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Paul Dräger zu:* Homer, Ilias. Übertragen von Raoul Schrott ...

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<strong>Paul</strong> <strong>Dräger</strong> <strong>zu</strong>:<br />

ökologischen Angaben Ξ 287-289 – es handelt sich um Abies equi-trojani<br />

Aschers. et Sint., eine in der Troas endemische Art (vgl. dens., Art.<br />

‚Tanne’, in: DNP 12/1, Stuttgart 2002, 10) – ist eine bislang nicht gewürdigte<br />

pflanzengeographische Sensation: Damals wie heute kommen<br />

Tannen in Westanatolien ausschließlich hier an der <strong>von</strong> <strong>Homer</strong> erwähnten<br />

Stelle vor“. 91 – Aus ihrem Holz bestehen nicht nur die Ruder im<br />

Gleichnis 7,5 (‚Tannen’, <strong>Schrott</strong> versimpelnd: „ruderblätter“;<br />

Schadewaldt falsch „Fichtenrudern“), sondern auch die Blockhütte<br />

(24,448 κλισ�η; ‚Zelt’ ist nur eine traditionelle deutsche Überset<strong>zu</strong>ngs-<br />

Konvention) Achills (24,450 [‚Balken der Tanne’, so auch Schadewaldt;<br />

falsch <strong>Schrott</strong>: „fichtenplanken“]) einschließlich ihres Türpflocks<br />

(24,453f. [‚ein einziger Querbalken, / ein tannener’, ähnlich Schadewaldt;<br />

<strong>Schrott</strong> versimpelnd und die Paronomasie zerstörend: „baumstamm“]).<br />

Botanisches Lokalkolorit gilt für die – <strong>zu</strong>vor unter dem Sammelbegriff<br />

πο�η (‚Kräuter’) <strong>zu</strong>sammengefasste Dreiheit der Blumen Scharbockskraut<br />

(Lotos), Krokos und Hyakinthos (14,348f.; <strong>Schrott</strong>: „einen dichten<br />

flor aus grünem klee [! auch 2,776; 12,283] / safran und hyazinthen’;<br />

bei den Dreiheiten der Bäume und Pflanzen 21,3510-352 [<strong>Homer</strong>: ‚Und<br />

es brannten sowohl Ulmen als auch Weiden als auch Tamarisken, /<br />

und es brannte sowohl Scharbockskraut als auch Binse/θρ�ον als auch<br />

Zypergras, / die um die schönen Strömungen des Flusses genugsam<br />

wuchsen’] steht – <strong>zu</strong>dem unter zweimaliger Vertauschung der Reihenfolge<br />

und falscher Identifizierung <strong>von</strong> θρ�ον als „Schilf“ – für λωτ�ς plötzlich<br />

„Schöllkraut“: „wo die ulmen feuer fingen / die tamarisken und weiden,<br />

all das schöllkraut 92 und zyperngras 93 / an seinen üppig grünen<br />

91 Die Nordmanns-Tanne (�λ�τη, Abies nordmanniana), die in den Hochlagen des Pontischen<br />

Gebirges an der Schwarzmeer-Küste wächst, hat mit ihrer Unterart Abies<br />

nordmanniana subspecies equi trojani (bisweilen als eigene Art abies equi trojani angesehen)<br />

in der Ida ihren südwestlichsten Vorposten; die Ida hat viele ausgesprochen<br />

pontische Pflanzenarten, die über den Ulu-Dagi (mysischen Olymp, 2600 Meter hoch)<br />

hierhin ausstrahlen, und ist dadurch floristisch <strong>von</strong> allen mediterranen Küstengebirgen<br />

ganz verschieden.<br />

92 „Schöllkraut“ leitet sich ab <strong>von</strong> ‚Chelidonium’ (‚Schwalbenkraut’) – und so heißt das<br />

Scharbockskraut bei Dioskurides 2,181 (χελιδ�νιον τ� µικρ�ν) und im Mittelalter, offensichtlich<br />

wegen ihrer frühen Blütezeit (Chelidonium minus, s. Herzhoff, Lotos S. 267<br />

Anm. 44, der allerdings „Schöllkraut“ nie nennt); doch beim heutigen Schöllkraut<br />

(Chelidonium maius) handelt es sich um ein gelbblühendes Mohngewächs, das nirgends<br />

<strong>zu</strong>sammen mit Krokos und Hyakinthos blüht. <strong>Schrott</strong>s „schöllkraut“ gestattet<br />

auch hier einen charakteristischen Blick auf seine Arbeitsweise: In Kirk/Richardsons<br />

Komm. <strong>zu</strong> 21,351 steht für λωτ�ς mit Fragezeichen „celandine (?)“ (offensichtlich <strong>von</strong><br />

χελιδ�ν); englisch-deutsche Lexika bieten dafür „Schellkraut; Feigwurz“: <strong>Schrott</strong> wählte<br />

das Erste; das Zweite wäre das Richtige gewesen (Feigwurz = Ranunculus ficaria,<br />

Scharbockskraut).<br />

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