HANSA 03-2018
Propeller Performance | Koalitionsvertrag | Jubiläum ZVDS | Robotik im Hafen | Ballastwasser Survey 2018 | Finanz- und Schifffahrtsstandort Nordamerika | Zeaborn & Rickmers
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Häfen | Ports<br />
Antwerpen sucht nach Platz<br />
Die positive Entwicklung des Antwerpener Hafens setzt sich fort. Bereits zum<br />
fünften Mal in Folge konnte der Umschlag gesteigert werden. Nun suchen<br />
die Belgier nach Möglichkeiten, zu expandieren. Von Thomas Wägener<br />
Im vergangenen Jahr wurden in Antwerpen<br />
insgesamt knapp 10,5 Mio. TEU<br />
umgeschlagen, 4,3% mehr als im Vorjahr,<br />
in welchem es das beste Umschlagergebnis<br />
der Geschichte gegeben hatte.<br />
Ein Garant dafür seien die neuen Containerterminals<br />
am Deurganckdok, am<br />
rechten Ufer der Schelde.<br />
Antwerpens Hafenchef Jacques Vandermeiren,<br />
der seit Anfang 2017 an der Spitze<br />
des zweitgrößten europäischen Hafens<br />
steht, erwartet auch in diesem Jahr beim<br />
Containerumschlag einen Anstieg von<br />
etwa 5%. Da in den allgemeinen Prognosen<br />
in den kommenden Jahren weltweit<br />
ein wirtschaftlichen Aufschwung andeutet<br />
wird, dürfte das Ende des Wachstums<br />
damit längst noch nicht erreicht sein, sodass<br />
der Antwerpener Hafen trotz der Erweiterungen<br />
im Deurganckdok schon in<br />
wenigen Jahren an seine Kapazitätsgrenze<br />
stoßen könnte. Laut Vandermeiren wäre<br />
das bereits im Jahr 2021 der Fall, wenn<br />
nicht investiert werde. Es sei nicht fünf<br />
vor zwölf, sondern eins vor zwölf oder sogar<br />
nur wenige Sekunden vor zwölf, weißt<br />
er auf die Dringlichkeit hin.<br />
Containerumschlag im Fokus<br />
Deswegen sucht der Hafen derzeit<br />
schnellstens nach Möglichkeiten für einen<br />
weiteren Ausbau. Die sowohl von<br />
Port of Antwerp als auch von den Reedereien<br />
favorisierte Variante ist ein zusätzliches<br />
Hafenbecken nördlich des<br />
Deurganckdoks schaffen. In dem sogenannten<br />
Saeftinghedok könnten Kapazitäten<br />
für weitere 6,6 Mio. TEU geschaffen<br />
werden, sagt Vandermeiren. Wenn alles<br />
reibungslos verläuft, könnten die ersten<br />
Anlagen 2023 in Betrieb gehen, hofft der<br />
Hafenchef.<br />
Das Gebiet liegt im kleinen Stadtteil<br />
Doel, der dafür allerdings weichen müsste.<br />
Zwar leben dort heute nur noch wenige<br />
Menschen, dennoch könnte sich das<br />
als Problem für die Pläne des Hafens erweisen.<br />
Die Einwohner hatten bereits gegen<br />
das Vorhaben geklagt.<br />
Daher liegen nach Aussage Vandermeirens<br />
insgesamt nicht weniger als<br />
acht Alternativen in der Schublade, drei<br />
davon konzentrieren sich allerdings<br />
auf das Saeftinghedok. Eine weitere<br />
Möglichkeit wäre es, das Noordzee<br />
Terminal nach Norden hin zu erweitern.<br />
Demnächst soll es konkrete Gespräche<br />
zwischen dem Hafen und<br />
der Regierung geben. »Der Ball<br />
liegt aktuell bei der flämischen<br />
Regierung«, informiert der Hafenchef,<br />
der auf einen baldigen<br />
Präferenzentscheid hofft. Er sei<br />
aber zuversichtlich, dass noch in<br />
diesem Jahr eine Entscheidung<br />
über die Erweiterung erfolgen<br />
und dann auch der Standort für<br />
die Expansion feststehen werde.<br />
»Wir halten an den Plänen für<br />
das Saeftinghedok fest«, bekräftigt<br />
er. Hier ließe sich schließlich<br />
die höchste Kapazität erzielen, zudem<br />
könnten die Aktivitäten gebündelt<br />
werden, denn der Standort liegt unweit<br />
des Deurganckdoks. Dies sei auch<br />
wichtig für die Verkehrsverlagerung,<br />
denn dadurch ließen sich Container<br />
effektiver auf Eisenbahn oder Binnenschiff<br />
bringen. Denkbar sei auch eine<br />
Mischvariante aus dem Saeftinghedok<br />
und einem anderen Standort.<br />
Sollte Antwerpen kein grünes Licht<br />
für den Bau des Saeftinghedoks erhalten,<br />
würden die zusätzlichen Kapazitäten<br />
an den alternativ vorgeschlagenen<br />
Standorten in jedem Fall kleiner ausfallen,<br />
als die 6,6 Mio. TEU, die das bevorzugte<br />
neue Hafenbecken bieten würde,<br />
deutet der Hafenchef an. Vandermeiren<br />
sagt aber auch, dass er die endgültige<br />
Entscheidung der flämischen Regierung<br />
akzeptieren wolle.<br />
Flüssiggüter stark im Kommen<br />
Der Nutzer der nach dem Umzug des<br />
MSC PSA European Terminals zum Deurganckdok<br />
freigewordenen Fläche im<br />
Delwaidedok steht derweil längst fest.<br />
Die Sea-Invest Group baut dort für rund<br />
250 Mio. € ein neues Tankterminal. Erste<br />
Tanks sind bereits zu erkennen.<br />
Der Umschlag von Containern<br />
und Flüssiggütern hat die<br />
Entwicklung Antwerpens beflügelt<br />
Ohnehin will Antwerpen künftig weiter<br />
verstärkt auf den Umschlag flüssiger<br />
Güter setzen, denn auch dieser Sektor<br />
wächst stetig. Hierfür lieferte das vergangene<br />
Jahr einen zusätzlichen Beleg, denn<br />
die umgeschlagenen 73,1 Mio.t Flüssiggüter<br />
entsprechen einem Anstieg von 5,7%<br />
im Vergleich zum Vorjahr. Analog zum<br />
Containergeschäft konnte auch bei dieser<br />
Warengruppe in den vergangenen fünf<br />
Jahren ein stetiger Umschlagzuwachs erzielt<br />
werden. Hauptverantwortlich dafür<br />
sind Derivate, deren Umschlag sogar seit<br />
2010 kontinuierlich angestiegen ist.<br />
Im Gegensatz dazu geht der Umschlag<br />
trockener Massengüter weiter zurück.<br />
Im vergangenen Jahr gingen nur noch<br />
12,2 Mio. t über die Kaikanten, 3,7% we-<br />
86 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 155. Jahrgang – <strong>2018</strong> – Nr. 3