Paul Dräger zu:* Homer, Ilias. Übertragen von Raoul Schrott ...
Paul Dräger zu:* Homer, Ilias. Übertragen von Raoul Schrott ...
Paul Dräger zu:* Homer, Ilias. Übertragen von Raoul Schrott ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Raoul</strong> <strong>Schrott</strong>: <strong>Homer</strong>, <strong>Ilias</strong> und <strong>Homer</strong>s Heimat<br />
lungen <strong>zu</strong>m Westöstlichen Divan“ vorangestellten Wort nicht nur für<br />
den Dichter, sondern auch für seinen Interpreten (und Übersetzer), <strong>zu</strong>mal<br />
wenn dieser großspurig programmatisch konstatiert: „Aussagekräftig<br />
sind auch die Landschaftsbeschreibungen der homerischen Gleichnisse.<br />
Sie stimmen in ihren agrarischen und geographischen Spezifika<br />
alle mit Kilikien und kaum je mit der Troas überein“ („<strong>Homer</strong>s Heimat“<br />
S. 13). Genau das Gegenteil ist der Fall: Die immer wieder eingeblendeten<br />
Vegetations- und Tierbilder beweisen durch ihre <strong>von</strong> landeskundigen<br />
Botanikern und Zoologen vielfach bestätigte außerordentliche Genauigkeit,<br />
vor allem aber durch ihre auch über Fernbezüge (nichts Ungewöhnliches<br />
für die <strong>Ilias</strong>) fein vernetzte Stimmigkeit, dass <strong>Homer</strong> – und<br />
mit ihm die primären Adressaten derjenigen Fassung der <strong>Ilias</strong>, die uns<br />
erhalten blieb – die Troas aus eigener Anschauung kannte, wenn er und<br />
die Hörer auch nicht direkt aus dieser speziellen Landschaft stammten,<br />
sondern im umfassenderen nordionisch-äolischen Kulturraum <strong>zu</strong> Hause<br />
waren. 96 Oder mit noch weiterer Wirkungsabsicht (Herzhoff, Mohn<br />
[wie Anm. 65] S. 403, Schlusswort):<br />
„Dürfen wir vielleicht den Befund unserer Interpretation in einen<br />
größeren Zusammenhang stellen, der darauf hindeutet, daß das<br />
96 Zu werkimmanenten Spuren der Landeskenntnis <strong>Homer</strong>s und seiner Leser s. auch<br />
Wilamowitz: Die <strong>Ilias</strong> und <strong>Homer</strong> (1916), Berlin 1966, S. 516, Register s.v. ‚Stoffliches.<br />
Ortskenntnis in der <strong>Ilias</strong>’; Wolfgang Schadewaldt: <strong>Ilias</strong>studien, (Leipzig 1938), Darmstadt<br />
1987, S. 124f. Anm. 2: „Daß der Dichter so angelegentlich die spätere völlige<br />
Vernichtung der Mauer [12,1-33] betont, führt mit Recht auf die Vermutung, daß er in<br />
der Troas lebte und dichtete, wo <strong>zu</strong> seiner und seiner Hörer Zeit keine Spur einer solchen<br />
Mauer war. Auf die gute Bekanntschaft der ganzen [im Original gesperrt] <strong>Ilias</strong><br />
mit der Troas weist, <strong>von</strong> anderem abgesehen, die recht bemerkenswerte Tatsache, daß<br />
die weitaus größte Zahl der <strong>von</strong> Orten abgeleiteten homerischen Eigennamen (38 gegenüber<br />
einem Durchschnitt <strong>von</strong> 4–5) in der Troas wurzeln“ [lies: wurzelt]; Martin L.<br />
West (Studies in the Text and Transmission of the Iliad, München 2001, S. 7, in Anm.<br />
9 mit Berufung auf Schadewaldt): „It is clear from his detailed knowledge of the landscape<br />
around Troy that the poet of the Iliad was well acquainted with the area and<br />
probably composed at least part of the poem there“ [letzteres war die Meinung des fanatischen<br />
Lokalpatrioten Demetrios <strong>von</strong> Skepsis und des auf ihn als Quelle angewiesenen<br />
Strabon, Buch 13; vgl. jetzt Alexandra Trachsel: La Troade: un paysage et son<br />
héritage littéraire. Les commentaires antiques sur la Troade, leur genése et leur influence,<br />
Basel 2007]; Herzhoff, Flußkatalog (wie Anm. 65) S. 131-135; Nünlist (wie Anm.<br />
88); s. auch die in der „Stellungnahme der Ausstellungsleitung“ (wie Anm. 6) <strong>zu</strong>sammengetragenen<br />
Argumente <strong>zu</strong>m ionischen Lebensraum <strong>Homer</strong>s; <strong>zu</strong>m ionischen, auf<br />
die [<strong>zu</strong> enge: s. Anm. 97] Linie Smyrna-Chios, also auf die Grenze Äolisch-Ostionisch<br />
weisenden Dialekt <strong>Homer</strong>s s. Rudolf Wachter: Greek dialects and epic poetry: Did <strong>Homer</strong><br />
have to be an Ionian?, in: ΦΩΝΗΣ ΧΑΡΑΚΤΗΡ ΕΘΝΙΚΟΣ. Actes du Ve Congrès International<br />
de Dialectologie Grecque (Athènes 28-30 septembre 2006). Sous la direction<br />
de M. B. Hatzopoulos avec la collaboration de Vassiliki Psilakakou, Athènes 2007<br />
(MELETHMATA 52), S. 317-328 (S. 317f. Anm. 4: „knowledge of the poet of [minor]<br />
zoological, botanical, and meteorological details“, mit Verweis auf BK [II 2, S. 53; 135 –<br />
so statt „35“ <strong>zu</strong> lesen], allerdings ohne Botanik-Beispiel).<br />
65