Paul Dräger zu:* Homer, Ilias. Übertragen von Raoul Schrott ...
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<strong>Paul</strong> <strong>Dräger</strong> <strong>zu</strong>:<br />
(22) Mangelnde Grammatizität der deutschen Sprache:<br />
Zum Schluss noch ein Blick auf die grammatische Korrektheit der<br />
deutschen Sprache! Stilhöhe setzt als Grundbedingungen voraus: souveräne<br />
Beherrschung der Muttersprachengrammatik, Nuancensensibilität,<br />
Gespür für das treffende Wort. <strong>Homer</strong> war in alledem Vorbild für die<br />
griechische Literalität. <strong>Schrott</strong> bleibt auch dahinter meilenweit <strong>zu</strong>rück:<br />
Hier finden sich syntaktische Fehler <strong>zu</strong>hauf, z.B. (a) falsch gebildete Finalsätze<br />
(1,414: „wo<strong>zu</strong> gebar ich dich? zog ich dich denn groß um <strong>zu</strong><br />
jammern?“ [‚Wo<strong>zu</strong> nun habe ich dich aufgezogen, nachdem ich dich<br />
„auf schreckliche Weise/als etwas Schreckliches“ geboren hatte?’: so alternativ<br />
BK]; 11,621f.: „während die zwei in der brise standen, die vom<br />
meer her wehte / um ihr gewand vom schweiß <strong>zu</strong> trocknen“ [‚damit sie<br />
ihr Gewand vom Schweiß trockneten’]); (b) Appositionen im falschen<br />
Kasus (Muster: 4,193f.: „schaff mir [...] macháon her / einer <strong>von</strong> asklepios’<br />
söhnen“; 15,516f.: „einen strahlenden sohn / des anténor und einer<br />
der führer der troianischen infanterie“; 16,717f.: „[Asios] war aber<br />
hekábe / seine schwester und die mutter des hektor, <strong>zu</strong> hilfe gekommen“;<br />
20,395f.: „worauf achilleús dem [...] demoléon / einen der söhne<br />
des anténor, seinen speer in die schläfe schoß“); (c) mangelnde Kongruenz<br />
(ab S. XVIII: „Protektion und Zeugenschaft wird garantiert“;<br />
Muster: 5,104f.: „so wahr mich apollon / [...] und sein bogen <strong>von</strong> <strong>zu</strong>hause<br />
hierher führte!“); (d) falsche Deklinationsformen (z.B.: 2,595:<br />
„diesem berühmtem“; 7,446: „gibts denn [...] keinen mensch mehr“;<br />
11,602f.: „achilleús rief <strong>von</strong> oben nach patroklos / seinen waffenbruder“);<br />
(e) häufiges „nachdem“ mit Präsens (ab S. XIII: „Nachdem <strong>zu</strong>erst<br />
Jerusalem erobert wird“); (f) ständiges „brauchen“ ohne „<strong>zu</strong>“ (Muster:<br />
2,358: „er braucht nur hand an sein [...] schiff legen“; einmal richtig:<br />
8,292); (g) falsche Konjunktive ([s. schon oben Anm. 22 <strong>zu</strong> Mauritsch]<br />
„hätte“ statt „habe“; „wäre“ statt „sei“; Umschreibung mit „würde“ [die<br />
Beispiele sind Legion] bzw. infantilem ‚tun’: 6,442f.: „ich würd mich in<br />
grund und boden schämen [... / ...] tät ich mich jetzt drücken“); (h) falsche<br />
Rektion, z.B. „würdig“ mit Dativ statt Genetiv (Muster: 6,92: „ihr<br />
würdig“); „trotz“ mit Dativ (Muster: 6,452: „trotz ihrem heldenhaften<br />
mut“; doch gemäß Duden österr.); (i) Komparation des Partizips Präsens<br />
(Muster: 4,256: „die lobendsten Worte“); (k) aufgeblähte Präpositionalausdrücke<br />
(z.B. 4,161: „in voller gänze“; 6,236: „in etwa“) sowie (l) sonstige<br />
Merkwürdigkeiten (z.B. 4,538: „und der herrscher über eine stadt<br />
in élis - inmitten der toten vieler:“; <strong>Homer</strong>: ‚und viele andere wurden<br />
ringsum getötet’; 5,82f.: „unser aller verhängnis - / der unvermeidliche<br />
Tod - bemächtigte sich purpuren [purpurn?] seiner augen“; 15,362:<br />
„genausoleicht“; 15,692: „die sie [?] am flußufer nach fröschen und fi-<br />
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