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Paul Dräger zu:* Homer, Ilias. Übertragen von Raoul Schrott ...

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<strong>Raoul</strong> <strong>Schrott</strong>: <strong>Homer</strong>, <strong>Ilias</strong> und <strong>Homer</strong>s Heimat<br />

‚Diese beiden, so wie zwei Löwen auf des Berges Gipfeln<br />

(555) genährt wurden <strong>von</strong> der Mutter in den Dickichten des tiefen<br />

Waldes;<br />

die beiden nun, raubend Rinder und fette Schafe,<br />

verwüsten die Gehöfte der Menschen, bis sie auch selber beide<br />

unter den Fäusten der Männer getötet werden durch scharfes Erz:<br />

So wurden die beiden unter den Händen des Aineias bezwungen<br />

(559) und fielen nieder, Tannen (�λ�τ�σιν) gleich, hohen. (PD)<br />

(559) „sie schlugen krachend am boden auf wie zwei riesige kiefern“<br />

(<strong>Schrott</strong>).<br />

Parallel <strong>zu</strong>m gestaffelten Tiergleichnis (Löwen – Rinder – Schafe) mit den<br />

Löwen an der Spitze bilden die hohen Tannen (�λ�τη, Abies nordmanniana<br />

subsp. equi-trojani, auch Abies equi-trojani, s. unten S. 62), bei<br />

<strong>Schrott</strong> bezeichnenderweise <strong>zu</strong> „kiefern“ mutiert (auch 14,287, s. unten<br />

S. 61f. im Anhang), den Gipfel, hier allerdings weniger wegen hoher Bedeutung<br />

der Opfer als vielmehr des Tötenden – Aineias ist ja nach Hektor<br />

der größte Held auf troianischer Seite. Eine solche Gleichnis-Verkettung<br />

passt nur in die Troas, nicht nach Kilikien! In Kilikien findet man<br />

allenfalls die azonalen Gesellschaften, etwa die sechs Arten am Skamander-Ufer<br />

(<strong>Ilias</strong> 21,350-352: Ulmen, Weiden, Tamarisken; Scharbockskraut<br />

[Lotos], Binse, Zypergras; s. unten S. 62f. im Anhang); doch<br />

schon das schöne Schnee-Gleichnis (12,278-289) mit dem im Schnee<br />

versinkenden Scharbockskraut (283, λωτ�ς), <strong>von</strong> Herzhoff selbst zweimal<br />

in der Troas beobachtet, wäre in Kilikien nicht denkbar.<br />

Weitere naturkundliche, speziell botanische für eine Troas-Kilikien-Argumentation<br />

unverzichtbare Fakten (die gleichzeitig den <strong>Ilias</strong>-Dichter unverrückbar<br />

in der Troas ansiedeln) werden <strong>zu</strong>gunsten der hier <strong>zu</strong>nächst gebotenen<br />

Konzentration auf das generell Übersetzerische unten im Kritischen<br />

Anhang (S. 59-68) dargelegt.<br />

(13) Vulgarisierung der Diktion: Anal- / Fäkalsprache (Koprologie):<br />

Im Zusammenhang mit der Besprechung des zweiten Beispiels für<br />

<strong>Schrott</strong>s Methode der ‚Übertragung’ (1,565-585) war schon <strong>von</strong> der –<br />

über 24 Bücher hin nur schwer aus<strong>zu</strong>haltenden – ‚unsäglichen Trivialisierung,<br />

Infantilisierung bzw. Vulgarisierung der Diktion’ die Rede (s.<br />

oben S. 29f. mit Anm. 51-52). Zu begründen versucht hatte <strong>Schrott</strong> seinen<br />

Stil in den „Sieben Prämissen einer neuen Überset<strong>zu</strong>ng der <strong>Ilias</strong>“<br />

unter dem Stichwort „Dekorum“ folgendermaßen:<br />

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