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Paul Dräger zu:* Homer, Ilias. Übertragen von Raoul Schrott ...

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<strong>Raoul</strong> <strong>Schrott</strong>: <strong>Homer</strong>, <strong>Ilias</strong> und <strong>Homer</strong>s Heimat<br />

mit dem originalen <strong>Homer</strong> und seiner dichtersprachlichen Vorgänger-<br />

Tradition mit Elisionen; selbst das Nebeneinander elidierter und nichtelidierter<br />

grammatisch identischer Formen ist natürlich <strong>zu</strong>lässig (s. Duden,<br />

Wahrig). In der Meinung, er ‚übertrage’ rhythmisch (S. XXXV, doch<br />

s. sogleich), verfährt auch <strong>Schrott</strong> so (in obiger Passage z.B. 565 „ich<br />

[...] sag“ neben 566 „ich warne“; 578 „unsrem vater“ neben 581 „<strong>von</strong><br />

unseren hockern“ usw.). Auch 580 „hat ers [...] drauf angelegt“ (statt „er<br />

es darauf“; 11,53) mag man noch durchgehen lassen (wenn auch besser<br />

mit Apostroph: „er’s“, s. Duden s.v. Apostroph, K 14: „Wie du’s haben<br />

willst“). Doch solche Synizese zweier Wörter ohne das übliche Anzeigen<br />

der Elision durch Apostroph führt häufig <strong>zu</strong> optisch ungewöhnlichen<br />

Junkturen (z.B. 10,361 „unds“; 10,536 „sinds“; 11,407 „überläufts“;<br />

11,843 „sahs“; 15,708 „bei dems“; 17,536 „ders“), bis <strong>zu</strong> monströsen,<br />

verständnis-schädigenden Auswüchsen wie z.B. „aufn schultern“<br />

(2,259), „ergriff [...] wieders wort“ (2,433), „ers nest“ (12,222), „bis sies<br />

müde sind“ (18,281), „nochs werkzeug“ (18,409), „daß einems herz“<br />

(19,229), „erst wenns schicksal“ (20,337), „ausm“ (21,492), „ihms“<br />

(21,551), „mir schlägts herz“ (22,451). Solche – über das seit <strong>Homer</strong><br />

selbst rhythmusbedingt Übliche hinausgehenden – Elisions-Exzesse bilden<br />

ein abscheuliches Lesehindernis.<br />

(7) Rhythmik:<br />

Sucht man nach einer Erklärung für all diese Verschrobenheiten, ist<br />

diese allenfalls kryptisch S. XXXV <strong>zu</strong> finden (S. XXXIV f. „Hexameter“<br />

[der übrigens für <strong>Schrott</strong> laut S. XXXIX aus einem „Block <strong>von</strong> drei Daktylen“<br />

besteht]), wo <strong>Schrott</strong> sich <strong>zu</strong> seiner „Fassung“ unter hochgegriffenem<br />

Vergleich mit Beethovens Eroica folgendermaßen äußert:<br />

„Das schwebende Klangereignis, das die antike griechische<br />

Poesie ist, läßt sich durch unseren starr fixierenden Hexameter<br />

ebensowenig wiedergeben wie die symphonische Dynamik <strong>von</strong><br />

Beethovens Eroica durch die Monotonie eines Metronoms. Um ähnlich<br />

abwechslungsreich <strong>zu</strong> erklingen, bedient diese Fassung sich<br />

einer flexiblen Rhythmik, die jedoch weder ungebunden noch frei<br />

ist. Ihre formale Strenge gewinnt sie den typographischen Präsentationsmustern<br />

der Verse ab: um sich dennoch singen <strong>zu</strong> lassen<br />

und mit ihren Tempowechseln der Musikalität des Originals<br />

wenigstens etwas näher<strong>zu</strong>kommen.“<br />

Also sollen die Zeilen typographisch wie Verse aussehen und sich in<br />

verschiedenen Tempi singen lassen? Man versuche es einmal! Der Rez.<br />

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