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HANSA 03-2018

Propeller Performance | Koalitionsvertrag | Jubiläum ZVDS | Robotik im Hafen | Ballastwasser Survey 2018 | Finanz- und Schifffahrtsstandort Nordamerika | Zeaborn & Rickmers

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Schiffstechnik | Ship Technology<br />

»LNG wird für Antriebe immer wichtiger«<br />

Marine Service hat gemeinsam mit Caterpillar einen LNG-Prüfstand entwickelt, der in Kiel<br />

kurz vor der Inbetriebnahme steht. Im <strong>HANSA</strong>-Interview sprechen Jochen Schmidt-<br />

Lüßmann und Jan-Christian Müller-Rieck über Herausforderungen und Ziele der Testreihen<br />

Was waren die Beweggründe, einen<br />

LNG-Prüfstand zu entwickeln?<br />

Jochen Schmidt-Lüßmann: Es werden<br />

immer mehr Aufträge für Gasantriebstechnologien<br />

platziert. Jedoch gibt es weiterhin<br />

nur wenig Erfahrung mit dieser<br />

Technik. Marine Service beschäftigt sich<br />

seit vielen Jahren mit Gas als Ladung. Seit<br />

etwa zehn Jahren wird für uns das Thema<br />

LNG als Antrieb immer wichtiger. Deshalb<br />

haben wir unser Tätigkeitsfeld erweitert,<br />

indem wir uns von einem reinen Ingenieurbüro<br />

dahin entwickelt haben, dass<br />

wir heute auch Antriebsanlagen konzipieren<br />

und Werften mit kompletten Paketen<br />

beliefern. Wir bedienen zwar weiterhin<br />

auch den LNG-Tankermarkt, aber nicht<br />

mehr in dem Umfang wie wir das früher<br />

gemacht haben. Unser Fokus liegt zunehmend<br />

auf den Gasantrieben.<br />

Jan-Christian Müller-Rieck: Vor drei<br />

Jahren haben wir unsere Ideen und Konzepte<br />

der Meyer Werft vorgestellt und<br />

daraufhin in einem Konsortium mit Caterpillar<br />

Aufträge für die Komplettausrüstung<br />

von vier Kreuzfahrtschiffen mit<br />

Gasantrieb erhalten. Zwei Einheiten sind<br />

für Aida Cruises bestimmt, die übrigen<br />

beiden für Costa Cruises. Der Auftrag beinhaltet<br />

die gesamte Stromerzeugung inklusive<br />

der Generatoren sowie die Gasaufbereitung.<br />

Die Anlagen wurden in<br />

enger Abstimmung mit der Meyer Werft<br />

entwickelt. Auch andere große Kreuzfahrtreedereien<br />

wie Disney Cruises, Royal<br />

Caribbean Cruise Line und weitere<br />

haben sich mittlerweile für Gasantriebe<br />

entschieden. Auch deshalb gehen wir davon<br />

aus, dass diese Technik in der Kreuzfahrtindustrie<br />

der Standard werden wird.<br />

Marine Service hat den LNG-Prüfstand in enger Abstimmung mit Caterpillar entwickelt<br />

2016 haben Sie den Prüfstand erstmals<br />

vorgestellt. In Kürze sollen erste Tests erfolgen.<br />

Warum hat die Inbetriebnahme<br />

so lange gedauert?<br />

Müller-Rieck: Da die Anlage an Land<br />

steht, müssen wir uns nach den Sicherheitsvorgaben<br />

des TÜVs richten, nicht<br />

etwa nach denen der Klassifikationsgesellschaften.<br />

Schon bei der Abgrenzung<br />

gab es Unklarheiten, denn es musste geklärt<br />

werden, ob es sich um eine Lagereinrichtung,<br />

oder um eine Tankstelle<br />

handelt. Das hat wiederum Auswirkungen<br />

auf die einzuhaltenden Regularien.<br />

All das hat sich sehr lange hingezogen.<br />

Schmidt-Lüßmann: Zudem sind wird<br />

schon im Vorfeld bei der Entwicklung des<br />

Prüfstands auf Probleme gestoßen. Hier<br />

galt es, nähere Untersuchungen durchzuführen<br />

und eigene Versuche zu machen.<br />

Noch immer gibt es beispielsweise Diskussionen<br />

bei den Dimensionierungen der<br />

Druckaufbauverdampfer im Tank. Durch<br />

die Versuchsanlage können wir nun unter<br />

unterschiedlichen Bedingungen verschiedene<br />

LNG-Kompositionen testen.<br />

Was bedeutet das konkret?<br />

Schmidt-Lüßmann: LNG ist kein einheitlicher<br />

Stoff, die Zusammensetzung<br />

ist von den Herkunftsländern abhängig.<br />

Die Hauptkomponente ist zwar Methan,<br />

aber der prozentuale Anteil der weiteren<br />

Komponenten wie Ethan oder Stickstoff<br />

kann durchaus variieren. Das hat zur<br />

Folge, dass sich die Kompositionen unterschiedlich<br />

verhalten. Das betrifft nicht<br />

nur die Lagerung und Aufbereitung,<br />

sondern auch die motorische Verbrennung.<br />

Motoren, die mit Hochdruckeinspritzung<br />

arbeiten, haben damit weniger<br />

Schwierigkeiten, aber Maschinen, die das<br />

Gas nach dem Otto-Prinzip verbrennen,<br />

z.B. mittelschnelllaufende Dual-Fuel-<br />

Motoren, aber auch reine Gasmotoren,<br />

verdichten ein Luft-Gas-Gemisch. Wenn<br />

dieses viel Propan oder Butan enthält,<br />

neigen die Motoren zum Klopfen.<br />

Müller-Rieck: Die bestimmende Größe<br />

beim LNG ist die Methanzahl. Den meisten<br />

Motorenherstellern ist eine Methanzahl<br />

von 80 am liebsten. Fällt sie unter ca.<br />

70, muss die Leistung reduziert werden.<br />

Auch solche Untersuchungen wollen wir<br />

mit dem Prüfstand durchführen, um herauszufinden,<br />

welche Faktoren sich in welcher<br />

Weise auswirken.<br />

Wie ist der LNG-Prüfstand aufgebaut?<br />

Müller-Rieck: Er besteht aus zwei Containern,<br />

die übereinander stehen. Oben ist der<br />

Lagertank, darunter der Aufbereitungscontainer.<br />

Ungefähr 33 m3 passen in den<br />

Tank, das entspricht etwa 15 t. Der Druck<br />

kann bei bis zu 9,2 bar liegen, die Haltezeit<br />

beträgt ungefähr 50 Tage. Um eine sichere<br />

Befüllung des Tankcontainers zu ermöglichen,<br />

wurden zudem Wäge zellen darunter<br />

eingebaut. Die Messung dient beim<br />

Foto: Marine Service<br />

72 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 155. Jahrgang – <strong>2018</strong> – Nr. 3

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