Paul Dräger zu:* Homer, Ilias. Übertragen von Raoul Schrott ...
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<strong>Raoul</strong> <strong>Schrott</strong>: <strong>Homer</strong>, <strong>Ilias</strong> und <strong>Homer</strong>s Heimat<br />
Szene, nicht auch aus der Wortwahl“). – Aus ‚schlimmer (κακ�ς) Krieg’<br />
(<strong>Ilias</strong> 4,82) wird bei <strong>Schrott</strong> „scheiß krieg“. – Sagt Achill über Agamemnon<br />
in 9,377: ‚denn den Verstand hat ihm genommen der ratsinnende<br />
Zeus’, heißt es bei <strong>Schrott</strong> „dem hat doch zeus ins hirn geschissen!“<br />
(Komm.: „im Griechischen ist diese dem Zeus unterstellte Aktion mit<br />
den worten ‚gänzlich genommen hat er ihm die Besinnung’ umschrieben“<br />
[„umschrieben“ ist natürlich Nonsens]). – Sagt Menelaos in 17,19<br />
<strong>zu</strong>m Dardaner Euphorbos, der gerade Patroklos durch einen Schuss in<br />
den Rücken getötet hat: ‚Zeus Vater [sine virgula, ~ Iup-piter], nicht<br />
schön ist es, sich übermäßig <strong>zu</strong> rühmen’, wird daraus bei <strong>Schrott</strong>: „bei<br />
zeus - was bist du doch ein arrogantes arschloch!“ 72 – Fällt bei <strong>Homer</strong><br />
23,775-777 Aias im Wettlauf dorthin, ‚wo <strong>von</strong> Rindern der Mist sich ergossen<br />
hatte, getöteten, stark brüllenden / [...] / und mit Rindermist<br />
füllte sich sowohl Mund als auch Nase’, heißt es bei <strong>Schrott</strong>: „mitten in<br />
die kuhscheiße, die da am boden lag / [...] / er hatte mund und nase<br />
voll <strong>von</strong> den stinkenden kuhklattern“; entsprechend 23,781 <strong>Schrott</strong>:<br />
„spuckte die scheiße aus“, statt <strong>Homer</strong>: ‚den Mist ausspeiend’. – Vgl.<br />
noch: „das einzige worin du gut bist, ist beim sprücheklopfen - / du<br />
klugscheißer bist aber der größte holzklotz im heer!“ (23,483f., Idomeneus<br />
<strong>zu</strong> Aias; <strong>Homer</strong>: ‚Aias, im Zank der Beste, Übelgesinnter, in allem<br />
anderen / stehst du den Argeiern nach, weil du einen schroffen Sinn<br />
hast!’). – Ungewöhnlich vulgär lässt <strong>Schrott</strong> die Götter reden, z.B. in der<br />
Götterschlacht, Ares <strong>zu</strong> Aphrodite: „dich fette zecke“ ([?] 21,395; <strong>Homer</strong>:<br />
‚die du Verwegenheit, unersättliche, besitzt’); Athene <strong>zu</strong> Ares: „bist ein<br />
kolossaler depp!“ (21,410; νηπ�τι᾿, ‚Kindischer’); Poseidon <strong>zu</strong> Apollon:<br />
„du depp“ (21,441; νηπ�τι’); Artemis <strong>zu</strong> Apollon: „du possenreißer“<br />
(21,474; νηπ�τιε); aber auch schon vorher, z.B. Hera <strong>zu</strong> Zeus: „du hinterfotziger<br />
kerl“ (4,25; α�ν�τατε, ‚Schrecklichster’); Athene <strong>zu</strong> Ares: „du<br />
spinnst, du geistesgestörter psychopath! hast zwar ohren / aber kein<br />
hirn dazwischen! wo ist dein verstand? <strong>zu</strong>mindest / dein respekt vor<br />
dem olympischen vater?“ (15,128f.: <strong>Homer</strong>: ‚Rasender, im Geist gestörter,<br />
du bist verloren! Fürwahr, umsonst / hast du Ohren, um <strong>zu</strong> hören,<br />
und dein Verstand ist <strong>zu</strong>grunde gegangen, wie auch die Scham’).<br />
(14) Vulgarisierung der Diktion: Sexualslang:<br />
Diese infantile Anal- bzw. Fäkalsprache wird noch gesteigert durch<br />
<strong>Schrott</strong>s altmännerhaft-lüsternen Sexualslang (mit den Anmerkungen<br />
des Komm.):<br />
72 Ähnlich schon in „<strong>Homer</strong>s Heimat“ S. 206 mit Anm. 7 <strong>zu</strong>r selben Stelle: „als arroganter<br />
Angeber und modisches Weichei gezeichnet“ (als Beleg für die angebliche Herabset<strong>zu</strong>ng<br />
der Nachbarn der Kiliker, hier der Dardaner [die <strong>Schrott</strong> in Adanija lokalisiert]).<br />
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