von allein und<br />

man kann näher an das Wirkungsgradoptimum<br />

heran designen«, erklärt Johannsen.<br />

Auch Hans-Jürgen Heinke,<br />

Head of Department Propeller & Cavitation<br />

an der SVA Potsdam, sieht durch den<br />

Trend hin zu geringen Schiffsgeschwindigkeiten,<br />

kleinen Drehzahlen und großen<br />

Durchmessern zur Reduzierung der<br />

Propellerbelastung ganz neue Freiräume<br />

für den Entwurf. Diese könnten z.B. genutzt<br />

werden, um das Flächenverhältnis<br />

zu reduzieren und auch die Wahl der üblichen<br />

Flügelzahl in Frage zu stellen. Bei<br />

der Reduktion des Flächenverhältnisses<br />

und der Flügelzahl mit dem Ziel der Wirkungsgradsteigerung<br />

dürften die anderen<br />

Aspekte der Propelleroptimierung, wie<br />

Einhaltung der Grenzen für die Druckschwankungsamplituden<br />

und die breitbandige<br />

Schallabstrahlung, außer Acht<br />

gelassen werden. Dies gelinge immer besser<br />

durch die Anwendung moderner Optimierungsverfahren<br />

für die Propellerauslegung<br />

mit Mehrzielkriterien.<br />

Die speziellen Propellertypen und Nabenkappen<br />

werden derzeit auch von den<br />

Herstellern selbst sehr stark forciert. Üblicherweise<br />

zahlt die Modellversuche die<br />

Werft, aber es gibt laut Johannsen mehr<br />

und mehr Fälle, in denen die Hersteller<br />

die Kosten übernehmen oder sich beteiligen.<br />

»Für ein Schiff werden verschiedene<br />

Propellerentwerfer eingeladen, die<br />

ihre Entwürfe präsentieren, die dann hier<br />

getestet werden. Früher hatte die Werft<br />

ihren Haus- und Hof-Propellerhersteller,<br />

der hat den Entwurf gemacht, dieser<br />

wurde getestet und genommen, wenn er<br />

gut war. Heutzutage sehen wir regelrechte<br />

Wettbewerbe«, berichtet er.<br />

Der Potsdamer Experte beobachtet,<br />

dass sich mit der Fokussierung auf Passagier-<br />

und Spezialschiffbau in Europa<br />

die Nachfrage in der Propellerentwicklung<br />

für Neubauprojekte gewandelt hat.<br />

Gefordert würden Propeller und Propulsionssysteme<br />

für Spezialschiffe, große<br />

Yachten, Forschungs- und Marineschiffe<br />

mit hohem Wirkungsgrad und<br />

gleichzeitig einem niedrigen Druckschwankungs-<br />

und Schallpegelniveau.<br />

Diese zum Teil gegenläufigen Entwurfsziele<br />

erfordern besondere Sorgfalt beim<br />

Propellerentwurf.<br />

Immer mehr in den Fokus rücke die<br />

Schallabstrahlung von Schiffen. Im Falle<br />

von Kreuzfahrtschiffen und Yachten geht<br />

es um den Komfort an Bord, bei Propelleranwendungen<br />

für Marine- und For-<br />

68 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 155. Jahrgang – <strong>2018</strong> – Nr. 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!